"Mit unserer Software können Sie all die Dinge tun, die Sie in Excel schon immer tun wollten"

Im LEADERSNET-Interview sprechen die SeaTable-Gründer Ralf und Christoph Dyllick-Brenzinger über die Motive der Unternehmensgründung, auf welche Art sich ihrer Meinung nach das "Excel der Zukunft" von anderen SaaS-Lösungen unterscheidet und wohin die weitere Reise gehen könnte. 

Datenmengen erfassen, sortieren oder organisieren: Für lange Zeit galt das Programm Excel als "Go-To"-Tool für Büroangestellte. Für die Gründer von SeaTable dürfte die Lösung von Microsoft wohl eindeutig zu mangelhaft für anfallende Bürotätigkeiten gewesen sein. Da für die Unternehmer die Nutzerfreundlichkeit und Funktionialität gleichermaßen im Vordergrund steht, haben sie sich diesem Problem angenommen und mit SeaTable ein "besseres" Excel auf den Markt gebracht.

LEADERSNET: Woher stammt die Idee für SeaTable?

Ralf und Christoph Dyllick-Brenzinger: Die Idee stammt von unseren heutigen chinesischen Mitgesellschafter:innen, die wir 2017 durch einen glücklichen Zufall kennenlernten. Damals ging es darum, als weltweiter Vertriebspartner für die Filesharing-Lösung Seafile tätig zu sein, was wir auch heute noch parallel mit der Datamate GmbH & Co. KG sind.

Zwei Jahre später waren wir beide in Peking, um die weitere Zusammenarbeit zu besprechen, und wurden von unseren chinesischen Partner:innen in die Pläne für unsere Innovation eingeweiht. Die Idee: In einem deutsch-chinesischen Joint Venture SeaTable zu entwickeln und zu vermarkten. Während eines Spaziergangs am Ufer des Pekinger Houhai-Sees fiel für uns die Entscheidung, dass wir diese Idee umsetzen wollen.

LEADERSNET: Wenn Sie von Ihrer Innovation sprechen, fällt die Bezeichnung "Excel der Zukunft". Wie genau kann man sich die Funktionsweise von SeaTable vorstellen?

Ralf und Christoph Dyllick-Brenzinger: Viele Unternehmen nutzen Excel im Vertrieb für Kundendaten, im Marketing für Redaktionspläne oder in der Personalabteilung für die Mitarbeiter- und Arbeitszeiterfassung, obwohl Excel keine Datenbank und schon gar kein Kollaborationstool ist. Excel-Tabellen werden für alles Mögliche zweckentfremdet, meistens noch per E-Mail herumgeschickt, nur von einer Person bearbeitet und schließlich wieder aufwändig zusammengeführt. Das kostet viel Zeit und ist total ineffizient. 

Mithilfe von SeaTable können Nutzer:innen all die Dinge tun, die Sie in Excel schon immer tun wollten: Mit über 20 Spaltentypen, die alle gängigen Datenformate abdecken, kann man jede Art von Information sowie Bilder und Dateien erfassen. Leicht anzuwendende Filter, Sortierungen und Gruppierungen bringen Ordnung in die Daten und grafische Plugins wie zum Beispiel Kalender, Kanban-Boards oder Statistiken visualisieren die Daten mit wenigen Klicks. Man kann alle Änderungen nachverfolgen, Datensätze in verschiedenen Tabellen verknüpfen, automatisch E-Mails versenden und Dokumente erstellen. Und das Beste: In SeaTable kann ein Team die gesamten Daten zu einem Projekt oder Thema an einem einzigen Ort bündeln und über Ansichten, Freigaben und Berechtigungen genau steuern, wer welche Daten sehen und bearbeiten kann. Diese und andere Funktionen erleichtern die Zusammenarbeit im Team enorm und machen die Arbeitsweise wesentlich effizienter.

LEADERSNET: Wie sind Sie bei der Unternehmensgründung vorgegangen?

