ENERGIEEFFIZIENZ IN EUROPA
Immobilien: Deutschland steckt voller energetischer Sanierungsfälle

Offenbar können sich Hausbesitzer in Deutschland glücklich schätzen, dass verpflichtende EU-Pläne zur Energieeffizienz zunächst vom Tisch sind: Eine aktuelle Studie legt nahe, dass der Sanierungsbedarf enorm gewesen wäre – und mittelfristig unausweichlich ist.

Bereits im letzten Monat rückte die Europäische Union von ihren Plänen ab, dass alle Wohngebäude bis 2030 mindestens die Energieeffizienzklasse E erreichen sollen. Viele Immobilien, die in diese Kategorie fallen, erfüllen die Kriterien der Energieeinsparverordnung nur noch mit Biegen und Brechen. Besagtes Wunschziel ist jedoch genauso vom Tisch wie die zeitweise diskutierte Sanierungspflicht, die insbesondere unter Hausbesitzern auf wenig Gegenliebe stieß.

Eine aktuelle Studie von immowelt unterstreicht nun, wie groß ein verpflichtender Sanierungsbedarf bei einer 2030-Deadline eigentlich gewesen wäre: Unter allen Inseraten des letzten Jahres auf der Online-Immobilienplattform, die eine Angabe zur Energieeffizienzklasse enthielten, fällt diese bei 35,8 Prozent schlechter als E aus. Während der Anteil mit F-, G- oder H-Klassifizierung bei Wohnungen lediglich 14,1 Prozent beträgt, war es bei den Einfamilienhäusern gleich jedes zweite.

Klarheit um Förderprogramme essenziell

Demnach konnten lediglich 6,2 Prozent aller inserierten Immobilien eine A-Bewertung für ihre Energieeffizienz verbuchen. Auch ohne EU-Pflicht kommt immowelt-Geschäftsführer Felix Kusch zum logischen Schluss, dass "bei deutschen Wohnimmobilien ein enormer energetischer Sanierungsbedarf" herrscht. Er führt aus: "Die mitunter hohen Kosten für eine energetische Sanierung schrecken jedoch viele Immobilienbesitzer ab und der zwischenzeitliche Stopp mehrerer Förderprogramme im Zuge der Haushaltskrise hat für zusätzliche Verunsicherung gesorgt."

Statt Energieeffizienzklasse E bis 2030 vorzuschreiben, hat sich die EU-Kommission vergangenen Monat darauf geeinigt, dass der durchschnittliche Energieverbrauch im Gebäudebereich bis 2030 um 16 Prozent sinken soll, ehe für 2035 bereits 22 Prozent angepeilt werden. Auch deshalb ist es hilfreich, dass „die Bundesregierung nun Klarheit bei der Förderung geschaffen hat", stellt Kusch fest. „Für mehr Investitionen in energetische Sanierungen sind Planbarkeit und Verlässlichkeit der Förderprogramme für Eigentümer essenziell."

Vulkaneifel: Energieeffizienz ist Neuland

Besonders schlecht ist es um die Energieeffizienz in strukturschwachen Gegenden bestellt, wie der immowelt-Bericht nahelegt. Als eher unrühmliche Spitzenreiter haben sich dabei der rheinland-pfälzische Landkreis Vulkaneifel und der nordbayerische Landkreis Kronach hervorgetan: Jeweils 76,1 der hier angebotenen Immobilien verpassen eine E-Klassifizierung. Vervollständigt wird das Podium vom Landkreis Mansfeld-Südharz in Sachsen-Anhalt, wo 72,1 Prozent ein F, G oder H einfahren.

Um einen generellen Kontrast zwischen Westen und Osten scheint es sich grundsätzlich im Übrigen keineswegs zu handeln: In Rostock (7,9 Prozent), Schwerin (8,3 Prozent) und Leipzig (8,9 Prozent) waren die wenigsten Immobilien mit einer der drei schlechtesten Einstufungen zu finden. immowelt führt diesen Umstand vor allem auf umfangreiche Sanierungen im Zuge der deutschen Wiedervereinigung zurück.

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