Der Titelsong von Die 3. Generation, Percy Hoven als Moderator, Sophie Rosentreter im Außeneinsatz; im Inneren dagegen Andrea, der spätere Sieger John oder natürlich Jürgen und Zlatko: Wer damals gebannt (am Bildschirm) dabei war, wird es bis heute kaum vergessen haben. Die erste deutsche Staffel des von Endemol entwickelten Showkonzepts "Big Brother" hat unser im Jahr 2000 noch völlig unschuldiges Verständnis von Reality-Formaten nachhaltig geprägt. Für RTL II als ausstrahlenden Sender stellte das popkulturelle Phänomen einen bis dahin ungekannten Erfolg dar.
Während auch die zweite Staffel (mit "Nominator" Christian als Star der Stunde) noch Einschaltquoten jenseits der Vier-Millionen-Marke verzeichnen konnte, ist die Nachfrage nach kameraüberwachten Containerbewohnern im aktuellen Jahrzehnt deutlich geringer: Die "Normalo-Staffel" von 2020 erreichte ihren höchsten Zuschauerwert mit der Auftaktfolge und knapp 1,60 Millionen Menschen am Fernsehgerät; auch der Marktanteil von elf Prozent stellte bereits die Bestmarke der gesamten Staffel dar. Im Verlauf der 14 folgenden Wochen wurde er nie wieder zweistellig und bewegte sich – recht grob überschlagen – im Schnitt zwischen fünf und sieben Prozent.
Normalo-Auftaktwoche über Senderdurchschnitt
Anfang des Monats startete nach vier Jahren mit gelegentlichen Promi-Intermezzos eine weitere Staffel mit Menschen aus der Mitte der Gesellschaft. Im guten, alten Fernsehen bekamen Interessenten zum Auftakt jedoch nur die Einzüge der diesjährigen Bewohner zu sehen – der Großteil der abermals auf 100 Tage ausgelegten Show findet auf Joyn statt. Der Streamingdienst der ProSiebenSat.1-Familie bietet neben den gewohnten Tageszusammenfassungen auch einen rund um die Uhr verfügbaren Live-Stream aus dem Containerkomplex.
Dem Branchendienst DWDL zufolge haben den im TV ausgestrahlten Teil des Staffelstarts etwa 990.000 Menschen verfolgt. Ein Marktanteil von sieben Prozent bei den 14- bis 49-jährigen liegt über Senderdurchschnitt und darf damit durchaus als Erfolg verbucht werden. Interessant erschien im Anschluss die Frage, ob oder inwiefern sich der verschobene Ausstrahlungsfokus unter der Woche auf die erste Entscheidungsshow auswirken würde.
Im Schnitt 530.000 Personen bezeugten am vergangenen Montag, wie die 35-jährige Jacqueline aus Bochum als erste Person wieder ausziehen musste. Damit wurde einerseits einer der schwächsten Zuschauerwerte der jüngeren "Big Brother"-Geschichte erzielt – andererseits bedeutet er angesichts der späten Ausstrahlungszeit kurz vor 23 Uhr einen zufriedenstellenden Marktanteil von 6,8 Prozent, der ebenfalls immer noch 0,4 Prozentpunkte über dem zugehörigen Tagesschnitt des Senders liegt. Ungeachtet dessen ist die Verwertung im linearen Fernsehen offenkundig nicht das Hauptaugenmerk von Sat1. Wie schlägt sich das langlebige Format also auf Joyn?
Start auf Streaming-Plattform "übertrifft anvisierte Ziele"
Genaue Abrufzahlen stellen die Verantwortlichen leider nicht zur Verfügung. Allerdings verkündete Joyn noch vor der ersten Entscheidungsshow am Montag, dass die aktuelle "Big Brother"-Staffel der "erfolgreichste Start eines Reality-Programms im kostenfreien Bereich von Joyn" seit Bestehen der Plattform sei. Die Verweildauer von Usern im dauerhaften Live-Stream bewege sich dabei etwa auf dem Niveau der letztjährigen, deutlich kürzeren Staffel mit prominenter Besetzung.
"Das ist wirklich stark! Der Start von 'Big Brother' auf Joyn ist gelungen und übertrifft unsere anvisierten Ziele. Insbesondere der 24/7-Livestream wird hervorragend angenommen", zieht Thomas Münzner, Vice President Content bei Joyn, zufrieden Zwischenbilanz. "Die Zahl der neuen Abonnentinnen und Abonnenten, die sich durch 'Big Brother' für Joyn PLUS+ entschieden haben, liegt ebenfalls über unseren Erwartungen. Gleiches gilt für unsere 'Big Brother'-Inhalte im AVoD-Bereich. Wir sind voller Vorfreude auf die nächsten Monate mit unseren Bewohnerinnen und Bewohnern und natürlich mit dem großen Bruder."
Dass dieser Erfolg nicht durch eine attraktive Alternative im linearen Fernsehen untergraben werden soll, legt auch die dortige Platzierung der Tageszusammenfassungen nahe: Bis in den Dienstagmorgen hinein wurden diese im Anschluss an die Entscheidungsshow auch klassisch verwertet, fielen dabei laut DWDL zeitweise jedoch auf magere 2,3 Prozent Marktanteil zurück.
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