Retail: Fehlende Nachhaltigkeit schadet Umsätzen

| Redaktion 
| 09.10.2023

Einer aktuellen Studie zufolge hemmt es das Kaufverhalten von 27 Prozent der Konsumenten, wenn sie im Händlerregal keine nachhaltig hergestellte Variante ihres Wunschprodukts vorfinden.

Beinahe die Hälfte wäre bereit, für entsprechende Artikel mehr zu zahlen – das Vertrauen in dazugehörige Labels allerdings scheint ausbaufähig.

Gemeinsam mit dem unabhängigen Marktforschungsinstitut Innofact hat die Unternehmensberatung Simon-Kucher im August eine repräsentative Erhebung durchgeführt, bei der 614 Konsumenten in Deutschland etwa „zu Nachhaltigkeitskriterien, Kaufkriterien und Zahlungsbereitschaft“ im Einzelhandel befragt worden sind.

Haupterkenntnis der Studie: Fast ein Fünftel aller Befragten (19 Prozent) kauft weniger ein, falls keine nachhaltigen Produkte vorrätig sind. Für immerhin acht Prozent ist eine solche Sortimentslücke sogar ein Grund, das Geschäft ganz ohne getätigten Einkauf zu verlassen.

Deutlich größer ist der Anteil der Befragten, der im Interesse der Nachhaltigkeit tiefer in die Tasche greifen würde. So signalisieren durchschnittlich 43 Prozent die Bereitschaft, für entsprechend produzierte Waren einen Aufpreis im Vergleich zur Standardvariante zu zahlen. Besondere Akzeptanz gegenüber angepassten Konditionen herrscht beispielsweise in den Sektoren Mode (50 Prozent), Kosmetik (49 Prozent) und Unterhaltungselektronik (48 Prozent). Immerhin 41 Prozent der Befragten hingegen würden für nachhaltige Lebensmittel mehr Geld ausgeben.

Skepsis wegen Greenwashing und Etikettenschwindel

Das wachsende Nachhaltigkeitsbewusstsein der Kundschaft schlägt sich nicht nur in der steigenden Nachfrage, sondern auch im skeptischen Nachfragen nieder: Laut Studie hegen 39 Prozent der Befragten Zweifel an der Händlerglaubwürdigkeit, wobei die Mode- und Kosmetiksegmente auch hier die ersten beiden Plätze unter sich ausmachen (45 beziehungsweise 41 Prozent; Lebensmittel ebenso 41 Prozent). Gleichzeitig geben zum Beispiel im Modebereich ganze 58 Prozent an, die Nachhaltigkeitsmaßnahmen ihrer Händler gar nicht erst benennen zu können.

Ebenfalls 39 Prozent stellen die Legitimität von Nachhaltigkeitslabels infrage, wobei sich vor allem Lebensmittel und Kosmetikprodukte (jeweils 44 Prozent) dem Verdacht des Greenwashing ausgesetzt sehen. Das größte Potential zur Steigerung der Nachhaltigkeit sehen die Befragten dagegen in der Mode- und Lebensmittel-Branche (77 beziehungsweise 76 Prozent).

„Nachhaltigkeit ist ein Mega-Trend, der von Kundenpräferenzen getrieben wird. Diese Nachfrage nicht abzubilden, ist fatal für den Handel“, resümiert Dr. Tobias Maria Günter, seines Zeichens Partner und Head of Retail bei Simon-Kucher. Wer kein dahingehend abgestimmtes Sortiment anbietet, werde Günter zufolge „abgestraft“ – allerdings sei es wichtig, dass entsprechende Initiativen stets „kundenrelevant, nachweisbar und korrekt“ sind.

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