Diversität in Unternehmen
Mehr als Pinkwashing: Diese Labels setzen sich für Diversity ein

| Redaktion 
| 23.09.2024

Wenn Firmen Vielfalt als Marketinginstrument nutzen, ohne echte Werte hinter ihren Aktionen zu verankern, ist der gesellschaftliche Nutzen gering. Wichtiger ist es Experten zufolge, auch außerhalb des Pride Month klar Stellung für Diversität zu beziehen.

Unternehmen stehen zunehmend in der Verantwortung, Diversität und Inklusion nicht nur als kurzfristige Marketingstrategie zu nutzen, sondern als langfristige Verpflichtung zu verankern. Dies betont der Berliner Newsfluencer und LGBTQIA+-Aktivist Fabian Grischkat in einem Interview mit Horizont.

Grischkat, der sich seit Jahren für queere Themen und Umweltfragen starkmacht, warnt vor dem sogenannten "Pinkwashing“ – einer Praxis, bei der Unternehmen Regenbogen-Flaggen und LGBTQIA+-Symbole nutzen, um ihre Marke während des Pride Month aufzupolieren, ohne dass dahinter eine nachhaltige oder authentische Unterstützung der Community steht. Er plädiert dafür, dass Unternehmen auch abseits von Pride-Veranstaltungen für Diversität eintreten und Verantwortung übernehmen.

"Große CSDs wie der Cologne Pride sind ohne Markenpartner heute kaum noch denkbar. Wenn wir diese wichtigen Ereignisse weiter fördern wollen, brauchen wir Sponsoren, die nicht nur auf den kurzfristigen Effekt schielen, sondern auch langfristig an einem gesellschaftlichen Wandel interessiert sind“, erklärt Grischkat.

Es gehe dabei nicht nur um medienwirksame Auftritte auf den größten Bühnen, sondern auch um Unterstützung in kleineren Gemeinden, wo es oft an finanziellen Mitteln und Organisatoren fehlt. So musste beispielsweise der CSD in Prignitz in diesem Jahr abgesagt werden – nicht nur aus Geldmangel, sondern auch, weil die Unterstützung vor Ort fehlte.

Kurzfristige PR-Manöver vs. glaubhaftes Engagement

Unternehmen, die nur während des Pride Month mit Regenbogen-Profilbildern und bunten Kampagnen für sich werben, tragen jedoch wenig zum langfristigen Wandel bei. Solche Praktiken seien kurzfristige PR-Manöver und bieten nur einen oberflächlichen Nutzen. Grischkat hebt hingegen Marken hervor, die sich glaubhaft und nachhaltig für LGBTQIA+-Rechte engagieren.

Als Beispiel nennt er NYX Cosmetics, die bereits im Rahmen seiner "Reclaim Stolzmonat“-Kampagne aktiv wurden. NYX ist bekannt dafür, ganzjährig Veranstaltungen zu queeren Themen zu organisieren und Bildungsinitiativen zu unterstützen. Diese Art des Engagements lobt Grischkat besonders: "NYX zeigt, dass es möglich ist, kontinuierlich für LGBTQIA+-Rechte einzustehen und nicht nur dann, wenn die öffentliche Aufmerksamkeit besonders groß ist.“

 
 
 
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

Ein Beitrag geteilt von NYX Professional Makeup DE (@nyxcosmetics_de)

Ein weiteres überraschendes Beispiel für nachhaltiges Engagement findet sich laut Grischkat in der Versicherungsbranche. Clark, ein Versicherungsmakler, hat in der Vergangenheit mit der Organisation Queer Mentor kooperiert, die sich als "Empowerment Network“ versteht. Diese gemeinnützige Organisation bietet jungen queeren Menschen kostenlose Mentorings und Trainings, um den Berufseinstieg zu erleichtern. Darüber hinaus hat Clark den CSD in Berlin aktiv unterstützt, indem sie der NGO einen Wagen zur Verfügung stellten, auf dem ein Programm der queeren Agentur PTO Media organisiert wurde.

Auch mal provokant sein

Neben diesen Unternehmen hebt Grischkat auch die Fair-Fashion-Marke Armedangels hervor. Diese hat seine Initiative "Reclaim Stolzmonat“ mit 400 Shirts für den dazugehörigen Onlineshop unterstützt. Armedangels steht für nachhaltige Mode und soziales Engagement, das über das Pride Month-Marketing hinausgeht. "Diese Marken haben den Mut, wirklich gesellschaftliche Veränderungen voranzutreiben, und das verdient Anerkennung. Sie scheuen sich nicht davor, auch mal provokant zu sein, und das ist genau das, was wir brauchen“, so Grischkat.

 
 
 
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

Ein Beitrag geteilt von ARMEDANGELS (@armedangels)

Doch das Engagement für LGBTQIA+-Rechte ist nicht immer einfach. Marken und Personen, die sich in diesem Bereich positionieren, sehen sich nach wie vor mit Anfeindungen konfrontiert. Grischkat warnt, dass einige Unternehmen sich aus Angst vor Gegenreaktionen zunehmend zurückziehen.

"Firmen, die wegen ihrer Pride-Kollektion angegriffen werden, ziehen sich wieder zurück. Das ist gefährlich, weil es das Engagement schwächt, wenn Kapitalinteressen und Diversitätsstrategien als Widerspruch gesehen werden“, erklärt er. Ein prominentes Beispiel ist die US-amerikanische Biermarke Bud Light, die 2023 einen massiven Boykott erlebte, nachdem sie die Transgender-Influencerin Dylan Mulvaney als Testimonial engagiert hatte. Der Shitstorm führte dazu, dass Bud Light seinen Spitzenplatz als meistverkaufte Biermarke in den USA verlor.

Präsenz zeigen, auch an kleineren Orten

Auch in Deutschland sieht Grischkat Marken in der Pflicht, sich konsequent und authentisch für Diversität und LGBTQIA+-Rechte einzusetzen. Es sei entscheidend, dass Unternehmen nicht nur auf großen Events wie dem Cologne Pride präsent sind, sondern auch in kleineren Gemeinden, wo die Sichtbarkeit und Unterstützung besonders wichtig sind. "Es ist toll, einen Wagen beim Cologne Pride, in Berlin, München oder Wien zu haben, aber es ist vielleicht politisch wichtiger, auch in kleineren Orten Präsenz zu zeigen“, betont er.

Für die Zukunft fordert Grischkat daher von Unternehmen mehr Mut und langfristiges Engagement für queere Themen. Nur so könne eine echte Veränderung in der Gesellschaft erreicht werden. "Es geht nicht nur um das Image – Unternehmen können eine echte Kraft für den Wandel sein, wenn sie sich glaubhaft und nachhaltig einsetzen“, so der Aktivist abschließend.

Kommentar schreiben

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV