Der Geschäftsführer des Red Bull Stadions München im Interview
Oliver Wesp: "Gäste bekommen leuchtende Augen, wenn sie erstmals den SAP Garden besuchen"

Seit Ende September ist im SAP Garden im Münchener Olympiapark Leben eingekehrt. Zwei Drittel der Eventtage werden vom EHC Red Bull München (Eishockey) und dem FC Bayern München (Basketball) belegt. Warum die Arena, die 150 Millionen Euro gekostet hat, sportlich die höchsten Ansprüche erfüllt und welche Rolle der Eventcharakter spielt, verrät Oliver Wesp, Geschäftsführer der Red Bull Stadion München GmbH, im Interview.

LEADERSNET: Hand aufs Herz, Herr Wesp: Wie beeindruckt sind die Menschen, wenn sie zum ersten Mal den SAP Garden betreten?

Oliver Wesp: Ich kann nur wiedergeben, was mir und meinen Kollegen erzählt wird. Und die Rückmeldungen sind fast ausnahmslos sehr positiv! Die Besucher:innen bekommen große, leuchtende Augen, wenn sie erstmals den SAP Garden besuchen. Ein zentraler Aspekt unseres Konzepts ist es, gleich beim Zutritt eine herzliche und einladende Atmosphäre zu schaffen. Beides soll die Neugier wecken und dazu einladen, die vielfältigen Erlebnisse zu entdecken, die auf die Besucher:innen warten.

LEADERSNET: Was macht den SAP Garden besser im Vergleich zu anderen Arenen?

Oliver Wesp: Wir sind nicht unbedingt besser – wir sind anders. Der SAP Garden ist speziell auf Sport- und sportnahe Veranstaltungen ausgerichtet. Das bedeutet, dass hier aufgrund einer Nutzungseinschränkung keine Konzerte oder kulturellen Events stattfinden.

LEADERSNET: Schade eigentlich…

Oliver Wesp: Nun, diesen scheinbaren Nachteil haben wir zu unserem Vorteil gemacht. Denn Konzerte bringen oft erhebliche Einschränkungen für den Sport mit sich, insbesondere aufgrund der Akustik und der notwendigen Bühnenaufbauten. Durch die Nutzungseinschränkung und den damit verbundenen Vorgaben konnten wir uns voll und ganz darauf konzentrieren, das bestmögliche Sporterlebnis zu schaffen – sowohl für die Athleten als auch für die Zuschauer:innen. Wir betrachten beide Aspekte als Einheit und haben versucht, den berühmten Funken direkt überspringen zu lassen. Das ist uns gelungen.

LEADERSNET: Können Sie das genauer erklären?

Oliver Wesp: Wir verfügen über ein herausragendes Tribünen-Set-up, das innovative Möglichkeiten bietet. Unsere Tribünen sind beweglich und können sowohl angehoben als auch abgesenkt werden. Das ermöglicht es uns, für verschiedene Sportarten maßgeschneiderte Szenarien zu schaffen. Im Eishockey ist die Tribüne beispielsweise sehr steil angelegt. Basketball, Handball, Volleyball und Tennis benötigen andere Dimensionen. Es war uns ein großes Anliegen, dass sich hier jede Sportart zuhause fühlt und das ideale Umfeld vorfindet, um den Zuschauer:innen ein unvergessliches Erlebnis zu bieten – egal, ob sie in der ersten Reihe oder auf dem hintersten Platz sitzen.

 
 
 
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

Ein Beitrag geteilt von EHC Red Bull München (@redbullmuenchen)

 

Darüber hinaus legen wir großen Wert auf den Entertainment-Faktor. Unsere Arena ist "state of the art", mit modernster Technik ausgestattet, darunter die erste echte LED-Bande im deutschen Eishockey und ein 360° edgeless Video Cube. So schaffen wir ein einzigartiges Erlebnis, das es so kein zweites Mal gibt.

LEADERSNET: Woher stammt der Name SAP Garden?

Oliver Wesp: Oft wird fälschlicherweise angenommen, dass unser Name eine Anspielung auf den Madison Square Garden ist. Das ist jedoch nicht der Fall. Tatsächlich wurde der Name von unseren Fans gewählt. Im Jahr 2018 haben wir einen Wettbewerb ausgeschrieben und die Community eingeladen, Vorschläge einzureichen. Es gingen über 10.000 Namensvorschläge ein, aus denen wir eine Shortlist von zehn Favoriten erstellt haben. In der abschließenden öffentlichen Voting-Phase konnte dann für den Siegernamen abgestimmt werden. Dabei setzte sich der Vorschlag SAP Garden durch. Dass wir heute SAP Garden heißen, verdanken wir also allen, die an der Abstimmung teilgenommen haben.

