Am Freitag, 14. Juni startet die insgesamt 17. Fußball-Europameisterschaft mit dem Eröffnungsspiel zwischen Deutschland und Schottland. Nach der Weltmeisterschaft im Jahr 2006 findet somit erstmals wieder eine Turnierendrunde der Herren in der Bundesrepublik statt. Ein wortwörtliches Heimspiel und eine dankbare Bühne für einen der nationalen Autohersteller, möchte man meinen – von ihnen wird allerdings keiner am möglichen Sommermärchen-Revival teilhaben. VW sponsorte das Turnier vor vier Jahren, kehrt jedoch nicht auf diese Position zurück.
Stattdessen hat die ausrichtende UEFA bereits am vergangenen Freitag verkündet, dass BYD offizieller Partner der UEFA EURO 2024 für E-Mobilität wird. Das chinesische Unternehmen wird demnach „während des Turniers E-Autos für verschiedene Interessenträger zur Verfügung stellen" und soll so zum Erreichen der ESG-Ziele beitragen, die sich der Verband setzt. Nicht weniger als „die bislang nachhaltigste EM-Endrunde" soll nach Vorstellung der UEFA in zehn deutschen Städten stattfinden.
Der chinesische Marktführer übernimmt
„Die Partnerschaft fügt sich umfassend in die Vision der UEFA ein, eine grünere und nachhaltigere Endrunde zu fördern, indem die Begeisterung für den Fußball und das Engagement der UEFA für ökologische Verantwortung zusammengebracht werden", zeigt sich Guy-Laurent Epstein, Marketing-Direktor der UEFA, zufrieden.
Für den neuen Partner ist er erwartungsgemäß voll des Lobes: „Das innovative Unternehmen verfügt über 29 Jahre Erfahrung in moderner Batterietechnologie, genießt weltweit großes Ansehen bei der Produktion sogenannter New Energy Vehicles und gilt als größter E-Fahrzeug-Hersteller der Welt."
Tatsächlich hat sich die Marke vor allem zuhause an der umkämpften Spitze festgesetzt: Wie die Tagesschau seinerzeit berichtete, konnte BYD im vergangenen Frühling erstmals die seit den 1980ern herrschende Dominanz von Volkswagen brechen und mit einem Anteil von elf Prozent neuer Marktführer in China werden. Geschuldet dürfte dieser Erfolg vor allem einer beachtlichen Steigerung der Absatzzahlen sein, die von einem Jahr aufs nächste um 69 Prozent in die Höhe schossen.
Mehr als grüne Motivation
„Mit der Partnerschaft unterstreichen wir insbesondere unser Engagement zur Reduzierung von CO2-Emissionen für eine nachhaltigere Zukunft. Die UEFA EURO 2024 bietet dafür eine einflussreiche Plattform", schildert Michael Shu, Geschäftsführer von BYD Europe. Er betont: „BYD ist entschlossen, E-Mobilität für alle zugänglich zu machen" und möchte den Weg zu grüneren Großveranstaltungen ebnen.
Man muss kein Zyniker sein, um dem chinesischen Automobilhersteller neben dem ökologischen Bewusstsein eine weitere, weniger ausführlich in seinen Presse-Statements dargelegte Motivation zu unterstellen: Wie das manager magazin unter Berufung auf eine Befragung von Horvath & Partners aus dem vergangenen November dokumentiert, sind bisher lediglich zehn Prozent der Teilnehmer aus ganz Europa überhaupt mit der Marke vertraut.
Mit Verweis auf das Kraftfahrtbundesamt gibt die Publikation zudem an, dass im vergangenen Jahr gerade einmal 4139 BYD-Neuwagen in Deutschland zugelassen worden sind, was einem Marktanteil von 0,1 Prozent entspricht. Insofern wird der chinesische Hersteller vor allem daran interessiert sein, seinem Namen insgesamt mehr Klang auf dem europäischen Markt zu verleihen. Während des Turniers sollen dazu auch geschaltete Werbespots, Präsentationsflächen an ausgewählten Spielorten sowie „Hunderte von Veranstaltungen in über 230 Geschäften in 19 Ländern" dienen.
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