Das grösste Kreuzfahrtschiff der Welt
Icon of the Seas: Zwischen Extravaganz und Emission

Mit dem neuesten Prunkstück der Reederei Royal Caribbean reist eine wahre Sammlung an Superlativen derzeit durch die Karibik. Durch einen LNG-Antrieb will die Icon of the Seas auch emissionstechnisch glänzen, richtet Umweltschützern zufolge jedoch nur umso schlimmeren Schaden an.

Bereits am Wochenende ist die Icon of the Seas zu ihrer Jungfernfahrt aufgebrochen. Vom Hafen in Miami aus reist das größte Kreuzfahrtschiff der Welt derzeit durch die Karibik – allerdings darf man getrost davon ausgehen, dass das Vehikel selbst für viele Gäste die eigentliche Attraktion ihrer Reise darstellt.

Immerhin verspricht das zuständige Unternehmen Royal Caribbean den bis zu 8000 Passagieren an Bord "den besten Familienurlaub der Welt" und ist grundsätzlich nicht um Superlative verlegen, wenn es um die Ausstattung der Icon of the Seas geht: Auf dem 365 Meter langen und 67 Meter breiten Schiff entdecken Reisende den "größten Wasserpark auf See" und den "größten Swimmingpool an Bord eines Kreuzfahrtschiffes". Sollte die Sonne gerade ungünstig über dieser XXL-Variante stehen, warten sechs weitere Pool-Alternativen.

Auch eine Eislaufbahn, ein Escape Room oder ein Wasserfall sollen an Bord für Spaß und Staunen sorgen. Verteilt über insgesamt 20 Decks scheint außerdem an nahezu alle kulinarischen Vorlieben gedacht: "40 verschiedene Konzepten, die dem Begriff 'Dining' völlig neue Bedeutungen geben" stellen mehr gastronomische Vielfalt als so manch eine mittelgroße deutsche Stadt in Aussicht.

Flüssigerdgas-Antrieb ist umstritten

Die Icon of the Seas wurde im finnischen Turku gefertigt. Für die Produktion der neuen Kreuzfahrt-Referenz soll Royal Caribbean stolze zwei Milliarden US-Dollar aufgebracht haben. Dabei kamen Motoren zum Einsatz, die neben Schweröl auch Flüssigerdgas (LNG) als Antriebsstoff nutzen können. Durch das sogenannte Dual-Fuel-Prinzip will Royal Caribbean verringerte Emissionen vorweisen und spricht der Tagesschau zufolge von bis zu 24 Prozent mehr Energieeffizienz, als die Internationale Seeschifffahrtsorganisation für moderne Schiffe überhaupt fordert.

"Absolute Zero", die schiffseigene Eislauffläche (Bild: Royal Caribbean)

Allerdings: Zeitlich beinahe parallel zur Jungfernfahrt der Icon of the Seas hat US-Präsident Joe Biden den Ausbau mehrerer LNG-Terminals an den Küsten der Nation vorerst gestoppt und die Erteilung neuer Exportlizenzen ausgesetzt. Die generelle LNG-Exportpolitik soll mit aktuelleren Parametern noch einmal auf den Prüfstand gestellt werden; nicht nur aus wirtschaftlicher, sondern ebenso aus ökologischer Sicht. Das vielerorts kultivierte Image als umweltfreundlicherer Treibstoff droht dadurch weiter zu bröckeln.

Im Interview mit dem Spiegel stellt Ingenieur Stig Eriksen das Flüssigerdgas als eine Art Zwischenstation auf dem Weg zu "neuen alternativen Kraftstoffquellen" dar; mittelfristiges Ziel von Royal Caribbean sei demnach die emissionsbezogene "Netto-Null".

Der Naturschutzbund Deutschland kritisiert dagegen, dass die bei der LNG-betriebenen Schifffahrt entstehenden Methan-Emissionen noch klimaschädlicher als CO2 sind. Bryan Comer vom International Council on Clean Transportation (ICCT) stimmt zu, dass sich der Kohlenstoffdioxidausstoß auf diese Weise in der Tat verringern lässt – hinsichtlich der Auswirkungen auf das Klima sei es insgesamt aber "ein Schritt in die falsche Richtung".

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