2035 könnte jede zehnte Portion Fleisch, Eier und Molkereiprodukte aus alternativen Quellen stammen

Gastkommentar von Dominic Tighe, Senior Sustainability Analyst bei Lombard Odier Investment Managers (LOIM).

Die Kosten der Erzeugung erneuerbarer Energie gehen seit einigen Jahren nachhaltig zurück. In den letzten zehn Jahren sanken die Kosten für Wind- und Solarenergie – dank größerer, effizienterer Windturbinen sowie der Automatisierung in der Herstellung von Solarprodukten – um 60 bzw. 80 Prozent. Erneuerbare Energien werden auch im Vergleich zu fossilen Brennstoffen billiger. Im Rahmen ihres Netto-Null-Szenarios schätzt die Internationale Energieagentur (IEA), dass die Kosten für Strom aus Gas in den nächsten zehn bis 30 Jahren in allen Regionen steigen werden, derweil die Kosten für Solar- und Offshore-Windkraft am stärksten sinken dürften.

Die Anleger müssen dann – insbesondere im Verbund mit anderen Sektoren und Lösungen, die ebenfalls kostengünstiger werden – die resultierenden wirtschaftlichen Disruptionen vorhersehen. In diesem Zusammenhang sollten künstliche Intelligenz (KI) und die Genomik für Anleger interessant sein, weil sie ebenfalls Kostenrückgänge aufweisen.

Alternative Proteine

Auch die Kostenrückgänge in der Genomik können im Verbund mit der Verfügbarkeit preiswerter Energie weitreichende Konsequenzen haben. Zusammengenommen stellt das ein mögliches Szenario dar, in dem alternative Proteine in großem Maßstab und zu sehr niedrigen Kosten hergestellt werden können. Dies signalisiert nicht nur einen interessanten Wachstumsbereich, sondern spiegelt einen maßgeblichen Motor des notwendigen Übergangs zu neuen Ernährungssystemen wider.

Die Menschheit braucht neue Ernährungssysteme, um die Überschreitungen der planetaren Belastbarkeitsgrenzen so anzugehen, dass eine wachsende Weltbevölkerung ernährt werden kann. Hierfür müsste bis 2030 Milliarde Hektar Land renaturiert werden, um globale Klima- und Naturschutzverpflichtungen zu erfüllen. Dies erreicht werden kann, indem man die landwirtschaftlich genutzte Fläche um 20 Prozent verringert. Ernährungsumstellungen von tierischen zu pflanzlichen Proteinen werden beim Übergang zu neuen Ernährungssystemen eine entscheidende Rolle spielen.

Branche steckt noch in den Kinderschuhen

Insgesamt steckt die Branche für alternative Proteine noch in den Kinderschuhen. Der Umfang des Markts für alternative Proteine betrug im Jahr 2021 nur zwei Prozent seines Pendants für herkömmliche, tierische Proteine, dürfte aber in den kommenden Jahren schnell wachsen – Schätzungen zufolge dürfte im Jahr 2035 jede zehnte Portion Fleisch, Eier und Molkereiprodukte aus alternativen Quellen stammen.

Wir schätzen, dass neue Ernährungssysteme bis 2030 einen jährlichen Gewinnpool von 1,5 Billionen US-Dollar generieren werden (nach 600 Milliarden Dollar im Jahr 2021). Preiswerte, saubere Energie wird diesen Übergang stark beschleunigen und eine Reihe von Anlagegelegenheiten eröffnen.

www.lombardodier.com


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