KADEWE OFFENBAR VOR INSOLVENZVERFAHREN
Mehr Fernost im Kaufhaus des Westens?

| Redaktion 
| 28.01.2024

Die Schieflage der österreichischen Signa Holding macht sich nun auch im Kaufhaus des Westens bemerkbar: Angeblich bereitet sich die Gruppe hinter der deutschen Einkaufsikone auf ein Insolvenzverfahren vor, während die Augen gespannt auf den thailändischen Mehrheitsgesellschafter gerichtet sind.

Das Kaufhaus des Westens in Berlin-Schöneberg ist das bekannteste seiner Art in ganz Deutschland. Eine inzwischen fast 120-jährige Geschichte wird in zahlreichen Dokumentationen nachgezeichnet; erst 2021 produzierten Constantin und UFA die sechsteilige Serie "Eldorado KaDeWe – Jetzt ist unsere Zeit" für das Erste. Neben dem 60.000-Quadratmeter-Prunkstück in der Hauptstadt unterhält die verantwortliche KaDeWe Group auch das Alsterhaus in Hamburg und den Oberpollinger in München.

Im November verriet Michael Peterseim, Chef der KaDeWe Group, dem Merkur im Interview, dass das "Rekordjahr" 2022 noch einmal übertroffen werden konnte und zuletzt ein Jahresumsatz von etwa 800 Millionen Euro zu verzeichnen war. Auch der Gewinn sei gestiegen; schwarze Zahlen wollte Peterseim hingegen nicht klar bestätigen. Die Gründe für die am Wochenende immer lauter werdenden Gerüchte um ein Insolvenzverfahren liegen jedoch andernorts.

Signa-Krise kommt im KaDeWe an

Die KaDeWe Group gehört zu 49,9 Prozent der krisengebeutelten Signa Holding. Das österreichische Immobilien- und Handelsunternehmen wurde vom Investor René Benko gegründet, der im vergangenen November von seinem Amt als Beiratsvorsitzender zurückgetreten ist. Im selben Monat meldeten sowohl Signa als auch mehrere Tochtergesellschaften Insolvenz an. Wie Capital berichtet, könnte sich die KaDeWe Group nun anschließen.

Aus Unternehmenskreisen hat das Wirtschaftsmagazin demnach in Erfahrung gebracht, dass ein entsprechender Antrag bereits Anfang der Woche in Berlin gestellt werden soll. Eine Stellungnahme von offizieller Seite lag am Sonntag noch nicht vor. Im Merkur-Interview gab sich Gruppenchef Peterseim seinerzeit noch beruhigt und betonte: "Für unsere Strategie und unser Tagesgeschäft haben wir uns auf gesellschaftlicher Ebene schon immer mit der Central Group besprochen. Es gibt auch keine finanziellen Abhängigkeiten zwischen uns und Signa."

Was wird vom Mehrheitsgesellschafter erwartet?

Besagte Central Group hält 50,1 Prozent an der KaDeWe Group und wird von der thailändischen Familie Chirathivat geführt, die zu den reichsten ihrer Heimat zählt. Ihr Firmenimperium erstreckt sich über Hotels, Gaststätten oder Immobilien, wobei ein Schwerpunkt auf Einkaufsmöglichkeiten liegt. Nicht erst mit Bekanntwerden der geplanten Insolvenz gilt die Central Group vielen als naheliegender neuer Eigentümer der bisherigen Signa-Anteile; Michael Peterseim wollte im November nicht dahingehend spekulieren.

Die Signa-Schieflage geht für die thailändischen Unternehmer auch mit Potenzial einher: Capital mutmaßt, dass die Central Group den Zeitpunkt zum vergünstigen Erwerb der Anteile oder aber diese "als Druckmittel in Verhandlungen mit den Insolvenzverwaltern" nutzen könnte.

Eine Neuverhandlung der kostspieligen Mietverträge mit der Immobiliensparte der Signa Holding sei demzufolge ebenso denkbar. In jedem Fall sagte die Central Group den etablierten Einkaufsadressen in Deutschland bereits letztes Jahr die notwendige Unterstützung zu, "unabhängig von der Position unseres Joint-Venture-Partners" – eingefleischte KaDeWe-Fans dürfen sich also Hoffnung machen, den 120. Geburtstag der Berliner Institution tatsächlich vor Ort zu feiern.

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