Gigafactory in Grünheide
Anschlag auf Tesla: Wie errechnet sich dreistelliger Millionenschaden?

Am vergangenen Dienstag hat ein Brandanschlag für einen voraussichtlich noch mehrere Tage anhaltenden Produktionsstopp in Europas einziger Tesla-Fabrik gesorgt. Dem Unternehmen zufolge entsteht dadurch ein wirtschaftlicher Schaden in insgesamt neunstelliger Höhe.

Elon Musk blickt auf eine Woche voller Schlagzeilen zurück, auf die er vermutlich lieber verzichtet hätte: Dem Milliardärs-Ranking von Bloomberg zufolge ist Amazon-Gründer Jeff Bezos mit einem Vermögen von rund 200 Milliarden US-Dollar an Musk vorbeigezogen, womit er ihm den Titel des derzeit reichsten Menschen der Welt wieder streitig machen konnte. Genau wie der öffentlich ausgetragene Konflikt mit OpenAI-CEO Sam Altman dürfte das jedoch eher eine Randnotiz für den Tesla-Gründer darstellen – prägendes Thema der letzten Tage war der Anschlag auf die Gigafactory des Fahrzeugherstellers in Grünheide, Brandenburg.

Durch ein vorsätzlich gelegtes Feuer an einem Hochspannungsmast wurde die Energiezufuhr zur einzigen europäischen Tesla-Fabrik gekappt. Auch zehntausende Anwohner waren betroffen. Zu dem Anschlag am vergangenen Dienstag hat sich eine linksextremistische Gruppe bekannt; die Bundesstaatsanwaltschaft ermittelt nun unter anderem wegen verfassungsfeindlicher Sabotage und gemeinschaftlicher Brandstiftung. Der Anfangsverdacht hinsichtlich der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung besteht ebenfalls.

Wie sich die Schadensprognose ergibt

Für Aufsehen sorgte die Angabe von Unternehmensseite, dass Tesla durch den Anschlag ein wirtschaftlicher Schaden ein neunstelliger Höhe ins Haus steht. Werksleiter Andre Thierig nannte diesen Wert mit Verweis darauf, dass täglich etwas mehr als 1000 Teslas in der Gigafactory gefertigt werden. Günstigster Elektrowagen des Herstellers ist aktuell das Tesla Model 3 mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 42.990 Euro.

Seit dem Anschlag am letzten Dienstag steht die Produktion in der Fabrik still und könnte das laut Tesla auch noch bis zum Ende der Woche tun. Gehen wir im Interesse einer sehr vorsichtigen Schätzung davon aus, dass in Grünheide ausschließlich Tesla Model 3 gefertigt werden, genau tausend am Tag, und das wiederum für neun Werktage nicht möglich ist: Allein auf diese Weise ergibt sich ein ausgefallener Umsatz von knapp 387 Millionen Euro.

Daneben muss davon ausgegangen werden, dass der abrupte Abbruch der Produktion die Verschrottung von halbfertigen Karosserien erforderlich macht. Die Tagesschau nennt im Lackierungsprozess oder dem Korrosionsschutzbad steckengebliebene Fahrzeugteile als Beispiel für den zusätzlichen, an dieser Stelle nicht konkreter bezifferbaren, Schaden. Auch ein umfassender Reset der Fertigungsroboter wird als Kostenfaktor erwähnt.

Noch am Dienstag äußerste sich Elon Musk auf dem ebenfalls ihm gehörenden Kurznachrichtendienst X (ehemals Twitter) zur Sache: "Das sind entweder die dümmsten Ökoterroristen der Welt oder sie sind Marionetten derer, die keine guten Umweltziele haben. Die Produktion von Elektrofahrzeugen anstelle von Fahrzeugen mit fossilen Brennstoffen zu stoppen, ist extrem dumm" schrieb er, wobei er die letzten beiden Worte auch im Original in deutscher Sprache verfasst hat.

Die Sicherheitsvorkehrungen am betroffenen Hochspannungsmast sind inzwischen deutlich erhöht worden. Diverse Politiker haben den Anschlag verurteilt; auch Umweltaktivisten haben sich gegen die Nutzung von Gewalt ausgesprochen.

Vor Ort in Grünheide hält sich die Solidarität dagegen in Grenzen: Am Sonntag hat das sogenannte Bündnis für Wasserschutz und Mobilitätswende zur Demonstration aufgerufen. Dessen Hauptforderung lautet "Tesla den Hahn abdrehen" und beklagt vor allem den nennenswerten Wasserverbrauch der Anlage. Die Demo in Grünheide richtete sich allerdings gegen eine geplante Erweiterung des bisherigen Werkes. Dafür müssten "riesige Flächen Wald gerodet werden", wie das Bündnis angibt.

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