Der Franzose Lionel Souque, Geschäftsführer des Handels- und Touristikkonzerns Rewe äußert sich zum Match zwischen Handel und Industrie im Geschäft mit den Lebensmitteln. In einem Interview in der Wirtschaftswoche wirft er den Herstellern vor, immer weniger an den Endkunden zu denken, und das trotz der Teuerung, mit der die Konsument:innen zu kämpfen haben. „Klar, es wollte schon immer jeder für sich das Beste herausholen. Die Gespräche waren auch früher sportlich“, sagt er zu den Preisverhandlungen zwischen den beiden Parteien. „Im Grunde ging es da aber nur um ein, zwei Prozent. Heute ist es ganz anders. Auf einmal wollen manche 30 Prozent mehr.“
Der Retter der Preise?
Diesen Kandidaten unterstellt er, aus der Inflationswelle Profit schlagen zu wollen: „Offenbar haben einige internationale Konsumgüterkonzerne das Gefühl, in Deutschland nicht genug Rendite zu machen.“ So schütteten viele dieser Big Player seit 20 Jahren immer mehr Dividende aus. Das sei schön für die Aktionäre, dürfe aber nicht auf dem Rücken der Verbraucher geschehen. Daher setze man Grenzen, denn die Kunden machten irgendwann nicht mehr mit. „Hätten wir nicht so hart verhandelt, wären die Lebensmittelpreise in den vergangenen Monaten doppelt so stark gestiegen.
Multis wie Procter & Gamble, Unilever und Nestlé ginge es hervorragend, so Souque. Er würde erwarten, dass sie nun auch die Preisentspannungen, die Kostensenkungen weitergeben. Doch das sei nicht der Fall.
Aus der Prospekte erinnert an Aus der Plastiktüten
Die Entscheidung, seit Anfang Juli auf sämtliche Werbeprospekte aus Papier zu verzichten, begründet der Manager damit, dass man das Thema Nachhaltigkeit ernst nehme. „Wenn wir unsere CO²-Ziele erreichen wollen, können wir nicht weiterhin eine Mrd. Prospekte pro Jahr drucken und verteilen, von denen viele direkt im Müll landen. Die Diskussion um das Ganze erinnert ihn an die Abschaffung der Plastiktüten vor einigen Jahren.
Auch damals ist die Rewe vorgeprescht, auch damals war der Schritt umstritten. Doch später hätten die anderen Händler nachgezogen und irgendwann kamm auch ein Gesetz, das sie verbot. Bei den Prospekten könnte es nun ähnlich lauten, vermutet Souque.
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