Es sind besorgniserregende Zahlen, die eine aktuelle Auswertung des Informationsdienstleisters CRIF zur Zahlungsfähigkeit und Überschuldung von deutschen Firmen zu Tage fördert: Über 300.000 Unternehmen in Deutschland haben derzeit finanzielle Probleme.
Energiekosten, Lieferketten und Inflation sorgen für Probleme
Für die Analyse hat CRIF knapp drei Millionen Unternehmen in Deutschland hinsichtlich ihrer Kreditwürdigkeit bzw. Finanzkraft untersucht. Dazu gehören unter anderem Angaben in den Bilanzen, Gewinn- und Verlustrechnungen, Umsatzzahlen, Zahlungserfahrungen oder gerichtliche Negativmerkmale. Demnach haben derzeit 301.516 Unternehmen bzw. zehn Prozent der Firmen in Deutschland ein erhöhtes Insolvenzrisiko.
"Die hohen Energiekosten, die bestehenden Probleme in den Lieferketten und die Inflation machen vielen Unternehmen zu schaffen. Hinzu kommt die Konsumzurückhaltung bei den Verbrauchern, die aufgrund der hohen Energiepreise und der Inflation weniger Geld zur Verfügung haben. Die resultierenden Kaufkraftverluste belasten die Unternehmen ebenfalls", kommentiert CRIF-Deutschland-Geschäftsführer Frank Schlein die derzeitige Situation.
Energieintensive Branchen besonders gefährdet
Aktuell sind vor allem energieintensive Branchen insolvenzgefährdet. Neben den viel zitierten Bäckereien gehören auch die Keramik- und Glasindustrie, Papierhersteller oder die Transport- und die Logistikindustrie dazu. Auch das Handwerk ist aufgrund der Energiekrise besonders insolvenzgefährdet. Hinzu kommen Unternehmen aus der Gastronomie, der Getränkeherstellung, Friseursalons sowie Garten- und Landschaftsbauer. In diesen Branchen gab es bereits im Jahr 2022 zum Teil deutliche Anstiege bei den Firmeninsolvenzen.
"Aktuell gehen wir von 14.500 Firmeninsolvenzen im Jahr 2022 aus. Das ist ein Plus von 3,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum", sagt Schlein. Der Informationsdienstleister CRIF erwartet auch 2023 mehr Insolvenzen. Die Prognose geht für das Jahr 2023 derzeit von 17.000 Firmeninsolvenzen aus – ein Plus von 17,2 Prozent im Vergleich zum Jahr 2022.
Anteil insolvenzgefährdeter Unternehmen steigt signifikant
Beim Blick auf die regionale Verteilung der Firmen mit hohem Zahlungsausfall- bzw. Insolvenzrisiko zeigen sich große Unterschiede. In absoluten Zahlen stehen Nordrhein-Westfalen (65.360), Bayern (37.063), Baden-Württemberg (33.675) und Niedersachsen (26.278) an der Spitze der Statistik der Bundesländer mit den meisten finanzschwachen Unternehmen. In Bremen (2.998) und im Saarland (3.002) gibt es absolut vergleichsweise wenig Firmen mit einem erhöhten Zahlungsausfallrisiko.
Bezogen auf die Firmendichte geht die höchste Insolvenzgefahr derzeit von Unternehmen in Sachsen-Anhalt aus. Aktuell sind 18,1 Prozent der Unternehmen dort in einer finanziellen Schieflage und somit von einer drohenden Zahlungsunfähigkeit betroffen. Aber auch in Berlin (14,8 Prozent), Sachsen (14,5 Prozent) und in Bremen (14,4 Prozent) sind deutlich mehr Unternehmen von einer Insolvenz bedroht als im Bundesdurchschnitt. Prozentual betrachtet geht ein geringeres Risiko von Unternehmen in Bayern aus. Hier gelten nur 6,5 Prozent der Unternehmen als finanzschwach.
In 15 Bundesländern ist die Zahl insolvenzgefährdeter Unternehmen seit März 2022 angestiegen. Am stärksten in Bremen mit einem Plus von 41,4 Prozent. Deutlich mehr insolvenzgefährdete Unternehmen gab es auch in Berlin (plus 30,3 Prozent), Thüringen (plus 26,4 Prozent) und in Hamburg (plus 23 Prozent).
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