Aufrüstung: Deutschland will Panzerproduktion verdoppeln

| Redaktion 
| 03.01.2024

Vor dem Hintergrund des beinahe zwei Jahre andauernden Konflikts in der Ukraine möchte die deutsche Rüstungsindustrie die Produktion verschiedener Waffentypen entschieden ankurbeln.

Unter Berufung auf Branchenkreise berichtet das Handelsblatt, dass die deutsche Rüstungsindustrie eine deutlich verstärkte Produktion anstrebt. Namhafte Akteure wie KMW, Rheinmetall oder Diehl wollen demnach vor allem die Herstellung von gepanzerten Fahrzeugen oder unterschiedlichen Munitionstypen vorantreiben.

So soll zum Beispiel die Produktion von Leopard-Kampfpanzern verdoppelt werden, was etwa 100 Fahrzeugen pro Jahr entsprechen würde. Diehl rechnet demzufolge mit einer verdreifachten Herstellung des Flugabwehrsystems Iris-T, während statt wie bisher 100.000 bis zu 250.000 Artilleriegranaten pro Jahr angepeilt werden. Auch, da die Details teilweise der Geheimhaltung unterliegen, bleiben die Angaben von offizieller Seite bislang unkommentiert.

Öffentlich bekannt ist dagegen die Auswirkung auf den Kurs der Rheinmetall-Aktie: An einem insgesamt durchwachsenen Jahresauftakt an der deutschen Börse konnte das Wertpapier des Rüstungsunternehmens um 4,25 Prozent zulegen und damit zumindest kurzzeitig die 300-Euro-Marke knacken – eine Premiere.

Partner in unsicheren Zeiten

Wenig überraschend gelten die anhaltenden Kriegshandlungen in der Ukraine als Antreiber der erhöhten Rüstungsbemühungen. „In erster Linie" sollen die Waffen der zuletzt vielfach für ihren schlechten Ausrüstungsbestand kritisierte Bundeswehr zugutekommen. Daneben gehen sie allerdings auch an Nato-Verbündete wie die Slowakei oder Norwegen, die ihre Bestände angesichts eigener Ukraine-Abgaben wieder aufstocken wollen. Eine „Mehrzahl" der produzierten Munitionslieferungen soll direkt in die Ukraine gehen.

Der Handelsblatt-Artikel weist darauf hin, dass die zusätzlichen Anstrengungen der deutschen Rüstungsunternehmen keineswegs für die Deckung des international angemeldeten Gesamtbedarfs sorgen. EU-Staaten und die Ukraine haben demnach angemeldet, allein fünfeinhalb Millionen Artilleriegranaten zu benötigen.

„Wir müssen in der Lage sein, Krieg, einen Abwehrkrieg, einen Verteidigungskrieg führen zu können, damit wir es am Ende nicht müssen", erklärte Boris Pistorius der Welt im Oktober. Der Verteidigungsminister dürfte zumindest insgeheim auch vor dem Hintergrund einer unsicheren US-Unterstützung für stärkeres deutsches Engagement werben: Selbst unter Präsident Biden gehen viele Beobachter mittelfristig von einem Rückgang des Ukraine-Supports aus, der bei einer zweiten Trump-Amtszeit umso drastischer ausfallen dürfte.

Kommentar schreiben

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV