Die DMEXCO, Europas führendes Digital Marketing & Tech Event, zieht jedes Jahr Branchenexperten, Visionäre und Entscheider aus der ganzen Welt nach Köln, um die neuesten Trends und Entwicklungen im digitalen Marketing und in der Technologie zu diskutieren. Im folgenden Interview spricht Verena Gründel über die Bedeutung des Mottos "Prompting the Future", ihre Vision für die DMEXCO 2024 und die Trends, die die Branche in den kommenden Jahren prägen werden.
LEADERSNET: Frau Gründel, als neue Gastgeberin der DMEXCO 2024 bringen Sie frischen Wind in das Event. Wie hat sich Ihre Rolle im Vergleich zu Ihrer vorherigen Position als Chefredakteurin bei W&V verändert, und was hat Sie dazu bewogen, diesen Schritt zu machen?
Gründel: Ich bin erstmals Gastgeberin von Europas führendem Digital Marketing & Tech Event. Hätte man mir das 2008, zu Beginn meines Redaktions-Volontariats, gesagt, hätte ich den- bzw. diejenige wahrscheinlich für verrückt erklärt. Gemeinsam mit einem wirklich tollen Team bei der Koelnmesse und auch beim BVDW kann ich die digitale Wirtschaft ein Stück weit mitgestalten. Was gibt es Besseres? Vor allem auch, weil die DMEXCO stark inhaltlich getrieben ist. Wir bieten Nutzwert-Content das ganze Jahr. Ich kümmere mich hier etwa um den Podcast und unseren Newsletter Digital Digest, bin also auch ein Stück weit Journalistin geblieben.
LEADERSNET: Das Motto der diesjährigen DMEXCO lautet "Prompting the Future". Was bedeutet dieses Motto für Sie persönlich und wie spiegelt es die aktuellen Trends in der Digital- und Marketingbranche wider?
Gründel: Mir gefällt der affirmative Charakter des Mottos – das Zukunftsbejahende, die indirekte Aufforderung, gemeinsam das digitale Morgen zu gestalten. Die Entwicklungen rund um generative KI öffnen hier ein Zeitfenster, das es uns erlaubt, die Karten noch einmal neu zu mischen und Entwicklungen aktiv zu beeinflussen. Diesen Aufbruchsgeist wollen wir mit der DMEXCO weiter anfachen. KI wird sich wie ein Base Layer durch das Programm ziehen. Angefangen bei der Keynote von Brendon Kraham (Google) "Building the Future of Search and Ads in the AI Era", aber auch später, etwa auf unserem CMO Summit am zweiten Messetag oder beim Vortrag von Christian Hahn (Deutsche Telekom) "Haltung trifft Prompting: Erfolgreiche Markenarbeit im KI-Zeitalter". Ich glaube, mit "Prompting the Future" haben wir den Nerv der Branche gut getroffen.
LEADERSNET: Die DMEXCO ist bekannt dafür, die neuesten Trends und Technologien in den Vordergrund zu stellen. Welche technologischen Innovationen erwarten Sie, die die Branche in den nächsten Jahren besonders beeinflussen werden?
Gründel: Wir sehen in der Branche zwei gegenläufige Trends: Zum einen geht es um die Automatisierung von Prozessen, mit dem Ziel, hoch personalisierte Kundenerlebnisse zu schaffen, die in Echtzeit angepasst werden können. Dank KI ist das schon heute – etwa im E-Mail-Marketing oder Digitalradio-Werbung – möglich. Auf der anderen Seite wächst bei den Endkunden der Wunsch nach Ecken und Kanten, also die viel zitierte Authentizität. Der Siegeszug des Influencer-Marketing ist Ausdruck davon. Beide Pole bestmöglich zusammenzubringen und darüber ein stimmiges digitales Markenbild zu schaffen, ist die konzeptionelle und technologische Herausforderung für die Zukunft.
LEADERSNET: "Prompting the Future" legt nahe, dass die Zukunft aktiv gestaltet werden muss. Welche Schlüsselthemen und Herausforderungen sehen Sie in der digitalen Marketinglandschaft, die jetzt dringend angegangen werden sollten?
Gründel: Neben KI stellen Budgetcuts und Nachhaltigkeit neue Herausforderungen an die Effizienz von Kampagnen. Die Marketeers müssen neue Methoden zur Messbarkeit und dem ROI erarbeiten. Was Media betrifft, sehen wir gerade enorme Dynamiken in den Bereichen Retail Media, CTV, ATV und Total Video. Und das Ende der Cookie-Ära ist und bleibt eine der zentralen Herausforderungen im Marketing, auch wenn Google das Aus der Third-Party-Cookies erneut verschoben hat. Bei all der wichtigen ROI- und Performance-Optimierung darf jedoch nie die Positionierung und Stärkung der Marke vergessen werden. Auch Branding muss heute digital gedacht werden.
LEADERSNET: Können Sie uns einen Einblick geben, wie die DMEXCO Unternehmen dabei unterstützt, sich auf die digitale Zukunft vorzubereiten?
Gründel: Marketing wird immer technologischer und kleinteiliger. Doch wie gesagt, müssen Marketing-Entscheider gleichzeitig ein kongruentes Bild ihrer Marke zeichnen. Das ist schon jetzt eine Herausforderung und wird in Zukunft noch schwieriger. Wir wollen DIE zentrale Plattform für die Marketingbranche sein, die Transparenz in einen granularisierten Markt bringt und Wissen sowie Inspiration vermittelt – für das Marketing genauso wie für die Medien, Agenturen und technischen Dienstleister.
LEADERSNET: Als Teil des Management-Boards sind Sie maßgeblich an der strategischen Weiterentwicklung der DMEXCO beteiligt. Welche neuen Akzente wollen Sie setzen, um die DMEXCO als Europas führendes Digital Marketing & Tech Event weiter zu stärken?
Gründel: Als Team wollen wir die DMEXCO maximal attraktiv, nahbar, emotional machen und noch mehr Liebe ins Detail stecken. Und klar: Wir möchten die DMEXCO noch stärker als Innovationsmotor positionieren, indem wir gezielt neue Formate und interaktive Erlebnisse einführen, die unseren Besucher und Ausstellern echten Mehrwert bieten. Dieses Jahr bildet der CMO Summit ein neues Herzstück der DMEXCO, bei dem wir uns einen ganzen Tag komplett auf die Bedürfnisse der Marketing-Führungskräfte fokussieren. Dazu kommt der neue Creative Summit, bei dem wir einen Tag lang auf der Agency Stage alle Aspekte der digitalen Kreativität diskutieren. Natürlich ist das noch nicht alles: Die Zukunft von TV erhält mit dem Screenforce Day einen besonderen Schwerpunkt, genauso wie das Thema Corporate Influencer.
LEADERSNET: Sie haben mehr als 15 Jahre Erfahrung in der Berichterstattung über die Digital- und Marketingbranche. Wie hat sich die Branche in dieser Zeit verändert, und was sind die größten Herausforderungen, denen Unternehmen heute gegenüberstehen?
Gründel: Die Digitalisierung hat alles verändert – von der Art und Weise, wie wir mit Kunden interagieren, bis hin zu den Technologien, die wir nutzen. Früher ging es vor allem um Reichweite und Sichtbarkeit, heute stehen Personalisierung und datengetriebenes Marketing im Vordergrund. Eine der größten Herausforderungen für Unternehmen ist es, in dieser zunehmend komplexen und schnelllebigen Umgebung agil zu bleiben und sich ständig neu zu erfinden. Dies erfordert nicht nur technologische Innovation, sondern auch eine Kultur des kontinuierlichen Lernens und der Anpassungsfähigkeit.
LEADERSNET: "Digitales Marketing ist Chefsache", betonen Sie. Wie spiegelt sich dieser Ansatz in den Programminhalten und der Ausrichtung der DMEXCO wider? Worin sehen Sie die größten Herausforderungen für die Digitalbranche in den kommenden Jahren?
Gründel: Wir beobachten seit Jahren, dass digitales Marketing im Zentrum der Marketing-Abteilungen angekommen ist – die Themen und Herausforderungen der CMOs sind eigentlich alle digital. Daher ist digitales Marketing Chefsache. Die Herausforderungen der CMOs sind alle digital getrieben – darauf werden wir auf dem CMO Summit Antworten geben. Besetzt mit internationalen Marketing-Entscheider wie Jennifer Treiber-Ruckenbrod (CMO, BMW Group Germany AG), Kerstin Köder (Regional CMO, Mittel- und Osteuropa, SAP SE) und Rik Strubel (CMO, Westwing). Heißt: CEOs und CMOs finden sich hier wie nie zuvor bei uns wieder, deshalb ist die DMEXCO 2024 Chefsache.
Die zweite Entwicklung ist das Aufweichen von Schnittstellen zwischen klassischen und digitalen Disziplinen. Digitale Planungs- und Buchungsmechaniken wie Programmatic haben in TV und Out-of-Home Einzug gehalten. KI wird diese Entwicklung exponentiell beschleunigen und das Marketing in allen Facetten bis hin zur Kreation prägen. Das bedeutet: Unsere Themen betreffen jeden in der Branche, vom TV-Vermarkter bis zur Kreativagentur. Wir umarmen künftig die gesamte Branche.
LEADERSNET: Zum Abschluss, Frau Gründel: Wenn Sie eine Vision für die Zukunft des digitalen Marketings in einem Satz zusammenfassen müssten – wie würde dieser Satz lauten?
Gründel: Die Zukunft des digitalen Marketings liegt aus meiner Sicht in einer nahtlosen Kundenerfahrung mit personalisierten Erlebnissen durch innovative Datenstrategien, die auf Vertrauen und Transparenz basieren und die auch langfristig auf die Markenbildung einzahlen.
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