Testlauf und Petition
Kampf gegen Krach: Die Lärmblitzer-Lage in Berlin und Bern

| Redaktion 
| 28.08.2024

Noch ist "Lärmblitzer“ eine Vokabel, die in Word als Fehler markiert wird. In Zukunft könnte der Begriff jedoch geläufiger werden: Nachdem in Berlin jüngst die erste Testphase ihrer Art abgeschlossen wurde, macht sich nun auch eine Initiative in der Schweiz für weniger Krach auf der Straße stark.

Das intensive Heulen eines V8-betriebenen McLaren 720S oder das charakteristische Beschleunigungsgeräusch, das dem Porsche 911 GT3 dank seines Sechszylinder-Boxermotors entfährt, sind kleine Symphonien in den Ohren passionierter Auto-Nerds. Allerdings machen diese einen verschwindend geringen Gesamtanteil der Personen aus, die sich tagtäglich über die Straßenkreuzungen deutscher Großstädte begeben – der Rest empfindet lautstarkes Anfahren und andere Dezibel-Demonstrationen dagegen häufig schlicht als störend.

Auch vor diesem Hintergrund wurde Ende Mai der erste Lärmblitzer Deutschlands am Berliner Kurfürstendamm installiert, der bis in den späten Juli Erkenntnisse gesammelt hat. Wie der ADAC berichtet, handelte es sich bei dem Gerät um eine Leihgabe aus Frankreich an den Verkehrssenat der Hauptstadt.

Gemäß seines Namens fungiert es als eine Art akustischer Blitzer, der Fahrzeuge erfasst, die den Lärmpegel-Schwellenwert von 82 dB(A) überschreiten. Der Schalldruckpegel in dB(A) misst dabei ebenso, wie hoch oder schrill ein Ton ausfällt, was mitentscheidend für die durch den Menschen wahrgenommene Lautstärke sein kann. Per Laser und Videoaufzeichnung nimmt der Lärmblitzer die zur weiteren Zuordnung notwendigen Nummernschilder auf.

Fast 2500 vermeintliche Lärmsünder

Der Auswertung nach wurden innerhalb der achtwöchigen Testphase des Lärmblitzers am Kudamm 2469 Fahrzeuge oberhalb der festgelegten Grenze gemessen. Entgegen des eingangs angedeuteten Szenarios handelt es sich dabei jedoch nur zu 19 Prozent um Autos – Busse und LKWs konnten dagegen 28 Prozent auf sich versammeln, während die Mehrheit aller kritischen Messungen (53 Prozent) auf Motorräder zurückging. Der höchste von einem Auto erreichte Wert liegt bei 111 dB(A); eine Dauerbelastung von bereits 85 dB(A) kann dem bayrischen Landesamt für Umwelt zufolge zur Minderung des Hörvermögens führen. Zur Ahndung von Verstößen diente der Probelauf explizit nicht.

Beim ADAC ist man insgesamt offenbar nicht sonderlich überzeugt vom Konzept des Lärmblitzers beziehungsweise seiner Chance, sich flächendeckend durchzusetzen. Aus Berlin-Brandenburg heißt es etwa, dass die Geräte "wenig erfolgsversprechend“ seien, da ihre Standorte schnell allgemein bekannt wären und das Problem dadurch lediglich verlagert würde. Datenschutzrechtliche, organisatorische und technische Fragen stehen ebenfalls im Raum, ohne dass bislang konkrete Grundlagen erarbeitet worden wären.

Der Blick nach Bern

Wie die Schweizer Handelszeitung schreibt, setzt sich die sogenannte Lärmliga im Land der Eidgenossen gegen übermäßige dB(A)-Werte ein. Zu diesem Zweck hat sie am Montag eine von beinahe 20.000 Personen unterschriebene Petition in Bern eingereicht, die sich für die Installation von Lärmblitzern und die Schaffung gesetzlicher Grundlagen ausspricht. Die Lärmliga nimmt dabei Bezug auf ein Pilotprojekt in Genf. Derweil soll auch der Stadtpolizei von Zürich ein Auftrag zum Versuch mit den Geräten erteilt worden sein.

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