Ralf und Christoph Dyllick-Brenzinger: Die SeaTable GmbH ist bereits unsere zweite gemeinsame Firma – von daher ist uns die Gründung nicht schwergefallen. Nachdem wir die Details mit unseren chinesischen Partner:innen geklärt hatten, begannen direkt die Vorbereitungen und seit Juli 2020 sind wir mit der SeaTable GmbH am Start.

LEADERSNET: Wie lange hat es gedauert, bis sich aus der Idee ein tatsächliches Geschäftsmodell entwickelt hat?

Ralf und Christoph Dyllick-Brenzinger: Das ging tatsächlich sehr schnell, da wir beide aus der Unternehmensberatung kommen und zuvor schon die Firma Datamate mit einem ähnlichen Geschäftsmodell gegründet hatten. Zunächst einmal war es wichtig, den Markt für SeaTable zu analysieren, uns mit den Wettbewerber:innen zu beschäftigen und unsere Alleinstellungsmerkmale herauszuarbeiten. Besonders auffällig ist natürlich, dass der europäische Markt von Softwarehersteller:immem aus den USA beherrscht wird, die nicht an europäische Datenschutzbestimmungen gebunden sind. Für viele in Europa angesiedelte Unternehmen ist dies ein nicht zu vernachlässigendes Kriterium bei der Einführung neuer Software-Lösungen.

Daher haben wir uns für einen rein europäischen Weg entschieden, bei dem wir auf die großen, bekannten Infrastruktur-Anbieter AWS, Microsoft, Google, Digital Ocean etc. verzichten. Neben unserer Public Cloud (SeaTable Free, Plus oder Enterprise), die in deutschen Rechenzentren von Exoscale gehostet wird, bieten wir unseren Kund:innen deshalb auch eine Dedicated Cloud sowie die Installation auf ihren eigenen Servern an. Damit schaffen wir einen Mehrwert für Unternehmen, denen es wichtig ist, die eigene Datenhoheit zu behalten, und heben uns vom derzeitigen Wettbewerb klar ab.

LEADERSNET: Was waren die wichtigsten Schritte von der Gründung bis hin zum Launch der SeaTable-Plattform?

Ralf und Christoph Dyllick-Brenzinger: Neben den gängigen Formalitäten der Gründung und der eigentlichen Entwicklung unserer Software galt es natürlich auch unseren Auftritt nach außen, den Aufbau des Teams sowie alle internen Prozesse genauestens zu planen, sodass wir einen reibungslosen Start im Juli 2020 hinlegen konnten. Am Anfang haben wir primär an unserer Webseite gearbeitet, Serveranbieter:innen und Preise für die SeaTable Cloud definiert und die ersten Marketinghebel in Bewegung gesetzt.

Unsere Nutzer:innen sollten sich vom ersten Tag an bestens aufgehoben fühlen und im Mittelpunkt der Entwicklung stehen. Dies macht sich seit dem Go-live nicht nur durch eine geringe Abmelderate bemerkbar, sondern auch durch eine hohe Nutzerzufriedenheit im direkten Kontakt und auf allen gängigen Bewertungsplattformen. Im ersten Jahr konnten wir bereits mehr als 100.000 Downloads und mehr als 100.000 Cloud-Nutzer:innen verzeichnen, was uns wahnsinnig stolz macht.

LEADERSNET: Mit welchen Herausforderungen waren Sie im Zuge des Programmiervorgangs konfrontiert?

Ralf und Christoph Dyllick-Brenzinger: Da das Entwicklungsteam in Peking sitzt und wir in Deutschland, gibt es ein paar kulturelle Unterschiede: Etwas zugespitzt könnte man sagen, dass wir Deutschen detailverliebt, ja fast perfektionistisch sind, während unsere chinesischen Partner:innen gerne auf Hochtouren entwickeln und sich schnell dem nächsten coolen Feature zuwenden. Die jeweilige Herangehensweise hat auch etwas mit dem beruflichen Hintergrund zu tun – denn wir betrachten SeaTable eher aus einer vertrieblich-ökonomischen Perspektive, wohingegen unsere chinesischen Partner:innen technisch denken. Wir sind in einem permanenten Abstimmungsprozess und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Alle zwei Monate veröffentlichen wir neue Versionen mit weiteren Funktionen und Verbesserungen, die sich eng an den Bedürfnissen unserer Kund:innen orientieren.

