Für die deutsche Wirtschaft zählt der Fachkräftemangel zu den größten Risiken – 1,8 Millionen Stellen blieben im dritten Quartal unbesetzt. Laut dem Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) braucht die deutsche Wirtschaft pro Jahr 400.000 bis 500.000 Zuwanderer in den Arbeitsmarkt. Grund: die zunehmende Alterung der Gesellschaft.
Nachhaltige positive Auswirkungen
Geflüchtete Menschen können in dieser Situation helfen – allerdings muss zunächst die Integration in den Arbeitsmarkt gelingen, wie die Erfahrungen nach dem Kriegsende in Deutschland zeigen. Das belegen Forschungsergebnisse von Prof. Antonio Ciccone, Wirtschaftswissenschaftler an der Universität Mannheim. In einer Langfrist-Studie wurde die Migration in der US-Besatzungszone (1945 bis 1949) und deren Auswirkungen auf das Wirtschaftswunder mit den Folgen bis heute untersucht.
Und die Folgen sind durchwegs positiv, verrät Ciccone: "Betriebe in der amerikanischen Besatzungszone, die zwischen 1945 und 1949 Flüchtlinge integrierte, haben noch heute einen höheren Umsatz im Verhältnis zur Beschäftigtenzahl von zehn bis 15 Prozent im Vergleich zu Unternehmen in Nachbargemeinden, die in der französischen Besatzungszone keine Flüchtlinge aufnehmen durften. Die Löhne sind etwa acht Prozent höher.
Win-win-Situation nach Überwinden von Sprachbarrieren
Dieser langfristige ökonomische Beitrag von Zuwanderung falle in der aktuellen Diskussion noch häufig unter den Tisch, erklärt Antonio Ciccone. Der Wissenschaftler empfiehlt Unternehmen, an diese Erfolgsgeschichte der Migration in der Nachkriegszeit anzuknüpfen. Dabei helfen Netzwerke wie beispielsweise "Unternehmen integrieren Flüchtlinge", das vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert wird.
"Sprachkompetenzen sind eine entscheidende Voraussetzung für die Aufnahme von Beschäftigung", so der Professor für Makroökonomie und Leiter des Lehrstuhls für VWL, Makroökonomie und Finanzmärkte an der Universität Mannheim weiter. "Werden die Sprachbarrieren überwunden, so eröffnet sich eine echte Win-win-Situation für Deutschland, wie unsere Forschung belegt."
www.uni-mannheim.de
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