Schweigen ist Gold
Der unsichtbare Milliardär: Wie Colin Huang zum reichsten Mann Chinas wurde

Die Shopping-App Temu hat sich in kürzester Zeit einen Namen gemacht, doch der Mann dahinter bleibt ein Mysterium: Colin Huang, einer der mächtigsten Tech-Unternehmer Chinas, meidet das Rampenlicht. Ein kluger Schachzug, denn in der Volksrepublik kann zu viel Sichtbarkeit schnell gefährlich werden.


Mit dem rasanten Aufstieg seiner E-Commerce-Plattform Temu hat der 44jährige Huang kürzlich einen bemerkenswerten Titel errungen: Er ist der reichste Mann Chinas. Sein Vermögen wird auf knapp 52 Milliarden Dollar geschätzt, womit er den bisherigen Spitzenreiter, den Mineralwasser-Mogul Zhong Shanshan, überholt hat. Dabei stammt der Großteil von Huangs Reichtum aus seiner Beteiligung an der E-Commerce-Holding Pinduoduo (PDD), zu der auch Temu gehört.

Huang, der in einfachen Verhältnissen in der ostchinesischen Hafenstadt Hangzhou aufwuchs, startete seine Karriere als Mathe-Ass und Sprachgenie. Nach einem Informatikstudium an der University of Wisconsin arbeitete er bei Google, bevor er 2015 Pinduoduo gründete – eine Plattform, die sich zunächst auf den ländlichen Raum Chinas konzentrierte und von dort aus in die Städte expandierte.

Geschickt und vorsichtig

Huangs Erfolgsgeheimnis? Eine Mischung aus strategischem Geschick und Vorsicht. Er kombinierte die Erfolgsrezepte von Alibaba und Tencent, brachte Shopping und Gaming zusammen und wagte den Schritt, westliche Märkte direkt zu erobern. 2022 startete er Temu und eroberte mit cleveren Rabattaktionen und Spielen die westliche Käuferschaft im Sturm.

Doch in China lebt man als Multimilliardär gefährlich. Seit Präsident Xi Jinping 2012 an die Macht kam, hat er Dutzende Superreiche öffentlichkeitswirksam entmachtet. Die Gefahr, ins Visier der Kommunistischen Partei zu geraten, ist allgegenwärtig. Wer zu sehr im Rampenlicht steht oder sich politisch zu weit aus dem Fenster lehnt, läuft Gefahr, plötzlich zu verschwinden – ohne Anklage, Anwalt oder Prozess.

Huang scheint aus den Fehlern anderer gelernt zu haben. Im Gegensatz zu Jack Ma, dem Gründer von Alibaba, der nach Kritik an Pekings Finanzpolitik 2020 für Monate verschwand, hält sich Huang bedeckt. Er hat große Teile seines Vermögens gespendet, ist aus der Führung von PDD zurückgetreten und seit 2021 öffentlich verstummt. Colin Huang bleibt ein Phantom – und gerade das könnte sein Erfolgsrezept sein. Schweigen als Strategie in einem Land, in dem die falsche Aufmerksamkeit fatale Folgen haben kann.

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