Schwächelnder Online-Handel
Otto und E-Commerce: Lichtblicke trotz Umsatzrückgang

| Redaktion 
| 27.02.2024

Der Negativtrend in puncto E-Commerce hat auch vor der Otto Group keinen Halt gemacht. Die in Hamburg ansässige Handelsgruppe erwartet ein beinahe zweistelliges Minus für das ausgehende Geschäftsjahr, scheint jedoch auch Licht am Ende des Tunnels wahrzunehmen – und einen Teil davon strahlt Künstliche Intelligenz aus.

Nach ersten Prognosen werden sich die weltweiten E-Commerce-Umsätze der Otto Group im laufenden Geschäftsjahr 2023/24 auf knapp 10,8 Milliarden Euro verringern. Das entspricht einem Minus von neun Prozent im Vorjahresvergleich. Oder in Geld ausgedrückt: Etwa 972 Millionen Euro. An der Spitze der über 40.000 Personen starken Handels- und Dienstleistungsgruppe ist man allerdings nicht lange um Einordnungen für das zunächst wenig erfreulich anmutende Ergebnis bemüht.

"Im laufenden Geschäftsjahr stand und steht die Ergebnissicherung im Vordergrund. Insofern war mit einem Umsatzrückgang im E-Commerce zu rechnen", verrät Sebastian Klauke, seines Zeichens Konzern-Vorstand für den Bereich E-Commerce, Technologie, Business Intelligence und Corporate Ventures der Otto Group. Er ergänzt: "Hinzu kam, dass das Weihnachtsgeschäft sowohl bei uns als auch im Gesamtmarkt weniger stark als erhofft verlief."

Umsatzrückgang in Relation gesetzt

Tatsächlich decken sich Klaukes Angaben zum Gesamtmarkt mit Beobachtungen des Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland (BEVH), der für das vergangene Kalenderjahr einen Umsatzeinbruch im E-Commerce-Bereich von 11,8 Prozent identifiziert hat. In Anbetracht dessen weist die Otto Group gern darauf hin, dass man mit dem eigenen Minus besser als der Durchschnitt dasteht. Außerdem liegt auch der jüngst erzielte Umsatz immer noch deutlich über dem Vor-Corona-Niveau (etwa acht Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2019 / 2020).

Durch den Rückgang durchschnittlicher Warenkorbgrößen und verringerten Umsatz in mehreren Geschäftsmodellen machte sich bei der Otto Group demnach bemerkbar, dass sich "Konsumklima und Anschaffungsneigung in Deutschland auch im Jahr 2023 auf äußerst niedrigem Niveau" befunden haben.

Für die absehbare Zukunft sieht Sebastian Klauke zumindest "kleine Lichtstreifen am Horizont": "Die Inflation geht zurück, die Menschen haben, auch aufgrund schon erfolgter und noch anstehender, vernünftiger Tarifabschlüsse, wieder mehr Geld zur Verfügung. Gleichzeitig wächst der Anteil derjenigen, die online einkaufen, in nahezu allen Altersgruppen". Kämpferisch stellt er fest: "Die Otto Group ist sturmerprobt und wird gestärkt aus dieser Krise hervorgehen."

KI-Investitionen als Fels in der Brandung

Zu besagten Lichtstreifen zählt sicherlich, dass Klauke noch für das laufende Geschäftsjahr "eine Verbesserung unserer operativen Profitabilität gegenüber dem Vorjahr" erwartet. Ebenso fällt der Otto-Marktplatz durch gesteigerte Partnerumsätze und einen leicht höheren Gesamtwert der getätigten Käufe positiv auf. Für das Geschäftsjahr 2024 / 2025 prognostiziert Klauke außerdem, dass die E-Commerce-Sparte wieder Wachstum aufweist. Trotzdem: "Mit einer spürbareren Erholung rechnen wir allerdings erst in 2025."

Die Otto Group unterstreicht in einiger Ausführlichkeit, dass das "Megathema" Künstliche Intelligenz und die dahingehenden Bemühungen des Konzerns in keiner Weise durch die diesjährigen Umsatzeinbrüche gefährdet sind. Um "die Customer Experience zu verbessern und E-Commerce inspirierender zu gestalten", würden schon jetzt verschiedene Konzerngesellschaften unter dem Dach der Gruppe mit GenAI hantieren.

Von "überragender Bedeutung für die Zukunftsfähigkeit des Handelskonzerns" sei es, diese disruptive Technologie strategisch einzusetzen. Im Fokus steht dabei ein Modell namens ogGPT, das kontinuierlich weiterentwickelt und mittelfristig in ausnahmslos alle Konzerngesellschaften integriert werden soll.

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