Signa-Insolvenz - Abel Rechtsanwälte
Benko-Pleite und die wahren Gewinner: So viel casht ein Insolvenzverwalter

Ein Jahr nach der spektakulären Pleite von René Benkos Immobilienimperium Signa zeigt sich: Nicht alle Beteiligten sind Verlierer. Der große Gewinner ist offenbar Insolvenzverwalter Norbert Abel, der für die Abwicklung der wichtigsten Immobilientochter Signa Prime verantwortlich ist. Seine Kanzlei hat bislang über 20 Millionen Euro an Honorar erhalten – eine Summe, die viele Fragen aufwirft.

Wie aus dem ersten Insolvenzbericht hervorgeht, der dem manager magazin vorliegt, zahlte die Signa Prime Selection AG allein im November 2024 zwei Tranchen in Höhe von 9,6 Millionen Euro und 9,944 Millionen Euro an Abels Kanzlei. Zusätzlich flossen kleinere Beträge. Die Honorare sind rechtlich einwandfrei und bemessen sich am Umfang des Verfahrens. Doch die Diskrepanz zwischen Abels Vergütung und dem Erfolg seiner Bemühungen sorgt für Diskussionen.

Gläubiger bleiben auf Milliardenforderungen sitzen

Von den rund 6 Milliarden Euro anerkannten Forderungen gegen die Signa Prime werden voraussichtlich nur wenige Prozent bedient werden können. Ursprünglich hatte Abel das Ziel ausgegeben, 30 Prozent der Forderungen zu erlösen – ein Vorhaben, das er inzwischen aufgegeben hat. Stattdessen stockt die Verwertung der Immobilien erheblich. Bekannte Objekte wie das Hotel Bauer in Venedig oder das Carschhaus in Düsseldorf sind bisher nicht gewinnbringend verkauft worden.

Selbst bei erfolgreichen Transaktionen bleiben die Gläubiger meist leer aus. So brachte der Verkauf des Londoner Luxuskaufhauses Selfridges, für das die Signa einst über 200 Millionen Euro zahlte, lediglich 1,2 Millionen Euro ein. Der unmittelbar bevorstehende Verkauf der Berliner Upper-West-Türme an die Familie Schoeller soll zwar 420 Millionen Euro erlösen, doch davon sehen die Gläubiger nichts. Grund: Das Objekt ist nicht insolvent, und der Verkaufserlös fließt vollständig an die Kreditgeber.

Hat Abel diese Summe verdient?

Abel hat immerhin einige Gelder von ehemaligen Signa-Verantwortlichen zurückgeholt. Ex-Aufsichtsratschef Alfred Gusenbauer, einst österreichischer Bundeskanzler, zahlte auf Druck Abels 296.000 Euro zurück. Insgesamt soll Gusenbauer über die Jahre eine zweistellige Millionensumme durch seine Tätigkeit bei Signa verdient haben. Auch gegen weitere Ex-Vorstandsmitglieder laufen Verfahren. Der frühere Immobilienchef Timo Herzberg wurde auf die Rückzahlung von 6,65 Millionen Euro verklagt, der ehemalige Finanzchef Manuel Pirolt auf 3,9 Millionen Euro.

Für Diskussionen sorgen auch Abels Anfechtungen gegen Aktionäre wie die Kühne Immobilia Austria GmbH, eine Gesellschaft des deutschen Milliardärs Klaus-Michael Kühne. Sie soll 16,5 Millionen Euro zurückzahlen, wehrt sich jedoch gegen die Forderung. Kühne hatte mit der Signa rund 500 Mio. Euro verloren. Ähnlich verhält es sich mit der RAG-Stiftung, die 8,2 Millionen Euro zurückzahlen soll.

Gegenseitige Schuldzuweisungen

Der schleppende Verlauf der Insolvenz hat zu Spannungen innerhalb der Signa Prime geführt. Zwischen dem Signa-Vorstand Herwig Teufelsdorfer und Abel soll es zu gegenseitigen Schuldzuweisungen kommen, die beide Seiten jedoch bestreiten. Zusätzlich erschwert eine unklare Zuständigkeit zwischen den zahlreichen Signa-Gesellschaften die Abwicklung. Viele der 1.000 Tochterunternehmen erheben gegenseitig Forderungen in Milliardenhöhe.

Für die Gläubiger bleibt die Lage ernüchternd. Während Abels Kanzlei weiterhin Millionen kassiert, wird der Großteil der Forderungen unbefriedigt bleiben. Ob die Insolvenz am Ende mehr als nur einen Gewinner hervorbringt, bleibt fraglich.

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