"AI-Assistent" Clippy
Es war einmal... erinnern Sie sich an diesen rechthaberischen Kerl?

Dieses Wesen tauchte auf einmal auf unseren Bildschirmen auf und trieb uns alle in den Wahnsinn. Die Rede ist von Karl Klammer, besser bekannt als "Clippy“. Der penetrante Büroklammer-Assistent von Microsoft wollte ab den späten 90er Jahren in Office 97 so manch verzweifelten Nutzer "helfen" – bewirkte dabei aber oft das Gegenteil.

Der ungebetene Helfer Karl Klammer tauchte auf, wenn man ihn am wenigsten brauchte. Mit seinen kugelrunden Augen und der charmanten Neigung, uns mitten in unserer Arbeit zu unterbrechen, fragte er gerne: "Es sieht so aus, als ob Sie einen Brief schreiben. Möchten Sie Hilfe?“ Eine freundliche Geste, die jedoch bald zu einem Symbol digitaler Frustration wurde. Denn Karl kam immer wieder, egal ob wir Hilfe wollten oder nicht.

Clippy war ein Produkt seiner Zeit, eine Phase, in der der technologische Optimismus bei Microsoft keine Grenzen kannte. Das Persona-Projekt, das hinter seiner Entwicklung stand, sollte die Interaktion zwischen Mensch und Maschine auf ein neues Level heben. Clippy sollte uns verstehen, antizipieren, was wir tun wollten, und uns durch das unübersichtliche Menü von Word, Excel und Co. führen. Aber so viel Optimismus war dann doch fehl am Platz. Denn in der Praxis konnte Clippy meist nur eines: nerven.

Warum so aufdringlich?

Die Intention hinter Karl Klammer war durchaus ehrenwert: Ein digitaler Assistent, der uns unter die Arme greift, ohne dass wir ihn rufen müssen. Doch die Technik, die Clippy zu einem Helfer machen sollte, war ihrer Zeit schlichtweg voraus. Er erkannte oft nicht, was genau der Nutzer vorhatte, und meldete sich viel zu häufig mit eher fragwürdigen Vorschlägen. Und wehe, man schrieb tatsächlich einen Brief! Dann ging das Spektakel erst richtig los.

Die Frequenz seiner Einmischungen brachte selbst die geduldigsten Nutzer an den Rand der Verzweiflung. Viele wünschten sich schon nach wenigen Tagen, dass es eine Möglichkeit gäbe, Karl einfach dauerhaft abzuschalten. Das "Deaktivieren“-Feature wurde schließlich zu einem der beliebtesten Knöpfe in Microsoft Office.

Mit der Einführung von Office XP verschwand Clippy in den digitalen Ruhestand – zunächst wurde er standardmäßig deaktiviert, später ganz aus dem Software-Paket entfernt. Der letzte Auftritt des kleinen Assistenten war weniger glamourös, als er es sich wohl erhofft hatte. Aber vielleicht war es das Beste für alle Beteiligten.

Bye bye Clippy!

Trotz seines Scheiterns hat Clippy einen ganz besonderen Platz in unseren Herzen – oder zumindest in unseren Memes – gefunden. Die nervige Büroklammer ist heute ein popkulturelles Phänomen, das uns an eine Zeit erinnert, als Computer uns vielleicht nicht immer verstanden haben, wir sie aber trotzdem geliebt haben.

Microsoft hat in den letzten Jahren sogar mehrmals versucht, Clippy wiederzubeleben. Ein Sticker-Set für den Business-Messenger Teams sorgte 2021 kurzzeitig für Aufsehen, verschwand aber ebenso schnell wieder wie es gekommen war. Doch im Internet lebt Clippy weiter – sei es als Meme, Comic oder in den Erinnerungen all jener, die sich noch gut daran erinnern, wie er uns wiederholt fragte, ob wir nicht doch noch seine Hilfe bei der Formatierung unseres Dokuments brauchen.

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