McKinsey-Studie beleuchtet Wandel im Handel
Retail Tech Radar 2024: So rüstet der Handel für die digitale Zukunft

Der technologische Reifegrad im deutschsprachigen Einzelhandel wird 2024 unter die Lupe genommen. Wo steht die Branche bei KI, Retail Media und Effizienztechnologien? Der Retail Tech Radar gibt Antworten und beleuchtet die größten Herausforderungen.

KI und Retail Media treiben derzeit die digitale Transformation im Einzelhandel auf ein neues Niveau. Besonders generative KI-Anwendungen wie personalisierte Kaufberatungen oder automatisierte Prozesse im Backoffice versprechen enorme Effizienzsteigerungen. Laut Schätzungen des McKinsey Global Institute könnte der globale Einzelhandel dank KI um bis zu 390 Milliarden US-Dollar produktiver werden.

Retail Media, also digitale Markenplatzierungen am Verkaufsort, wird ebenfalls immer populärer. In Europa haben rund 20 der 30 führenden Lebensmittelhändler solche Strategien bereits im Einsatz. Der Markt wächst jährlich um etwa 15 % und soll europaweit bald die Marke von 10 Milliarden Euro erreichen.

Digitalisierung: Eine Branche im Aufbau

Dennoch bleibt die Digitalisierung im deutschsprachigen Handel eine Herausforderung. Laut "Retail Tech Radar 2024", der über 60 Unternehmen befragte, bewerten 75 % der Führungskräfte den digitalen Reifegrad ihres Unternehmens als ausbaufähig. Keine einzige der Befragten stuft ihre Firma als "erstklassig" in der Technologieanwendung ein. Vor allem Elektronikhändler und Drogerien schneiden besser ab als Lebensmittel- und Baumärkte, doch auch hier bleibt der Weg zur Spitzenklasse weit.

Der Reifegrad ist branchenübergreifend besonders hoch in den Bereichen Supply Chain, kommerzielle Prozesse und Online-Kundenerfahrungen. Hingegen zeigen "Product Development" und zentrale Verwaltungsaufgaben erhebliche Lücken. Interessanterweise zeigt die Analyse auch einen Zusammenhang zwischen digitalem Reifegrad und Performance: Firmen mit fortgeschrittener Digitalisierung übertreffen ihre Wettbewerber tendenziell signifikant.

Technologie-Prioritäten: Kundenerlebnis und Effizienz im Fokus

Die Prioritäten der Unternehmen im digitalen Ausbau sind klar verteilt: 53 % der Unternehmen legen den Fokus auf das Kundenerlebnis, besonders im stationären Handel. Das bedeutet verstärkte Investitionen in personalisierte Einkaufserlebnisse, digitale Displays oder Self-Checkout-Systeme. Zudem setzen die Händler verstärkt auf Effizienzsteigerung und Kostenoptimierung. Vor allem dynamische Preisoptimierung und datengetriebene Sortimentsgestaltung stehen hoch im Kurs, um Margendruck und Kostenzwänge abzufedern.

Doch die Mehrheit konzentriert ihre Investitionen auf die "Komfortzonen" der bereits etablierten Technologien, statt in weniger entwickelte Bereiche vorzustoßen. Damit entgehen vielen Unternehmen Chancen für eine Technologieführerschaft.

Was jetzt zählt: Ein klarer Digitalisierungsfahrplan

Die Studie zeigt klar, dass die Branche eine digitale Roadmap benötigt, die Investitionen an klaren Geschäfts- und Effizienzzielen orientiert. Dabei sollten Händler auf Technologieführerschaft in differenzierenden Bereichen setzen und zugleich skalierbare Standardlösungen in weniger bedeutenden Feldern implementieren. So könnte sich der Handel gegenüber globalen Wettbewerbern besser positionieren und eine nachhaltige Digitalstrategie aufbauen.

Einen wesentlichen Schwerpunkt legt die Roadmap auf die Gewinnung von Tech-Talenten, agile Betriebsmodelle und den Ausbau moderner IT-Infrastrukturen. Der massive Fachkräftemangel, besonders im Technologie- und Datenbereich, stellt viele Händler vor Herausforderungen. Nur sieben Prozent der Unternehmen sind derzeit in der Lage, genügend qualifizierte Talente anzuziehen.

Kommentar schreiben

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV