NIEDRIGERE GEBÜHREN BEI SOTHEBY‘S
Wenn ein Auktionshaus pokert

Im Kampf um die Gunst der Kundschaft reduziert Sotheby's die Gebühren für Käufer und Verkäufer: Erstere sollen weniger ausgeben, letztere mehr einnehmen. Die Rechnung setzt auf einen Popularitätsschub für das traditionsreiche US-Auktionshaus.

Auktionshäuser wie Sotheby's generieren einen Großteil ihrer Einnahmen über die Gebühren, die Käufer und Verkäufer zusätzlich zum gebotenen Preis entrichten; beispielsweise für ein ersteigertes Gemälde.

Insofern ist es für die Traditionsadresse kein risikofreier Schachzug, die 1979 eingeführten Regelungen zum sogenannten Aufgeld zugunsten der Kundschaft zu aktualisieren: Damit sich die verringerten Gebühreneinnahmen nicht negativ auf die Unternehmenszahlen auswirken, ist Sotheby's umso mehr auf aktive - und in ihrer Menge wachsende - Bieter angewiesen.

Die Änderungen sollen zum Montag, 20. Mai dieses Jahres in Kraft treten. Konkret sehen sie unter anderem das Wegfallen der Verwaltungsgebühr von einem Prozent vor, wie das Handelsblatt berichtet. Käufer dürfen in naher Zukunft mit einem Aufgeld von 20 Prozent rechnen, wenn ihre erstandenen Kunstwerke einen Hammerpreis von sechs Millionen US-Dollar nicht überschreiten. Tun sie das doch, werden noch zehn Prozent fällig.

Hammerpreis und doch kein Schnäppchen

Insbesondere profitieren Verkäufer von der geplanten Neuregelung des Aufgeldes: Während für Einlieferungen mit einem Schätzpreis von unter fünf Millionen US-Dollar lediglich noch zehn Prozent des letztlichen Hammerpreises anfallen, streicht Sotheby's die Verkäuferkommission für die Spanne zwischen fünf und 20 Millionen US-Dollar komplett. Wer ein Kunstwerk über Sotheby's versteigert, das selbst diesen Schätzwert noch übertrifft, streicht künftig sogar 40 Prozent vom Aufgeld des Käufers ein. In jedem Fall sind zwei Prozent Erfolgsgebühr zu entrichten, wenn ein Werk über dem vorab prognostizierten Preis unter den Hammer kommt.

Neben seinen bekanntesten Zentren in New York oder London ist Sotheby's auch in Paris, Köln oder Genf vertreten. Das 1744 gegründete US-Unternehmen betont, dass Käufer ihre Ausgaben durch das reduzierte Aufgeld um bis zu ein Viertel verringern, wodurch man sich eine umso eifrigere Gebotsabgabe erhofft. Auf deutschem Boden dürfte die neue Gebührengestaltung bei einer Auktion am Tegernsee im Juli erstmals greifen.

Traditioneller Wettbewerber von Sotheby's selbst ist das Auktionshaus Christie's, das seiner Kundschaft hinsichtlich seiner Gebührenstruktur plötzlich deutlich weniger vielversprechende Konditionen anbietet – eine Erkenntnis, die weitere Branchenvertreter zeitnah unter Zugzwang setzen könnte.

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