Laut einem neuen Berechnungsmodell von Forschern der Technischen Universität München (TUM) ist das Heizen und Kochen mit Erdgas oft klimaschädlicher als bisher gedacht. Das Modell der Bayern bezieht auch die großen Gasmengen mit ein, die ungenutzt in die Atmosphäre entweichen.
25 Nationen untersucht
Für das neue Modell haben die Experten die Hightech-Messstation für die Erfassung von CO2, Methan und Kohlenmonoxid sowie Laserspektrometer für Vor-Ort-Messungen von Methan genutzt und alle Variablen in dem eigens entwickelten Berechnungsmodell zusammengeführt.
Für alle 25 untersuchten Nationen wird deutlich: "Durch die Einbeziehung der Leckagen und unvollständigen Verbrennungen wird insgesamt ein geringerer Anteil an erneuerbaren Energiequellen im Strommix benötigt, als bisher angenommen", so TUM-Forscherin Jia Chen.
Deutschland ohne Empfehlung
Den Fachleuten nach ist es für die meisten Nationen bereits deutlich früher möglich, aus Aspekten des Klimaschutzes auf Elektrizität anstelle von Gas zu setzen. So könnte Kanada zum Beispiel mit seinem hohen Anteil an Wasserkraft aus reinen Klimaschutzgründen bereits heute für das Heizen und Kochen komplett auf Elektrizität setzen. In China hingegen sieht es anders aus: Denn die Kohleverbrennung dominiert dort im Strommix, sodass durch die Verwendung von Elektrizität bei identischer Energiemenge mehr Kohlenstoff ausgestoßen wird als bei der Verbrennung von Erdgas.
Für Deutschland gibt es derzeit trotz des stark zunehmenden Anteils an Wind- und Solarenergie noch keine klare Empfehlung für Elektrizität, betonen die Forscher. Für 18 von 25 betrachteten Staaten ist Elektrizität im Vergleich mit Gas aktuell noch nicht klimafreundlicher, darunter Staaten wie Spanien, Italien, die Niederlande, Japan und Australien.
Ein Blick auf die Diagramme der TUM-Wissenschaftler zeigt jedoch deutlich, dass für viele der untersuchten Nationen Elektrizität schon bald die klimafreundlichere Alternative sein wird, da kontinuierlich in den Ausbau erneuerbarer Energien investiert wird, heißt es abschließend.
www.tum.de
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