Vergangene Woche kam es zum Knalleffekt in Hamburg. Die Schweizer Reederei MSC will sich mit knapp der Hälfte der Anteile am Hafenlogistiker HHLA, sprich am Hamburger Hafen beteiligen. Während es bisher stets geheißen hatte, der Hafen stünde nicht zum Verkauf, hat sich nun herausgestellt, dass hinter den Kulissen schon längst verhandelt wurde. Der Einstieg der MSC erzürnte auch den bisherigen bevorzugten maritimen Partner Hamburgs, die Hapag-Lloyd. Immerhin ist der Konzern auch der größte Kunde des Hamburger Hafens. Allen Kritikern gemein scheint dabei ein Punkt zu sein: Die Undurchsichtigkeit des Kopfes hinter MSC, dem italienischen Multimilliardär Gianlugi Aponte.
Es beginnt wie im Märchen
Aponte stieg seit den 60ern vom Seemann zum Weltmarktführer der Reedereien auf. Er steuert die größte Handelsflotte und beschäftigt über 100.000 Mitarbeiter. Sein Hauptquartier in Genf bietet einen Panoramablick auf eine Bergkulisse bietet. Doch der 83-jährige träumt ständig vom Meer, wie es in früheren Medienberichten heißt.
Die offizielle Lebensgeschichte, die Aponte erzählt, klingt wie ein Märchen: Ein einfacher Schiffskapitän aus Neapel trifft die schöne Schweizer Bankierstochter Rafaela Diamant. Er zieht bald zu ihr nach Genf, wo er zuerst im Bankenwesen einsteigt und danach mit seiner Frau einen Kredit für das erste Schiff aufnimmt. Dann nahmen die Dinge ihren Lauf. Ein Dampfer nach dem anderen kam dazu.
Risikobereit, schnell und mit persönlichem Anstrich
Schnell wird er für seine Risikobereitschaft und sein Talent im Schiffshandel bekannt. Doch Fragen zur Finanzierung seiner Geschäfte bleiben immer unbeantwortet, was ihm auch die Schweizer Diskretion ermöglicht.
Dennoch respektieren viele Geschäftspartner Aponte als traditionellen Kaufmann. Denn bei MSC liefen die Verhandlungen mit Kunden immer noch persönlich, im Gegensatz zu anderen Reedereien, die sich auf Automatisierung verlassen. Aponte gilt als rigoroser Preisbrecher. Seine Preisstrategien führten zu Spannungen mit Konkurrenten, endeten aber stets in einer profitablen Allianz. Heute schätzt Forbes sein Vermögen auf 29,4 Mrd. Dollar. Damit gehört der Italiener zu den reichsten 80 Menschen der Welt.
Das Kreuzfahrtschiff-Business als zweite Säule
Parallel zur Schifffahrt hat Aponte das Kreuzfahrtgeschäft viel eingebracht. Trotz einiger Anfangsschwierigkeiten steht MSC Cruises heute mit seiner Flotte an schwimmenden Spaßpalästen äußerst gut da.
Insgesamt bleibt der stets elegant gekleidete Gianluigi Aponte eine enigmatische Figur in der Schifffahrtsbranche. Es scheint so, als ob er sich in seiner Gebarung an das Motto des englischen Hochadels hält: „Never explain, never cumplain“. Erkläre dich niemals, beschwere dich niemals. Sein Einstieg in den Hamburger Hafen wird auch weiterhin für Spekulationen sorgen.
Facts: So soll der Hafendeal ablaufen
Der Plan, welcher von MSC und der Stadt Hamburg entworfen wurde, um die Großreederei als Teilhaber des Hamburger Hafens (HHLA) zu integrieren, gestaltet sich wie folgt: Zunächst beabsichtigt MSC, durch eine Tochterfirma die HHLA-Aktien zu erwerben, die etwas über 30 Prozent des Gesamtkapitals repräsentieren. Das Unternehmen schlägt den ungebundenen Aktionären einen Kaufpreis von 16,75 Euro je Aktie vor, welcher einen spürbaren Anstieg gegenüber der letzten Börsenbewertung von unter 12 Euro darstellt. Diese Aktien sollen anschließend in eine Besitzergesellschaft übertragen werden. Dort wird auch die Stadt Hamburg ihren knapp 70-prozentigen HHLA-Anteil einfließen lassen. Abschließend wird MSC 49,9 Prozent und die Stadt Hamburg 50,1 Prozent der HHLA-Anteile halten.
Kommentar schreiben