Frauenquote fällt weiter
Gründerinnen-Anteil bei Start-ups sinkt auf neuen Tiefstand

| Redaktion 
| 25.09.2024

Der Anteil von Frauen, die in Deutschland Start-ups gründen, ist auf einen neuen Tiefpunkt gefallen. Der aktuelle Deutsche Start-up Monitor (DSM) zeigt, dass der Frauenanteil bei Gründungen von 20,7 Prozent im Vorjahr auf 18,8 Prozent gesunken ist. Damit endet ein seit 2019 bestehender Aufwärtstrend.

Besonders frauengeführte Start-ups aus endverbraucherorientierten Branchen wie Dienstleistungen und E-Commerce leiden stark unter den aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen von Inflation und Konjunkturschwäche.

Konjunktur und Investmentklima belasten frauengeführte Start-ups

Laut dem DSM haben es besonders endverbraucherfokussierte Start-ups aktuell schwer, eine Tatsache, die frauengeführte Unternehmen überproportional betrifft. Die Inflation und eine schwache Konjunktur setzen diesen Bereichen besonders zu. Doch nicht nur das: Auch das Investmentklima bleibt für viele Start-ups angespannt, insbesondere für solche, die von Frauen geführt werden. Finanzierungsrunden von männlichen Gründern fallen im Schnitt neunmal höher aus als die von Frauen, was ein zusätzliches Hindernis darstellt.

Gründerinnen wie Anika Schmidt, Mitgründerin der Plattform FreeMOM, sehen daher dringenden Handlungsbedarf: "Wenn sich die Rahmenbedingungen wie beispielsweise die Regelungen zum Mutterschutz nicht verbessern, bleibt hier viel Potenzial liegen." Auch Schmidt und andere Gründerinnen bemängeln den Mangel an weiblichen Vorbildern und die Schwierigkeiten, Risikokapital einzusammeln.

Mangel an weiblichen Investoren

Wie das Handelsblatt berichtet, verschärft der geringe Anteil weiblicher Investoren die Lage zusätzlich. Lediglich 16 Prozent der Partner in Venture-Capital-Gesellschaften sind Frauen. Studien zeigen, dass Frauen häufiger in von Frauen gegründete Start-ups investieren, während Männer eher männliche Gründer bevorzugen.

Sonja Jost, Mitgründerin des Chemie-Start-ups Dude Chem, stellt fest: "Die Verantwortlichen bei VCs stellen selbst viel zu häufig Mitarbeitende ein, die ihnen sehr ähnlich sind, weil sie dasselbe Geschlecht, dieselbe Ausbildung und denselben sozialen Hintergrund haben." Dies fördere unbewusste Diskriminierung und erschwere Gründerinnen den Zugang zu Kapital.

Optimismus in der Start-up-Szene trotz Herausforderungen

Trotz der schwierigen Lage bleibt die Stimmung in der Start-up-Szene insgesamt optimistisch. Wie eine Vorabauskoppelung des Deutschen Start-up Monitors zeigt, hat sich das Geschäftsklima stabilisiert, und 58 Prozent der Start-ups erwarten eine Verbesserung der Lage in den kommenden sechs Monaten. Vier von fünf Gründern gehen von einer positiven Entwicklung bis Ende 2025 aus, auch wenn das Investmentklima derzeit als schwierig eingeschätzt wird.

Sebastian Pollok, stellvertretender Vorsitzender des Start-up-Verbands, hebt hervor: "Der Spirit der Startup-Gründer*innen in Deutschland ist beeindruckend. Trotz der schwierigen gesamtwirtschaftlichen Lage verlieren sie nicht den Glauben an die Zukunft." Um Deutschland als Gründungsstandort zu stärken, fordert Pollok allerdings weitere Unterstützung seitens der Politik und institutionellen Investoren.

Der Deutsche Start-up Monitor bleibt die umfassendste Untersuchung der deutschen Start-up-Szene und bietet wertvolle Einblicke in die Geschäftslage und Herausforderungen der Branche.

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