Involvenz eines Stücks Konsumgeschichte
Tupperware am Ende: Kultmarke steht vor der Pleite

| Natalie Oberhollenzer 
| 17.09.2024

Tupperware – einst der Inbegriff praktischer Küchenorganisation und revolutionärer Vertriebsmethoden – steht vor dem finanziellen Aus. Nun bereitet sich das Unternehmen darauf vor, Insolvenz anzumelden.

Vor mehr als 70 Jahren ist Tupperware als revolutionäres Unternehmen gestartet. Gegründet 1946, schaffte Tupperware den Durchbruch mit einer bahnbrechenden Innovation: Gründer Earl Tupper erfand den luftdichten Verschluss für Kunststoffbehälter, was den Umgang mit Lebensmitteln revolutionierte. Seine Produkte, damals aus neuartigem Polyethylen gefertigt, waren langlebig und robust – ein Novum in der Nachkriegszeit, als flexible Kunststoffe noch weitgehend unbekannt waren.

The Party is over

Doch es war die Vertriebsmethode, die Tupperware wirklich groß machte. Brownie Wise, eine Marketing-Ikone der 1950er Jahre, führte das Modell der Tupperware-Partys ein. Anstatt die Produkte im Laden zu verkaufen, setzten sie auf den direkten Verkauf durch Hausfrauen. Die Partys waren gesellschaftliche Events, bei denen die Boxen neben Kaffee und Kuchen angeboten wurden. So wurde Tupperware zu einer festen Größe in amerikanischen Haushalten – und bald auch weltweit.

Der Abstieg einer Ikone

In den letzten Jahren jedoch sah sich das Unternehmen mit immer größeren Herausforderungen konfrontiert. Die Konkurrenz durch günstigere Anbieter, der Wandel im Konsumverhalten und finanzielle Schwierigkeiten setzten dem einstigen Giganten stark zu. Nach Angaben von Bloomberg kämpft Tupperware nun mit Schulden in Höhe von mehr als 700 Millionen US-Dollar und hat Probleme, seine Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen.

Die Schließung der letzten verbleibenden US-Produktionsstätte im vergangenen Jahr markierte einen weiteren Tiefpunkt. Trotz eines Deals mit den Gläubigern im letzten Jahr verschlechterte sich die Lage weiter, und eine Insolvenz scheint nun unvermeidlich.

Aus der Zeit gefallen

Das eigentliche Problem von Tupperware ist jedoch nicht nur finanzieller Natur – die Marke hat es schlicht versäumt, sich an die moderne Welt anzupassen. Während luftdichte Plastikbehälter heute in jedem Discounter für wenige Euro zu haben sind, positionierte sich Tupperware weiter als Premium-Anbieter. Eine Eiswürfelform für stolze 22,50 Euro und ein kleiner Universalbehälter für 12,90 Euro sind für viele Verbraucher nicht mehr attraktiv, vor allem angesichts der großen Auswahl an Alternativen. Aber dennoch: In Sachen Langlebigkeit sind sie den meisten Anbietern ein Stück voraus.

Zudem blieb das Unternehmen in seinem Konzept der 50er-Jahre-Hausfrau gefangen: ein umfangreiches Sortiment für alle denkbaren Küchensituationen – vom speziellen Gemüsebehälter bis zur ausgeklügelten Aufbewahrungslösung. Doch in einer Zeit von immer mehr Single-Haushalten, dem Boom von Lieferdiensten und Convenience-Produkten ist dieses Modell überholt.

Auch der klassische Vertriebsweg über Tupperware-Partys wirkt in einer Welt, in der E-Commerce und soziale Medien dominieren, antiquiert. Der Besuch einer Verkaufsparty in der Nachbarschaft wirkt fast wie ein Relikt aus einer vergangenen Zeit.

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