Das Dilemma um das ungenutzte 5G-Netz

Während die Netzbetreiber den Ausbau beschleunigen, greift nur die Hälfte der Deutschen auf den neuesten Mobilfunkstandard zu.


Der Mobilfunkausbau in Deutschland passiert in einem überraschend schnellen Tempo. Laut einer Abfrage des Berliner Digitalverbands "Bitcom" sind 2022 unter den Netzbetreibern insgesamt 2.674 Neubaustandorte errichtet und 33.611 bestehende Mobilfunkstandorte um LTE/5G-Technik erweitert worden. Das bedeutet, dass die Mobilfunknetze aktuell in allen 16 Bundesländern eine Abdeckung von circa 98 Prozent der Haushalte im schnellen LTE-Netz mit Bandbreiten von 100 Megabit pro Sekunde erreichen. Auch der Ausbau der neuen Mobilfunk-Generation 5G kommt schneller voran als von der Politik vorgeschrieben.

Seit der letzten Frequenzauktion 2019 wurden über 18 Millionen Menschen aus dem Funkloch geholt. Die Zahlen sprechen für sich, denn im europäischen Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft liegt Deutschland bei der digitalen Infrastruktur unter den 27 EU-Mitgliedstaaten mittlerweile auf Platz 4.

Eine Frage des Geldes und des Alters?

Auch für 2023 planen die Netzbetreiber mehr Geld in die Mobilfunkinfrastruktur zu investieren. In die Netzinfrastruktur für mobile Kommunikation sollen in diesem Jahr rund 2,1 Milliarden Euro fließen (plus 2,8 Prozent), wobei Kosten für Frequenzen, Gebäude und Bauleistungen noch hinzukommen. "Jeden Werktag gingen in Deutschland 2022 zehn neue Standorte ans Netz", sagt Bitcom-Präsident Achim Berg. Trotz der Bemühungen des Netzausbaus zeigt eine aktuelle Umfrage des Vergleichsportals Verivox, dass rund 49 Prozent der Deutschen noch nie das 5G-Netz genutzt haben.

Allerdings hängt die Netznutzung unter anderem auch von den Kosten für den Vertrag eines 5G-tauglichen Handys ab. Wie die Umfragen zeigen, waren rund 23 Prozent der Befragten, die mehr als 2.500 Euro im Monat verdienen bereits ein- oder mehrfach im 5G-Netz unterwegs. Unter Geringverdienern, die bis zu 1.500 Euro monatlich zur Verfügung haben, waren nur 17 Prozent schon einmal im 5G-Netz.

Scheinbar kein Unterschied zwischen Stadt und Land

Wie die Umfrageergebnisse aufzeigen, waren bei den unter 30-Jährigen 58 Prozent mindestens schon einmal im 5G-Netz unterwegs. Das ist die höchste Quote aller Altersgruppen, während mit dem steigenden Alter die 5G-Nutzung sinkt. Trotzdem gaben rund 17 Prozent der über 70-Jährigen an bereits im 5G-Netz gesurft zu haben. Jene zwischen 50 und 69 Jahren bestätigen das zu 29 Prozent. Altersübergreifend nutzt mehr als jeder vierte Mann öfter das 5G-Netz, doch nur 17 Prozent der Frauen.

Weiters zeigen die Umfrageergebnisse, dass lediglich eine geringe Abhängigkeit von Wohnortgröße und Netznutzung besteht. So waren rund 20 Prozent der Bewohner:innen von ländlichen Gemeinden und kleineren Städten bereits mehrfach im 5G-Netz – bei Bewohner:innen von Großstädten ab 100.000 Einwohnern. Die Zahl der Nichtnutzer:innen liegt in den kleineren Städten und Gemeinden bei 50 Prozent, in den Großstädten bei 47 Prozent – auch hier ist die Abweichung gering.

www.verivox.de

www.bitkom.org

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