Allbright-Studie zeigt Fortschritte und Defizite
Deutschland im Rückstand: Frauenanteil im Top-Management weiterhin niedrig

| Redaktion 
| 15.10.2024

In den Vorstandsetagen der 40 größten deutschen Unternehmen bewegt sich etwas: Aktuell ist jedes vierte Vorstandsmitglied eine Frau. Doch der Weg zur Parität bleibt lang, wie der neue Bericht der Allbright-Stiftung zeigt. Im internationalen Vergleich steht Deutschland weiterhin schlecht da.

Trotz kleiner Fortschritte bleibt Deutschland im internationalen Vergleich in Sachen Frauen im Top-Management deutlich hinter Ländern wie Großbritannien, den USA und Frankreich zurück. Der aktuelle AllBright-Bericht 2024 zeigt, dass am 1. September 2024 gerade einmal 19,7 Prozent der Vorstandspositionen in den 160 an der Frankfurter Börse notierten Unternehmen mit Frauen besetzt sind. Besonders schwach ist der Zuwachs an der Spitze: Nur 4,4 Prozent der Vorstandsvorsitzenden und 6,3 Prozent der Aufsichtsratsvorsitzenden sind Frauen. Damit stagniert der Fortschritt auf dem Niveau von 2021.

Porsche als letzte Bastion

Laut der AllBright Stiftung hat sich der Frauenanteil in DAX-Vorständen innerhalb des letzten Jahres um 1,5 Prozent auf 25 Prozent erhöht. Bemerkenswert: Nur noch ein einziges DAX-Unternehmen, die Porsche Holding, hat einen rein männlichen Vorstand. Während einige Vorstände zumindest eine Frau zählen – etwa bei der Porsche AG und BMW – können Unternehmen wie die Allianz, Airbus oder die Deutsche Telekom bereits drei oder mehr weibliche Mitglieder vorweisen.

Trotz dieser Fortschritte gibt es weiterhin nur drei Frauen an der Spitze eines DAX-Konzerns: Belén Garijo (Merck), Karin Radström (Daimler Trucks) und Bettina Orlopp (Commerzbank). Dies zeigt, dass der Weg zur Gleichberechtigung auf der höchsten Managementebene weiterhin steinig bleibt.

Deutschland auf internationalem Abstellgleis

Während in den großen DAX-Konzernen immerhin 24,7 Prozent der Vorstandsmitglieder Frauen sind, liegt Deutschland im internationalen Vergleich der 40 größten börsennotierten Unternehmen nur knapp vor Polen auf dem vorletzten Platz. Großbritannien führt mit einem beeindruckenden Anteil von 32,1 Prozent, gefolgt von den USA (30,1 Prozent), Frankreich (28,8 Prozent) und Schweden (28,2 Prozent).

"In Großbritannien ist es gelungen, ohne gesetzliche Quoten innerhalb kurzer Zeit sehr viele Frauen in Top-Positionen zu bringen. Dort hat eine andere Debatte stattgefunden, das öffentliche Bewusstsein für Chancengleichheit und Diversität ist stark und die Erwartungen an die Unternehmen hoch. In der Debatte wurde von Anfang an auf konkrete Maßnahmen fokussiert, die darauf abzielen, dass auf allen Ebenen viel mehr Frauen in Positionen kommen", kommentieren die Geschäftsführer der AllBright Stiftung Wiebke Ankersen und Christian Berg.

Wer punktet, wer verliert?

Interessant ist der Blick auf die sogenannten "Roten Listen" der AllBright Stiftung. Hier wird aufgezeigt, welche Unternehmen keinerlei Frauen im Vorstand haben und welche es besonders gut schaffen, Frauen in Führungspositionen zu integrieren. Rund 100 Vorstandsposten werden jährlich in den 160 Börsenunternehmen neu besetzt. Unternehmen, die Frauen gezielt fördern, schaffen nicht nur mehr Gender-Diversität, sondern werden insgesamt als attraktiver wahrgenommen.

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