Meines Wissens gibt es weltweit nur zwei Arenen mit dem Namen "Garden" – den Madison Square Garden in New York und den TD Garden in Boston. Beide stehen für Spitzensport auf höchstem Niveau und sind Teil großartiger emotionaler Sportgeschichten im Eishockey, Basketball und anderen Sportarten. Auch wir werden in den nächsten 50 Jahren viele großartige Höhepunkte erleben und unsere eigene Geschichte schreiben. Der Name "Garden" passt auch deshalb so gut zu uns, weil die Halle im Herzen des weltberühmten Olympiapark liegt und wir das Dach der Haupthalle sowie unsere drei unterirdischen Trainingshallen begrünt haben.

LEADERSNET: Betrachten Sie die USA als Vorbild für den Eventcharakter des SAP Garden?

Oliver Wesp: Als wir 2017 das "Go" für den Bau erhielten, haben wir uns intensiv mit der Vision des heutigen SAP Gardens befasst. Recht schnell haben wir den Blick nach Nordamerika gerichtet und sind zweieinhalb Wochen durch die USA gereist, um die damals modernsten Arenen zu besichtigen. Wir haben uns mit den Betreibern getroffen, Interviews geführt und herausgefunden, was gut lief, was weniger erfolgreich war und was man hätte anders machen können. Unser Ziel war es, Inspirationen zu sammeln und zu verstehen, was technisch möglich ist, auch wenn die Budgets in den USA in die Milliarden gehen.

Red Bull steht wie kein anderes Unternehmen der Welt für Sportevents, wir richten jährlich über tausend solcher Veranstaltungen in verschiedenen Ländern und Sportarten aus. Daher bringen wir bereits viel Expertise mit. Durch die Kombination unserer eigenen Erfahrungen mit den Eindrücken aus Nordamerika haben wir das Konzept für die Halle entwickelt, die heute hier steht.

LEADERSNET: Wie entscheidend ist ein Business-Bereich für die Rentabilität des SAP Garden?

Oliver Wesp: Es ist wichtig, sich vielfältig und vielschichtig aufzustellen, wobei ich hier zwischen dem Club-Business und dem Arena-Business unterscheiden möchte. Die VIP-Bereiche sind primär auf die Bedürfnisse des Sports ausgerichtet. Im Club-Business benötigen der FC Bayern und der EHC Red Bull München unsere Infrastruktur, um ihre Partner zu bedienen und ihren geschäftlichen Anforderungen gerecht zu werden. Aber auch abseits des Sports gibt es Bereiche, die unterschiedliche Bedürfnisse abdecken. Egal, ob Handball-Weltmeisterschaften oder Public Viewing zum Football – auch diese Veranstaltungen haben legitimierte Anforderungen an die Business-Bereiche.

LEADERSNET: Was zeichnet Ihren Business-Bereich aus?

Oliver Wesp: Unser Hospitality-Bereich erstreckt sich über drei Ebenen, die jeweils eine unterschiedliche Klientel ansprechen. Insgesamt stehen auf diesen drei Ebenen 1111 Plätze zur Verfügung. Die erste Ebene mit etwa 200 Plätzen richtet sich an Sportliebhaber:innen, die eine familiäre Atmosphäre suchen und direkt am Geschehen teilhaben möchten. Hier können die Gäste das Spiel hautnah erleben, ohne eine Sekunde zu verpassen, und gleichzeitig genießen sie ein erstklassiges Gourmet-Entertainment.

Die zweite Ebene ist unsere Business-Ebene, die elf Logen umfasst, die größtenteils bei Eishockey- und Basketballspielen fest vergeben sind. Auf der dritten Ebene befindet sich der Außenbereich mit einer steil hängenden Terrasse, die einen spektakulären Blick auf das Spielfeld ermöglicht. Hier gibt es eine große Bar und die Gäste erhalten das volle Treatment, das sie erwarten, während sie die Atmosphäre des Geschehens genießen.

 
 
 
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

Ein Beitrag geteilt von FC Bayern Basketball (@fcbayernbasketball)

Im Gegensatz zu herkömmlichen Hospitality-Bereichen, die oft hinter einer Scheibe abgeschottet sind, haben wir einen Raum geschaffen, der diese klassische Trennung aufbricht. Direkt neben der Mannschaftskabine befindet sich noch der exklusive "Players Club", der Platz für 40 Personen bietet. Hier erleben die Gäste das Geschehen hautnah, denn sie haben durch eine große Glasfront direkten Blick auf den Spielertunnel und können die Spieler vor und nach dem Spiel hautnah beobachten. Von hier aus gelangen die Gäste bequem über wenige Stufen direkt zur Tribüne, um das Spiel zu genießen. Alle Bereiche können auch außerhalb der Spieltage für Meetings, Konferenzen, Schulungen und Incentives genutzt werden.

LEADERSNET: Wie wichtig ist es, dass der FC Bayern München und der EHC Red Bull München regelmäßig im SAP Garden zu Gast sind?

Oliver Wesp: Die großen Namen FC Bayern und EHC Red Bull München sind ein Aushängeschild und enorm wichtig, denn dadurch, dass hier zwei Global Player des Sports vertreten sind, spielen auch wir in der Elite-Liga der anderen Sportstätten mit. Das zieht natürlich Besucher:innen an. Nicht unerwähnt darf die Landeshauptstadt München bleiben, die Partner des gesamten Projekts ist, insbesondere im Bereich des Breitensports.

Ebenso spielt SAP als Technologiepartner eine bedeutende Rolle. Sie stehen nicht nur für ihr Engagement im Sport, sondern bringen auch innovative Technologien mit, die das digitale und das 360-Grad-Erlebnis überhaupt erst ermöglichen. Nicht zu vergessen DO & CO, unser Catering-Partner, der nicht nur im VIP-Bereich, sondern auch in unserem öffentlichen Restaurant namens Henry höchste Standards setzt.

LEADERSNET: Demnächst ist Toni Kroos mit seiner "The Icon League" bei Ihnen zu Gast. Auch ein großer Name neben dem EHC und dem FC Bayern…

Oliver Wesp: Unser Ziel war es, eine Halle zu schaffen, die so ansprechend ist, dass sie die besten Sportereignisse anzieht. Wir streben an, Welt- und Europameisterschaften auszurichten – bereits 2027 wird hier die Vorrunde der Handball-WM mit der Gastgeber-Mannschaft aus Deutschland stattfinden. Und natürlich träumen wir von Olympischen Spielen in München.

LEADERSNET: Dennoch hat auch der Breitensport hier seinen Platz…

Oliver Wesp: Das stimmt. Obwohl der SAP Garden in der Öffentlichkeit in erster Linie als Event-Arena wahrgenommen wird, ist uns der Breitensport genauso wichtig. Wir arbeiten eng mit der Stadt München zusammen. In unserem Konzept vereinen wir Spitzen- und Breitensport unter einem Dach. Wir bieten täglich von morgens bis abends öffentlichen Eislauf an, so dass Familien mit Kindern jederzeit aufs Eis gehen können. Auch den Schulsport können wir fördern.

Ich spreche hier speziell für den Eishockeysport und damit für eine zentrale Idee von Red Bull: Wir bringen Menschen zum Sport, fördern Nachwuchsspieler frühzeitig, entdecken Talente und lassen sie mit uns wachsen – idealerweise bis zur Profimannschaft und sogar bis in die NHL. Ein herausragendes Beispiel dafür ist JJ Peterka, ein Münchner, der beim Stammverein das Eislaufen gelernt und unsere Nachwuchsakademie durchlaufen hat. Nach zwei Jahren in der Profimannschaft spielt er jetzt in der NHL, der besten Eishockeyliga der Welt. Eine großartige Geschichte.

LEADERSNET: Welche Rolle hat Nachhaltigkeit beim Bau gespielt?

Oliver Wesp: Das Gebäude zeichnet sich durch ein äußerst durchdachtes und nachhaltiges Architekturkonzept aus. Etwa zwei Drittel des Gebäudevolumens sind unterirdisch angelegt, während die darüber liegenden Flächen begrünt wurden, was zu einer thermisch stabilen Gebäudestruktur führt. Dadurch werden Temperaturschwankungen an kalten und heißen Tagen wirksam gedämpft. Die Glasflächen sind so gestaltet, dass direkte Sonneneinstrahlung und der damit verbundene Treibhauseffekt vermieden werden. So können wir das Gebäude mit minimalem Energieaufwand auf einer konstanten Temperatur halten.

Auf dem Dach befindet sich die erste Photovoltaikanlage im Olympiapark, die einen erheblichen Teil unseres Strombedarfs produziert. Der verbleibende Bedarf wird durch Ökostrom abgedeckt. Zudem nutzen wir die Abwärme, die bei der Eisaufbereitung entsteht, zur Beheizung des Gebäudes. Ein weiteres Highlight ist unser durchdachtes Zero-Waste-Konzept. Bei Veranstaltungen setzen wir auf Mehrweggeschirr, um nahezu keinen Müll zu produzieren. Im Merchandising-Shop verzichten wir auf Plastiktüten. Um Lebensmittelverschwendung zu vermeiden, können Besucher:innen ihr Essen über eine App vorbestellen. Zudem sind die Eintrittskarten für Eishockeyspiele an den öffentlichen Nahverkehr gekoppelt, da der größte Teil der CO2-Emissionen bei Sportveranstaltungen durch die Anreise der Fans entsteht.

LEADERSNET: Wie schaffen Sie es, "Altes", den Olympiapark, und "Neues", den SAP Garden miteinander zu verbinden?

Oliver Wesp: Es war uns wichtig, uns harmonisch in diese geschichtsträchtige Umgebung einzufügen, den Eindruck zu erwecken, als wären wir schon immer hier gewesen, und dennoch unseren eigenen Charakter zu bewahren.

Zur Person
Oliver Wesp ist Geschäftsführer der Red Bull Stadion München GmbH und bringt fast 20 Jahre Erfahrung im Red Bull-Universum mit. In dieser Zeit hat er viele bedeutende Sportevents mit entwickelt und organisiert. Vor acht Jahren übernahm er seine Aufgaben in der Eishockey-Organisation und war federführend als Projektleiter des SAP Gardens tätig.

Kommentar schreiben

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV