Die Ehrlich Brothers im Interview
"Wenn David Copperfield Eure Illusionen kaufen möchte, müsst Ihr selbst damit auf Tournee gehen"

Die Brüder Andreas und Christian Ehrlich sind im nordrhein-westfälischen Bünde, unweit ihrer Geburtsstadt Herford, ansässig und längst zu einem europaweit erfolgreichen Live-Act aufgestiegen. Im November läuft ihr Programm "Diamonds“ an, das die spektakulärsten Illusionen aus zehn Bühnenjahren frisch aufbereitet - ein zauberhafter Anlass für ein LEADERSNET-Interview.

Schon früh hält die Zauberkunst im Hause Ehrlich Einzug. Zahlreiche Tourneen, Auszeichnungen und Fernsehauftritte später stehen Andreas und Christian Ehrlich nicht nur für außergewöhnliche Unterhaltung, sondern auch für die Verwirklichung von Träumen. Im LEADERSNET-Interview gewähren die Brüder spannende Einblicke in ihre kreative Welt, ihre Anfänge und die Herausforderungen, die sie auf ihrem Weg an die Spitze gemeistert haben.

LEADERSNET: Wie entstand Eure Leidenschaft für die Zauberkunst und welche besonderen Erlebnisse haben Euch in Eurer Kindheit geprägt?

Andreas Ehrlich: Ich war acht Jahre alt, als ich zu Weihnachten einen Zauberkasten geschenkt bekam. Das war damals mein einziger Wunsch. Ich habe den Zauberkasten dann schon eine Woche vor der Bescherung zwischen zwei Pullis im Schlafzimmer meiner Eltern gefunden. Da habe ich heimlich ein bisschen geübt. So konnte ich zu Weihnachten zwei, drei Tricks vorführen. Meine Eltern hielten mich für ein Wunderkind. Irgendwann habe ich ihnen dann aber gebeichtet, dass ich vorher geübt hatte. Das Zaubern war für mich wie ein Eintauchen in eine andere Welt. Ich fand es toll, weil ich schnell viele Leute wie Eltern, Lehrer, Oma – manchmal auch meinen Bruder – mit etwas begeistern konnte, was sie nicht konnten.

Chris Ehrlich: Als jüngerer Bruder musste ich anfangs immer als "Assistentin“ herhalten, bevor ich selbst mit dem Zaubern angefangen habe. Das ging bei mir erst mit 16 so richtig los. Ich war auf einem Schüleraustausch in Frankreich und habe meinen Bruder angehauen, ob er ein paar Zaubertricks für mich hätte, damit es mit den französischen Mädels besser klappt.

LEADERSNET: Lässt sich die Karriere eines Zauberers mit der Laufbahn vieler Musiker vergleichen, bei der man zunächst Coverversionen spielt, bevor man schließlich eigene Lieder komponiert?

Chris Ehrlich: Da gibt es Parallelen. Man lernt zunächst Anfängertricks mit Karten, Seilen, Münzen et cetera, um die sich die Basics drehen. Dabei führt man die Tricks so vor, wie man sie gezeigt bekommt oder wie sie in einem Buch oder per Video erklärt werden. Aber bei der Zauberei geht es nicht nur um den Trick, sondern auch um die Art und Weise, wie man ihn präsentiert. Und da war für uns von Anfang an wichtig, einen eigenen Stil zu finden.

Bei der Entwicklung einer neuen Illusion ist für uns heute entscheidend, dass sie den gewissen Ehrlich-Brothers-Touch hat. Jede unserer Illusionen beruht auf einer wahren Begebenheit aus unserem Leben; zum Beispiel der alte VW Golf, den wir in einen goldenen Lamborghini verwandeln - den hat es wirklich gegeben. Damit sind wir damals in unseren Anfängen zu den Auftritten gefahren. Er hatte später über eine Million Kilometer auf der Uhr.

LEADERSNET: Was war für Euren Durchbruch ausschlaggebend? War das auch viel "Klinken putzen"? Oder war die Entscheidung, nur mehr gemeinsam aufzutreten, verantwortlich?

Andreas Ehrlich: Ich bin mir sicher, dass wir diesen Riesen-Zuspruch, den wir heute in den größten Arenen erfahren, alleine nie geschafft hätten. Wir waren ja zunächst beide solo unterwegs. Eines Tages kam eine Anfrage für einen Auftritt bei einem großen Event mit internationalem Publikum. Ich beherrsche die englische Sprache, mein Bruder Französisch. Also taten wir uns für diesen Auftritt zusammen und merkten, dass es uns viel Spaß bringt und mehr Möglichkeiten eröffnet. Dass wir zu zweit auf der Bühne stehen und dann auch noch als Brüder, ist schon etwas ganz Besonderes. Das erlaubt uns, unsere Illusionen in einer Art zu inszenieren, wie es solo nie möglich wäre.

LEADERSNET: Es gab nicht den einen "Breakthrough", die eine Casting-Show, welche Euch zu einem Durchbruch verhalf. Wie sehr war Marketing ausschlaggebend für Euren Erfolg? Konntet ihr gut verstehen, was die Menschen wollen?

