Kommunikation im Job
Telefonphobie: Die Angst der Gen Z vor Telefonaten und die Auswirkungen auf die Karriere

| Redaktion 
| 13.06.2024

Die Allgegenwärtigkeit des Smartphones bringt eine paradoxe Entwicklung mit sich: Die Generation Z vermeidet Telefonate nach Möglichkeit. Diese "Telefonphobie" hat erhebliche Auswirkungen auf ihre Karrierechancen und ihre Kommunikationsfähigkeit am Arbeitsplatz.

Obwohl die Gen Z das Smartphone ständig in der Hand hält, ruft das Klingeln eines eingehenden Anrufs bei nicht wenigen Generationsvertretern Stress und mitunter sogar Angst hervor. Viele junge Menschen vermeiden es, den grünen Hörer zu drücken, und erfinden lieber Ausreden, warum sie gerade nicht sprechen konnten – selbstverständlich per Nachricht oder E-Mail. Diese Verhaltensweise ist so weit verbreitet, dass sie als "Telefonphobie" bezeichnet wird. Die sozialen Medien sind voller Memes, die den klassischen Satz "Das hätte auch eine E-Mail sein können" betonen.

Wie Manager damit umgehen

Ältere Generationen, speziell Manager und Führungskräfte, sind besorgt über diese Entwicklung. Bill Cox, 51 Jahre alt und Vizepräsident der Marketingabteilung bei Lyra Health, beschreibt im Wall Street Journal die kognitive Belastung durch ständige Bildschirmpräsenz: "Ich liebe die Technologie, aber sie schafft eine kognitive Belastung, wenn man auf einen Bildschirm mit 32 Feldern schaut und ständig hin- und herklickt. Wenn man auf einen Anruf antwortet, denkt man: 'Ah, was für eine Erleichterung!'“ Doch seine Bemühungen, das Telefonat als Kommunikationsmittel wiederzubeleben, stoßen auf Widerstand: Seine Mitarbeiter senden ihm weiterhin Sprachnachrichten über Slack.

"Wer ans Telefon geht, hat bessere Chancen auf den Job“

Die Abneigung gegenüber Telefonaten hat konkrete Folgen für die Karrierechancen der jungen Generation. Scott Eastin, 56 Jahre alt, hat festgestellt, dass potenzielle neue Mitarbeiter oft nicht auf Anrufe reagieren, wenn sie für eine Jobgelegenheit kontaktiert werden. "Ich bevorzuge einen weniger kompetenten Kandidaten, der ans Telefon geht“, sagt er. "Wer ans Telefon geht, hat bessere Chancen auf den Job." Diese Präferenz zeigt, dass Kommunikationsfähigkeit und die Bereitschaft, direkte Gespräche zu führen, weiterhin als wichtige Kompetenzen im Berufsleben angesehen werden.

Doch viele Unternehmen erkennen die Notwendigkeit, sich an die Kommunikationspräferenzen der jüngeren Generation anzupassen. Dennoch bleibt die Herausforderung bestehen, dass einige Aspekte der beruflichen Kommunikation – wie das Führen von Telefonaten – unverzichtbar sind. Diese Diskrepanz führt zu Spannungen und erfordert ein Umdenken in der Unternehmenskommunikation.

Hilfe vom Profi

Die Situation ist so ernst, dass einige Unternehmen in den Vereinigten Staaten professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, um die Telefonphobie zu bekämpfen. Mary Jane Copps, bekannt als "Die Frau am Telefon“, bietet ihre Dienste zu einer Tagespauschale von 3000 Dollar an, um Mitarbeiter zu schulen und ihnen die Angst vor dem Telefonieren zu nehmen. Einzelne Sitzungen kosten 195 Dollar pro Stunde. Diese Maßnahmen zeigen, wie tief verwurzelt das Problem ist und welche Anstrengungen unternommen werden müssen, um es zu lösen.

Die goldene Mitte

Trotz alledem sollten Manager bedenken, dass sich die Kommunikation am Arbeitsplatz im stetigen Wandel befindet. Während ältere Generationen Telefonate als direkte und effiziente Kommunikationsmittel schätzen, bevorzugt die jüngere Generation schriftliche Nachrichten und E-Mails. Diese Präferenzunterschiede führen zu Missverständnissen und Herausforderungen im Arbeitsalltag. Die Kunst besteht darin, einen Mittelweg zu finden, der die Bedürfnisse und Vorlieben beider Seiten berücksichtigt. Es wird entscheidend sein, Kommunikationsfähigkeiten zu fördern, die sowohl digitale als auch traditionelle Methoden umfassen.

Es liegt an den Unternehmen, Wege zu finden, um beide Kommunikationsformen zu integrieren und sicherzustellen, dass junge Berufstätige die notwendigen Fähigkeiten entwickeln, um in beiden Welten erfolgreich zu sein.

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