LEADERSNET: Gibt es Dinge, die Sie im Zuge des Programmiervorgangs oder im Rahmen der Unternehmensgründung, zum jetzigen Zeitpunkt, anders machen würden?

Ralf und Christoph Dyllick-Brenzinger: Zum Glück haben wir bisher keine schwerwiegenden Fehlentscheidungen getroffen, aber man lernt immer dazu. In der Vergangenheit haben wir zum Beispiel mit externen Dienstleister:innen aus den Bereichen Personalvermittlung, Marketing und Vertrieb zusammengearbeitet, die nicht unsere Erwartungen erfüllen konnten. Heute rekrutieren wir unsere Mitarbeiter:innen zu 100 Prozent selbst und geben auch im Marketing kaum noch Themen aus der Hand. Das ist authentischer und kommt draußen viel besser an. Der Erfolg gibt uns Recht: Mittlerweile haben wir es ohne externe Hilfe geschafft, qualifizierte Mitarbeitende für unser Unternehmen zu gewinnen, eine hohe Reichweite über eigene Marketingkanäle aufzubauen und mit einem leistungsstarken Vertrieb rasches Wachstum zu generieren.

LEADERSNET: Worin unterscheidet sich Ihr Unternehmen von anderen SaaS-Lösungen in diesem Bereich?

Ralf und Christoph Dyllick-Brenzinger: SeaTable ist ein Software-Baukasten, mit dem man sich ohne Programmierkenntnisse sofort seine ganz individuellen Anwendungen zusammenklicken kann. Eine ergebnisoffene Software, die mit den Anforderungen der Nutzer:innen oder Unternehmen mitwächst und keinen klar definierten Lösungsweg vorschreibt. Die Anwendungsfälle sind grenzenlos und sehen immer anders aus – hier geht Probieren über Studieren. Man kann Informationen aller Art in SeaTable erfassen, organisieren und auswerten und Prozesse im Handumdrehen automatisieren.

Ein weiteres großes Thema ist Big Data: SeaTable kann in einer Tabelle mehrere Millionen Zeilen, also eine schier unendliche Menge an Daten erfassen, was bei anderen Produkten auf dem Markt nicht möglich ist. Als Kollaborationstool ermöglicht es ein komplett neues und effizientes Arbeiten im Team. Zudem kann man SeaTable nicht nur als DSGVO-konformes Cloud-Produkt nutzen, sondern auch im eigenen Rechenzentrum betreiben, was uns einzigartig und attraktiv für viele Unternehmen und Institutionen macht.

LEADERSNET: Wie konnten Sie Investor:innen von Ihrer Geschäftsidee überzeugen?

Ralf und Christoph Dyllick-Brenzinger: Wir mussten nie Investor:innen überzeugen, da wir komplett eigenfinanziert sind und auch das Wachstum selbst finanzieren können. Voraussichtlich wird SeaTable in diesem Geschäftsjahr die Gewinnschwelle erreichen. Klar, Investor:innen bringen Kapital, Know-how und ein Netzwerk mit, was viel wert sein kann; aber dadurch haben sie auch Mitsprache. Wir sehen für uns den Vorteil, völlig unabhängig und mit maximaler Geschwindigkeit unsere eigenen Entscheidungen treffen zu können.

LEADERSNET: Welche Zielgruppe möchten Sie mit SeaTable erreichen?

Ralf und Christoph Dyllick-Brenzinger: SeaTable ist für alle Menschen geeignet, die ohne jegliche Programmiererfahrung in kürzester Zeit effiziente, leistungsfähige und kostensparende Lösungen entwickeln möchten. Unsere Software ist so flexibel einsetzbar, dass sie in jedem Bereich Anwendung finden kann. Von Startups und KMUs bis hin zu großen, namhaften Unternehmen vertrauen bereits Tausende Kund:innen auf SeaTable.

