KI-Einsatz stagniert
ZEW-Studie: Deutsche Unternehmen kommen bei KI-Nutzung kaum voran

| Redaktion 
| 28.08.2024

Eine aktuelle Studie des ZEW Mannheim zeigt: Während der globale Hype um Künstliche Intelligenz weiter zunimmt, hält sich die Begeisterung in deutschen Unternehmen in Grenzen. Der Fortschritt bleibt überraschend verhalten – ein Trend, der die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands in Frage stellt.

Die Verbreitung von Künstlicher Intelligenz (KI) in deutschen Unternehmen entwickelt sich nur schleppend. Dies geht aus der neuen Studie des ZEW Mannheim im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) hervor. Im Jahr 2023 setzten nur zwölf Prozent der gewerblichen Unternehmen KI in ihren Geschäftsprozessen ein – ein Anstieg von lediglich einem Prozentpunkt seit 2021. Angesichts der wachsenden Bedeutung von KI auf globaler Ebene ist dies ein unerwartet langsamer Fortschritt.

Starke Branchenkonzentration: IT und Dienstleistungen als Vorreiter

Die Studie offenbart, dass die KI-Nutzung stark branchenabhängig ist. Besonders in der IT-Dienstleistungsbranche kommt KI intensiv zum Einsatz: 42 Prozent der Unternehmen in diesem Sektor nutzen KI, häufig zur Entwicklung und Kommerzialisierung neuer Anwendungen. Ähnlich stark vertreten ist KI in den Bereichen Rechts- und Steuerberatung sowie Forschung und Entwicklung (jeweils 36 Prozent). Diese Branchen verwenden KI überwiegend zur automatisierten Verarbeitung und Erstellung von Dokumenten oder zur Analyse von Daten.

Auch Banken, Unternehmensberatungen sowie die Medienbranche zeigen eine überdurchschnittliche Nutzung von KI. In diesen Sektoren ist KI ein wichtiges Werkzeug, um den Wettbewerbsvorteil zu sichern und innovative Dienstleistungen anzubieten. Dennoch bleibt die breite Masse der deutschen Unternehmen vorsichtig und zeigt Zurückhaltung, was auf strukturelle Hemmnisse und Unsicherheiten im Umgang mit der Technologie hindeutet.

Deutschland im EU-Vergleich überdurchschnittlich, aber kein Spitzenreiter

Im europäischen Vergleich steht Deutschland mit einer KI-Nutzungsrate von 11,6 Prozent zwar über dem EU-Durchschnitt von acht Prozent, bleibt jedoch hinter Ländern wie Dänemark, Finnland und Belgien zurück. Diese Länder sind deutlich dynamischer in der Implementierung von KI und zeigen, dass es möglich ist, in kürzester Zeit substanzielle Fortschritte zu erzielen.

Zahlen mit Vorsicht interpretieren: Unterschätzte KI-Nutzung?

Ein interessanter Aspekt der Studie ist, dass fünf Prozent der Unternehmen, die in früheren Jahren KI nutzten, 2023 keinen KI-Einsatz mehr meldeten. Dr. Christian Rammer, stellvertretender Leiter des Forschungsbereichs "Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik" am ZEW und Autor der Studie, erläutert: "Diese Unternehmen haben entweder zwischenzeitlich die KI-Nutzung eingestellt oder die KI-Verfahren sind ein so selbstverständlicher Teil der Geschäftsaktivitäten geworden, dass die Antwortpersonen sie nicht präsent hatten." Wenn man diese Unternehmen in die Betrachtung einbezieht, könnte die tatsächliche Verbreitung von KI in Deutschland höher liegen, als die Studie zunächst vermuten lässt.

Folgen für die deutsche Wettbewerbsfähigkeit

Die zurückhaltende Nutzung von KI in deutschen Unternehmen könnte langfristig die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft beeinträchtigen. KI bietet enorme Potenziale zur Effizienzsteigerung, zur Entwicklung neuer Geschäftsmodelle und zur Verbesserung von Kundenservices. Ein zögerlicher Einsatz dieser Technologie könnte dazu führen, dass deutsche Unternehmen im internationalen Wettbewerb an Boden verlieren.

Gleichzeitig zeigt die Studie aber auch, dass es in Deutschland einige Vorreiter gibt, die KI bereits erfolgreich in ihre Prozesse integriert haben. Diese Unternehmen könnten als Modelle für andere dienen und aufzeigen, wie KI gewinnbringend genutzt werden kann. Die Weitergabe von Best Practices und die Förderung von KI-Kompetenzen sind daher entscheidend, um das Potenzial von KI in der Breite der deutschen Wirtschaft zu heben.

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