"Wir haben der GDL die Hand gereicht; sie antwortet mit einem sechstägigen Streik. Obwohl wir große Zugeständnisse gemacht haben, ist die Lokführergewerkschaft noch nicht einmal dazu bereit, mit uns zu verhandeln", beklagt Anja Bröker, Konzernsprecherin der Deutschen Bahn, in einem offiziellen Statement.
Dem gegenüber erklärt GDL-Chef Claus Weselsky im Interview mit dem ZDF, dass er erst wieder am Verhandlungstisch Platz nehme, wenn er das unterbreitete Angebot als wertig genug erachtet und es "keine Einschränkung beinhaltet". Er moniert: "Eine Einigung im Verhandlungsweg ist ausgeschlossen, wenn jemand auf der anderen Seite sitzt und sagt, ich verhandle darüber nicht."
Eine schier endlose Vorwurfsspirale, beharrliche vertretene Forderungen und frustrierte Beobachter: Die aktuelle Lage im Tarifstreit zwischen der Deutschen Bahn und der Lokführergewerkschaft als festgefahren zu bezeichnen, drängt sich auch angesichts eines Mittwoch anlaufenden Streiks regelrecht auf.
Angebot mit Kleingedrucktem?
"Dabei liegt ja jetzt alles auf dem Tisch", bekräftigt Bröker vor Pressevertretern am Dienstag. "Ein großzügiges Angebot von bis zu 13 Prozent und auch ein Angebot in der Hauptforderung, nämlich Arbeitszeitverkürzung bei gleichem Gehalt. Es ist jetzt an der Zeit, zusammenzukommen, zu verhandeln und Kompromisse zu finden". Dazu sei die Deutsche Bahn "zu jeder Zeit, an jedem Ort", bereit.
Weselsky bescheinigt der Gegenseite jedoch ein „sehr geschicktes" Vorgehen, was das vorgelegte Angebot betrifft. Er erläutert: "13 Prozent sind es erst geworden, nachdem man anbietet, eine Stunde Wochenarbeitszeit abzusenken. Doch die Absenkung wird nur dann vollzogen, wenn genügend Personal an Bord ist."
Dass die Absenkung der Wochenarbeitszeit im direkten Bereich wegen einem Fachkräftemangel schädlich sei, bezeichnet Weselsky als "Mär" und führt aus: "Wir haben seit zehn Jahren strukturell schon die ganze Zeit Mangelwirtschaft". Inwieweit genau derzeitiger Personalmangel deshalb weniger ins Gewicht fällt, erklärt der GDL-Chef dem ZDF gegenüber nicht.
Maßloses Missverhältnis
Anja Bröker gibt zu bedenken: "Im Güterverkehr, da ist so ein langer Streik von sechs Tagen auch ein Streik gegen die deutsche Wirtschaft. Wir haben vor allem die versorgungsrelevanten Züge im Blick; da geht es um die Versorgung der Kraftwerke, der Raffinerien – DB Cargo wird alles versuchen, das sicherzustellen. Aber ganz klar wird es Auswirkungen haben auf die Lieferketten. Und das ist ein Streik gegen den Standort der Wirtschaft hier in Deutschland."
Aus Konzernsicht verhalte sich die GDL "maßlos". Lediglich 14 Stunden lang sei in der aktuellen Tarifrunde verhandelt worden, dem stünden bislang jedoch schon 120 Stunden Streik gegenüber. "Das ist ein Missverhältnis, das steht in keinem Vergleich", resümiert Bröker mit Blick auf die 136 weiteren Stunden, die bis Montag folgen sollen. Für jede Stunde Verhandlung hätte es rechnerisch dann etwa 18 Stunden Streik gegeben.
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