Für Institutionen im öffentlichen Sektor ist SeaTable als sichere On-Premises-Lösung besonders interessant: Aktuell läuft zum Beispiel ein Innovationsprojekt mit der IT-Schule der Bundeswehr, dem Cyber Innovation Hub und dem Zentrum für Digitalisierung der Bundeswehr. Die Datenbanklösung auf Basis von SeaTable habe das Potenzial, die digitale Zusammenarbeit in der Bundeswehr zu revolutionieren, heißt es in einem von der Bundeswehr veröffentlichten Zwischenbericht.

Zudem gibt es unzählige Anwendungsfälle von SeaTable im privaten Sektor: Eine Agentur oder Marketingabteilung kann in SeaTable ihre Kreativprozesse vom Brainstorming bis hin zur Kampagnenplanung abbilden. Bauunternehmer:innen und Architekt:innen können ihre Bauprojekte bis ins Detail managen. Landwirt:innen können Saatgut oder Futtermittel für Tiere darin dokumentieren. IT-Abteilungen können mit SeaTable Softwaretests überwachen oder Gegenstände wie Beamer und Notebooks inventarisieren.

LEADERSNET: Auf welche Marketingmaßnahmen haben Sie bisher gesetzt, um die Reichweite und die Bekanntheit von SeaTable zu steigern?

Ralf und Christoph Dyllick-Brenzinger: Wir haben über die Jahre schon vieles im Marketing probiert. Angefangen von Google- und Social-Media-Ads bis hin zu Affiliate-Marketing. Am Ende des Tages hat sich aber herausgestellt, dass uns das organische Wachstum wesentlich mehr bringt, als mit teuren Paid-Kampagnen unsere Lösung in den Markt reinzudrücken. SeaTable lebt besonders von Weiterempfehlungen, guten Blog-Artikeln für eine hohe Sichtbarkeit und natürlich Presse-Erwähnungen. Den Hebel PR unterschätzen immer noch viele – aber ein großer Artikel in bekannten Computer-Zeitschriften wie der c’t oder Computer Bild hat mehr Reichweite und Glaubwürdigkeit als jede Paid-Maßnahme.

Unsere stärkste Social-Media-Plattform ist TikTok. Dort haben wir es geschafft, in nur einem Jahr auf 100.000 Follower:innen zu skalieren und mehr als eine Million Views pro Woche zu generieren. Und das rein organisch mit humorvollen Videos über den Büroalltag. Regelmäßig vor der Kamera zu stehen ist aber auch nicht jedermanns Sache. Soll heißen: Man muss immer herausfinden, welche Kanäle und Maßnahmen am besten für einen selbst funktionieren und diese dann weiter ausbauen.

LEADERSNET: Welche Pläne verfolgen Sie für die Zukunft Ihres Unternehmens?

Ralf und Christoph Dyllick-Brenzinger: Unsere Vision ist, SeaTable als weltweit führende No-Code-Plattform zu etablieren, die sowohl in der Cloud als auch on-premises genutzt werden kann. Um dieses Ziel zu erreichen, werden wir alle notwendigen Schritte gehen: Wir wollen SeaTable noch attraktiver und den Alltag unserer Nutzer noch angenehmer machen. Durch hochkarätige Entwicklungsarbeit möchten wir die Funktionen von SeaTable noch erweitern und die User Experience stetig verbessern. Besonders die Themen Big Data, Prozessautomatisierung und Integrationsoptionen werden künftig eine größere Rolle spielen. Darüber hinaus prüfen wir gerade in einem Projektteam, ob der Einsatz von künstlicher Intelligenz Sinn ergibt.

www.seatable.io

Ich hoffe, dass Leadersnet das Gendern beibehält. Allein schon um des Genusses willen, Typen wie Sie zu sehen, die wegen ein paar eingestreuten "innen" komplett die Fassung verlieren. Herrlich.
Das überbordernde und fast schon psychisch kranke, unterwürfig anmutende Gendern speziell bei Leadersnet ist unerträglich geworden.
Hört doch auf, jeden Scheiss zu gendern! Das ist VÖLLIG unnötig und die deutliche Mehrheit aller Leser kann das schon nicht mehr hören/lesen.
Das versaut jeden Artikel und jedes flüssige Lesen.

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