69 Prozent der Führungskräfte sind der Meinung, dass ihr Unternehmen den Übergang zu Remote- und Hybrid-Arbeitsplätzen reibungslos bewältigt hat – dem stimmt jedoch nur die Hälfte (49 Prozent) der Mitarbeitenden zu. Das zeigt eine kürzlich veröffentlichte globale Studie des Capgemini Research Institute "Relearning Leadership: Creating the Hybrid Workplace Leader".
Anleiten und inspirieren
Von Führungskräften wird erwartet, dass sie ihre Teams anleiten und inspirieren, indem sie Eigenschaften wie Authentizität und emotionale Intelligenz leben und ihnen die erforderliche Autonomie gewähren. Allerdings gaben nur 37 Prozent der Mitarbeitenden in nicht-leitenden Funktionen an, dass ihr Unternehmen Teams aktiv dabei unterstützt, eigene Entscheidungen zu treffen. Zudem fühlt sich weniger als die Hälfte (47 Prozent) im Verlauf der Pandemie von ihrem Unternehmen einbezogen und gehört.
Tatsächlich hat die Pandemie die Notwendigkeit, das körperliche und mentale Wohlbefinden der Belegschaft ernst zu nehmen, noch stärker in den Fokus gerückt. Doch was den Umgang damit betrifft, gibt es eine Wahrnehmungslücke zwischen Mitarbeitenden und Führungskräften. So glauben 72 Prozent der Führungskräfte, dass sich die Unternehmen um das körperliche und geistige Wohlbefinden der Mitarbeitenden gekümmert haben, bei den Mitarbeitenden waren nur 49 Prozent dieser Meinung. Darüber hinaus gaben nur 34 Prozent der Befragten an, dass ihr Unternehmen aktiv an Initiativen zur Verringerung des Burnouts arbeitet.
Vertrauen von zentraler Bedeutung
Die Studie zeigt, dass für die neue hybride Arbeitswelt auch neue Ansätze der empathischen und mitarbeiterorientierten Führung erforderlich sind. Vertrauen ist für diesen Wandel von zentraler Bedeutung: Eine überwältigende Mehrheit (84 Prozent) der Befragten sieht die Fähigkeit, eine Vertrauenskultur zu schaffen, in der sich die Mitarbeitenden selbstbestimmt fühlen, als eine der wesentlichen Kompetenzen von Führungskräften an.
In den meisten Unternehmen fehlt es jedoch an geeigneten Maßnahmen zur Förderung einer Vertrauenskultur und zur Befähigung von Teams. So führen nur 34 Prozent der Unternehmen Programme zur Schulung von Führungskräften durch, um die für den Aufbau einer Vertrauenskultur erforderlichen Fähigkeiten zu entwickeln.
Das gilt auch für andere Kompetenzen. So sehen die Mitarbeitenden eine Diskrepanz zwischen den wichtigsten Fähigkeiten, die sie von ihren Führungskräften erwarten, und deren derzeitigem Leistungsniveau. 75 Prozent halten emotionale Intelligenz für eine wesentliche Eigenschaft, aber nur 47 Prozent glauben, dass die Führungskräfte in diesem Bereich wirklich kompetent sind. Trotz des wahrgenommenen Mangels an Kompetenzen und Eigenschaften der Führungskräfte setzen Unternehmen noch zu wenig Trainingsprogramme auf, um die benötigten Fähigkeiten aufzubauen. Nur 27 Prozent der Unternehmen bieten beispielsweise umfassende Programme zur Entwicklung von Führungsqualitäten an.
Keine ausreichender Fokus
Es kommt allerdings nicht nur auf die Schulung von Führungskräften an. Die Unternehmen müssen auch die Voraussetzungen schaffen, damit die Führungskräfte effektiv arbeiten können. Dazu gehört die Neugestaltung von Prozessen und Rahmenbedingungen für die Einstellung und Leistungsbeurteilung von Führungskräften. Grundlegende Änderungen in solchen Prozessen sind eine notwendige Ergänzung zur Schulung von Führungskräften.
Die Studie macht allerdings deutlich, dass sich die Unternehmen nicht ausreichend auf diese grundlegenden Veränderungen konzentrieren. So geben beispielsweise nur 33 Prozent der Personalverantwortlichen an, dass ihr Unternehmen die Einstellungspraktiken überarbeitet hat, um Führungskräfte zu gewinnen, die über die in einer hybriden Arbeitswelt erforderlichen Eigenschaften und Verhaltensweisen verfügen. Und nur 36 Prozent gaben an, dass sie die Prozesse in Bezug auf Vergütung und Sozialleistungen angepasst haben, um diese Führungskräfte zu belohnen.
Radikale Überarbeitung von Prozessen und Methoden
Unternehmen, die ihre Führungsprogramme umfassend ausbauen, können ihre Belegschaft stärker davon profitieren lassen. Sie müssen allerdings eine kulturelle Grundlage schaffen, die den Wandel ermöglicht. Dies erfordert eine radikale Überarbeitung von Prozessen und Methoden – nur so können sie Führungskräfte gewinnen und belohnen, die das erforderliche Verhalten vorleben und die letztlich die Unternehmen in eine erfolgreiche hybride Zukunft zu führen.
"Unsere Studie zeigt eine deutliche Diskrepanz zwischen den Ansichten des oberen Managements und der Mitarbeitenden in vielen Unternehmen. Während die Technologie die rasche Einführung des hybriden Arbeitens erleichtert hat, haben die Management- und Führungspraktiken in vielen Fällen nicht Schritt gehalten", erklärt Claudia Crummenerl, Global Practice Lead und Managing Director im Beratungsbereich Workforce and Organization bei Capgemini Invent.
Das Konzept der Führung für den hybriden Arbeitsplatz der Zukunft müsse erneuert werden. "Um dies zu erreichen, müssen Unternehmen ihre Führungskräfte befähigen, empathisch, authentisch und glaubwürdig zu sein. Sie müssen in den Aufbau der notwendigen Infrastruktur für die Entwicklung von Führungskräften investieren sowie die erforderlichen Rahmenbedingungen wie Steuerungsprozesse, Managementpraktiken und -richtlinien zur Unterstützung des erforderlichen Führungsverhaltens schaffen", fordert Crummeneri. (as)
www.capgemini.com
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