Chris Ehrlich: Wir haben uns immer dafür interessiert, wie Pop-Künstler ihr Publikum unterhalten. Wie bespielt man eine Arena oder ein Fußballstadion? Das haben wir uns bei den großen Stars wie Madonna, Queen und Rammstein ganz genau angeschaut.

Chris und Andreas Ehrlich auf der Bühne (Bild: Ehrlich Entertainment GmbH & Co. KG)

Andreas Ehrlich: Das war für uns wichtiger als das, was gerade in der Zauberszene angesagt war. Wir hatten immer die große Show im Kopf und haben diese Idee umgesetzt, als wir die Illusionen und das Knowhow dafür hatten, anstatt erst einmal mit einer kleinen Zaubershow durch die Lande zu ziehen.

LEADERSNET: David Copperfield wollte einst eine Illusion von Euch kaufen. Ihr habt ihm eine Absage erteilt. Warum kam es nicht zu dem Deal?

Andreas Ehrlich: Ausschlaggebend war der Ratschlag unseres Papas, der gesagt hat: "Wenn David Copperfield eure Illusionen kaufen möchte, dann sind sie so gut, dass ihr selbst damit auf Tournee gehen müsst.“ Wir sind ihm auf ewig dankbar für diesen Rat, den wir befolgt haben.

LEADERSNET: In Eurem neuen Programm "Diamonds" feiert Ihr Euer zehnjähriges Bühnenjubiläum. Welche besonderen Highlights oder Erinnerungen verbindet Ihr mit dieser Zeit?

Chris Ehrlich: In unserer Show "Diamonds" gibt es ein Wiedersehen mit unseren spektakulärsten Illusionen. Da sind einige aus der Anfangszeit dabei, allerdings haben wir die neu arrangiert und inszeniert - so, wie es uns damals noch nicht möglich war. Das heißt, in "Diamonds" gibt es ein "Best of 4.0".

LEADERSNET: Eure Shows erreichen regelmäßig Millionen Zuschauer im Fernsehen und sind live ausverkauft. Woran macht Ihr den Erfolg und die Faszination Eurer Auftritte fest?

Chris Ehrlich: Aufgrund der rasanten Entwicklung sind heutzutage am Bildschirm so viele Dinge machbar, die vor wenigen Jahren noch als unmöglich galten. In einer Welt, die zunehmend von digitalen Medien dominiert wird, wächst der Wunsch nach wahrhafter Live-Unterhaltung. Mit eigenen Augen zu sehen, wie wir auf der Bühne vor zehntausend Zuschauern einen Monstertruck erscheinen lassen und selbst in der Arena fliegen – dieses Erlebnis ist durch keine Bildschirmanimation zu ersetzen.

Andreas Ehrlich: Dazu kommt, dass die Menschen es genießen, für zwei Stunden aus dem Alltag rauszugehen und in unsere Welt zu tauchen, in der sie staunen können, wie sie es vielleicht zuletzt als Kind getan haben.

 
 
 
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LEADERSNET: Welche Illusionen oder Tricks in Eurem neuen Programm sind für Euch persönlich besonders bedeutsam?

Andreas Ehrlich: Auf jeden Fall das Erscheinen unseres Monstertrucks, weil es die letzte Illusion ist, die wir mit unserem Papa entwickelt haben.

Chris Ehrlich: Wir haben unzählige Tage mit ihm in der Werkstatt verbracht und an unseren Illusionen getüftelt. Leider hat er unseren großen Durchbruch nicht mehr erlebt.

LEADERSNET: Uri Geller sieht sich nicht als Zauberer oder Magier, sondern als "Mystifier". Glaubt Ihr an eine "höhere Macht" oder an Übernatürliches?

Andreas Ehrlich: Daran glauben wir nicht und wir möchten auch nicht so tun, als verfügten wir über übernatürliche Fähigkeiten. Wir verstehen uns in erster Linie als Unterhaltungskünstler, die mit ehrlichen Tricks Illusionen erschaffen.

Chris Ehrlich: Das war übrigens auch der Grund, warum wir uns Ehrlich Brothers genannt haben.

LEADERSNET: Welche Pläne habt Ihr für die Zukunft? Ihr steht für die Verwirklichung von Träumen. Welche persönlichen Träume habt Ihr Euch mit Eurem Erfolg erfüllt, welche Ziele verfolgt Ihr noch? 

Chris Ehrlich: Wir leben tatsächlich unseren Traum, auf den wir viele Jahr hingearbeitet haben. Unser größter Wunsch ist, dass diese glückliche Phase noch lange anhält und wir viele weitere Jahre die Menschen mit unseren Illusionen begeistern können.

Andreas Ehrlich: Wir sind seit einiger Zeit in intensiven Gesprächen mit Veranstaltern aus den USA, die eine Tour mit uns in Amerika machen möchten. Diese Herausforderung reizt uns sehr.

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