Wie angekündigt ist der Tag der Immobilienwirtschaft (TDI) am Dienstag im Berliner Tempodrom über die Bühne gegangen. Unter dem Veranstaltungsmotto “Resilient. Gemeinsam. Entschlossen. Jetzt erst recht!” fand eine vierstellige Anzahl führender Branchenvertreter zusammen, um sich mit den vielseitigen Chancen wie auch Herausforderungen unserer Zeit zu befassen.
Wie erwartet haben sich die Keynotes beim diesjährigen TDI als Highlight erwiesen. Der Auftakt gebührte dabei Iris Schöberl, der neuen Präsidentin des veranstaltenden Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA). In ihrer Eröffnungsrede monierte sie, dass Verfahren zu viel Zeit in Anspruch nehmen und machte sich für weniger Bürokratie sowie mehr Freiraum in der Umsetzung stark.
Konjunkturstärkung statt staatliche Unterstützung
Noch am Morgen trat Bundesfinanzminister Christian Lindner vor das Publikum in Berlin. Er verteidigte die Verlängerung der Mietpreisbremse als verantwortbar und stellte in Aussicht: "Das wird es für diese Wahlperiode gewesen sein beim Mietrecht.“
Lindner diagnostizierte "eine Anpassungskrise“ und plädierte dafür, "den Markt wieder funktionsfähig“ zu machen. Zu diesem Zweck bräuchten Unternehmen jetzt Planungssicherheit und Verlässlichkeit. Auch die die Möglichkeit der Fünf-Prozent-Sonderabschreibung für Unternehmen fand Erwähnung.
Seine Überzeugung, an der Schuldenbremse festzuhalten, wiederholte der Finanzminister und trat ferner für eine Stärkung der Rentabilität durch Senkung der Zinsen ein – diese dürfe aber nicht durch staatliche Unterstützung mit "geliehenem“ Geld der Bürger erfolgen. Vielmehr seien Maßnahmen zur Stärkung der Konjunktur langfristig zielführend.
Lindner: Bauen muss belohnt werden
Genau wie auch schon Iris Schöberl sprach sich Christian Lindner für einen Bürokratieabbau aus, in dem er eine entscheidende Hilfsmaßnahme für die Branche sieht. Weniger Standards, Normen und Vorgaben seien erforderlich, um "einfacher und schneller bauen“ zu können. Zwischen Brand- und Klimaschutz, Barrierefreiheit oder Photovoltaik werde das Bauen immer teurer statt preiswerter. Wer baut und zum Wohlstand beiträgt, müsse belohnt und nicht etwa bestraft werden.
Durch eine Reform des Baugesetzbuchs – die Novelle sei fertig – stellte Lindner diesbezüglich Erleichterung vor, die Verabschiedung im Kabinett scheitere bislang aber an der Uneinigkeit über das diskutierte Verbot, Miet- in Eigentumswohnungen umzuwandeln.
Generell müsse Deutschland wieder an den alten Erfolgspfad der wirtschaftlichen Stärke anknüpfen, da nur wirtschaftliche Stärke auch geopolitische Stärke bedeute. Allerdings habe die Bundesrepublik in den letzten zehn Jahren 16 Plätze im Wohlstandsindex verloren; der Wohlstand wurde seiner Schilderung nach lange nur verwaltet – und nun sei er aufgebraucht. Abschließend forderte der Finanzminister mehr Gründergeist statt überbordender Regulierungen.
Mehr Wortmeldungen aus Berlin
Die Ökonomische Keynote von Professor Dr. Moritz Schularick, Präsident des Kiel Institut für Weltwirtschaft, befasste sich zunächst mit dem schnellen Wirtschaftswachstum Chinas – oder dessen Ausklingen: Bis 2050 würde es der Volksrepublik voraussichtlich nicht gelingen, die Vereinigten Staaten als ökonomische Großmacht zu überholen. Den deutschen Immobilienpreisen bescheinigte Schularick im ersten Quartal ein volatiles Wesen, wobei sich die Stabilisierung aus dem Vorquartal tendenziell fortsetze und der Preisverfall verlangsame.
Während sich der ebenfalls angekündigte Wirtschaftsminister Robert Habeck aufgrund des Selenskyj-Gastspiels entschuldigen ließ, betonte Klara Geywitz (Ministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen) die Bedeutung der Branche für das gesamte System: "Wenn wir die Bauwirtschaft nicht in Schwung bekommen, wird das mit dem Wirtschaftswachstum nichts“. Als mögliche Maßnahme nannte sie – trotz "Ländersache“ – eine flächendeckende Senkung der Grunderwerbsteuer, um Transaktionen anzukurbeln.
Jan-Hendrik Goldbeck, ZIA-Vizepräsident und geschäftsführender Gesellschafter bei Goldbeck, beklagte, dass der Regulierungsdschungel smartes Bauen verbieten würde und warnte, dass uns der Einbruch der Bauwirtschafts erst noch bevorstehe. Außerdem brach er eine Lanze für serielles Bauen, das längst über Plattenbau hinausgehe und von vielen Menschen heutzutage nicht einmal mehr als solches erkannt werde.
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