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"Null-Bock-Tage": Ein neuer Weg zur Work-Life-Balance?

| Natalie Oberhollenzer 
| 24.10.2024

Keine Lust zu arbeiten? Dann nehmen Sie doch einfach einen Reset Day! Diese Praxis ist in manchen Unternehmen, besonders im Big-Tech-Sektor Realität. Ob der guten Erfahrungen wird sie etwa in Großbritannien breit diskutiert. Machen die "Null-Bock-Tage" auch hierzulande Schule?

Stellen Sie sich vor: Der Wecker klingelt, doch Sie fühlen sich einfach ausgelaugt. Kein Urlaub, keine Krankheit – einfach der Gedanke: "Heute nicht.“ Genau hier setzen Reset Days an, auch bekannt als Null-Bock-Tage. Dieser Trend, der in den USA und Großbritannien bei Firmen wie Microsoft und LinkedIn längst zum Alltag gehört, bietet Mitarbeitenden eine mentale Auszeit ohne die Notwendigkeit einer Krankmeldung oder Urlaubsbeantragung. Ziel: mehr Flexibilität und Erholung, um den modernen Arbeitsanforderungen gerecht zu werden.

Woher kommt’s?

Gerade Tech-Unternehmen wie Microsoft und LinkedIn verstehen den Wert von Erholung und setzen auf Reset Days. Bei Microsoft können Mitarbeitende "Discretionary Time Off" nehmen – bezahlte Auszeiten ohne den Zwang, Gründe vorzulegen. Diese neue Flexibilität zielt darauf ab, den mentalen und emotionalen Druck zu senken und gleichzeitig die langfristige Produktivität zu fördern. Auch LinkedIn experimentiert erfolgreich mit ähnlichen Modellen, die Mitarbeitenden die Freiheit geben, sich an ihren individuellen Bedürfnissen zu orientieren. Breit diskutiert wird das Thema aktuell in Großbritannien.

Und Deutschland?

Hierzulande ist der Reset Day noch nicht weit verbreitet. Während einzelne Unternehmen wie das Berliner Start-up Einhorn ihren Mitarbeitenden solche Auszeiten ermöglichen, befasst sich die Mehrheit der Wirtschaft (noch) nicht mit dem Phänomen. Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) äußert sich im Bayerischen Rundfunk kritisch zu dem Konzept. Laut vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt bestehe in Deutschland bereits ein ausreichendes Angebot an Möglichkeiten, sich von der Arbeit abzumelden – sei es durch Krankmeldung, Urlaub oder Zeitausgleich. Weitere freie Tage seien daher nicht nötig. Zudem warnt die vbw davor, dass der Fokus zunehmend darauf liege, weniger zu arbeiten, während der Arbeits- und Fachkräftemangel immer akuter werde. Für viele große Unternehmen erscheine dieses Konzept daher unnötig, und es bestehe die Befürchtung, dass es in bestimmten Branchen, wie dem Handwerk oder der Pflege, nur schwer umsetzbar wäre.

Was spricht dafür - und was dagegen?

Pro: Reset Days bieten Mitarbeitenden die Chance, eine dringend benötigte Pause einzulegen, ohne sich krankmelden zu müssen. Sie schaffen Vertrauen zwischen Arbeitgebern und Angestellten und fördern die langfristige Bindung ans Unternehmen. Gerade in stressigen Zeiten können solche Pausen die mentale Gesundheit stärken und die allgemeine Zufriedenheit am Arbeitsplatz erhöhen.

Contra: Kritiker argumentieren, dass solche Auszeiten leicht missbraucht werden könnten. Zudem ist das Modell in Bereichen wie dem Handwerk, wo Teams aufeinander angewiesen sind, nur schwer umsetzbar. Auch stellt sich die Frage: Wer häufig Reset Days benötigt, sollte möglicherweise prüfen, ob er im richtigen Job ist.

Im Moment jedenfalls ist der Reset Day hierzulande ein Randphänomen. Doch angesichts der wachsenden Diskussionen um Work-Life-Balance und flexible Arbeitszeitmodelle könnte dieses Konzept in Zukunft auch hier stärker an Bedeutung gewinnen. Denn: Öfter mal eine Pause einzulegen – ohne dafür gleich einen Krankenschein einreichen zu müssen, das klingt doch gar nicht so übel.

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