CO₂-neutraler Batterierohstoff
Vulcan Energy startet Pilotproduktion für Lithium in Deutschland

Das deutsch-australische Unternehmen Vulcan Energy geht mit der Produktion von Lithium für Batterien in Elektroautos einen entscheidenden Schritt voran. Am Freitag startete die Pilotproduktion in einer Demonstrationsanlage im Industriepark Frankfurt-Höchst. Die Anlage produziert Lithiumhydroxid – das für Batteriezellen benötigte Pulver wird aus Thermalwasser im Oberrheingraben in Rheinland-Pfalz gewonnen.

Die industrielle Produktion ist für 2027 geplant, allerdings zwei Jahre später als ursprünglich vorgesehen. "Das erste vollständig in Europa hergestellte, nachhaltige Lithium ist ein wichtiger Meilenstein“, erklärt Vulcan-Chef Cris Moreno. Die Innovation liege nicht nur in der regionalen Gewinnung, sondern vor allem in der klimafreundlichen Herstellung: Die Energie wird durch CO₂-neutrale Geothermie gewonnen, während die Soleförderung zur Lithiumgewinnung genutzt wird. Bisher wird Lithium in Südamerika und China zumeist im Bergbau und mit hohem fossilen Energieeinsatz produziert. Vulcans Technologie, die Lithium klimafreundlicher zu gewinnen, ist hingegen noch relativ neu.

Die Finanzierung des Projekts hatte sich laut Vulcan länger als erwartet hingezogen. Christian Freitag, der bei Vulcan für das Lieferkettenmanagement verantwortlich ist, beziffert den Gesamtbedarf des Startups auf rund 1,9 Milliarden Euro.

"Im ersten Quartal 2024 sollen die benötigten Mittel gesichert sein“, sagte Freitag gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Vulcan plant, 600 Millionen Euro durch eine Handvoll Investoren als Eigenkapital einzuwerben. Die übrigen 1,3 Milliarden sollen als Darlehen fließen, unter anderem von der Europäischen Investitionsbank (EIB), die 500 Millionen Euro zugesagt hat.

Verträge mit Volkswagen, Stellantis und Renault

Die Nachfrage nach dem klimaneutralen Lithium scheint groß. Die Abnahmevereinbarungen mit Volkswagen, Stellantis und Renault sowie mit LH energy und dem Kathodenhersteller Umicore decken bereits die ersten zehn Jahre der geplanten Produktion ab. Vulcan plant zunächst mit einer Jahreskapazität von 24.000 Tonnen Lithiumhydroxid, was Batterien für rund 500.000 Elektrofahrzeuge ermöglicht. Die Produktionskapazität soll alle zwei bis drei Jahre um weitere 24.000 Tonnen ausgebaut werden.

Freitag zeigt sich angesichts der aktuellen Umstellung auf Elektroautos optimistisch: "Der Bedarf an unserem CO₂-neutral hergestellten Lithium bleibt hoch, selbst wenn die aktuelle E-Auto-Nachfrage schwankt. Die Autoindustrie weiß, dass die Nachfrage 2027 und danach viel höher sein wird.“

Auch Preisschwankungen bei Lithium hätten kaum Einfluss. Nach dem Höchststand von über 70 Dollar pro Kilogramm fiel der Preis zwar um 80 Prozent, doch Vulcan hat für mehr als die Hälfte der geplanten Produktionsmengen Preisbandbreiten mit seinen Abnehmern vereinbart. "Selbst bei extrem niedrigen Preisen bleibt unser Projekt profitabel“, betont Freitag.

Europas Strategie zur Versorgungssicherheit

Das Projekt von Vulcan Energy trifft auch auf die Unterstützung der Europäischen Union. Die EU hat sich zum Ziel gesetzt, ab 2035 nur noch emissionsfreie Neuwagen zuzulassen und damit die Abhängigkeit von asiatischen Lieferketten zu reduzieren.

Zahlreiche Projekte in Europa widmen sich daher der heimischen Rohstoffgewinnung für Batterien – viele davon jedoch im konventionellen Bergbau, was bei der Bevölkerung aufgrund möglicher Umweltschäden auf Widerstand stößt. Das von der EU geförderte Lithium-Projekt von Rio Tinto in Serbien musste bereits Bedenken hinsichtlich der zu erwartenden Umweltfolgen berücksichtigen.

Mit seiner Technologie der Tiefengeothermie will Vulcan Energy eine klimafreundlichere Alternative bieten. Diese Methode birgt jedoch das Risiko, Erdbeben auszulösen, wie ein vergleichbares Geothermie-Projekt in Frankreich gezeigt hat, das Gebäudeschäden im Elsass und in Baden-Württemberg verursacht hatte.

Christian Freitag verweist auf gründliche Risikoanalysen, um solche Ereignisse zu vermeiden. Er hofft auf Nachahmer in Europa: "Es braucht immer einen Pionier, der die Tür öffnet. Dann profitieren auch andere davon.“

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