Die US-amerikanischen Kollegen von Fast Company haben sechs Menschen mit umfassendem Erfahrungsschatz in der weiten Welt der modernen Technologie nach einer Vorhersage für das frisch angebrochene Jahr befragt. Folgende Thesen kommen direkt aus der Cyber-Kristallkugel:
AI: Mehr Fokus, weniger Hype
Die bei der AI-Plattform Hugging Face beschäftigte Margaret Mitchell hält es für wahrscheinlich, dass mindestens eines der derzeit einflussreichen AI-Modelle deutlich an Relevanz einbüßt. Der 2023 grassierende Hype um Künstliche Intelligenz werde abflauen, da Menschen realisieren, dass es sich nicht um ein Allzweckmittel für sämtliche Probleme handelt. Statt allgemein nutzbarer AI-Modelle sieht Mitchell in diesem Jahr deshalb vor allem solche im Aufwand, die spezifisch auf bestimmte Aufgaben trainiert werden. Vor den offensichtlichen Betrugsrisiken durch computergenerierte Videos, Bilder oder Tonaufnahmen warnt sie vor allem ältere Menschen.
Wahlbeeinflussung unausweichlich
Chris Hankin ist Professor am Institute for Security Science and Technology am Imperial College London und ist sich sicher, dass wir die Gefahren der technischen Manipulation von Wahlen in diesem Jahr besonders genau im Auge behalten müssen. Mit Verweis auf die Parlamentswahlen in der EU und im Vereinigten Königreich oder die US-Präsidentschaftswahl sieht er einige der größten Herausforderungen für 2024 darin, die Cybersecurity beim eigentlichen Wahlprozess zu gewährleisten und gegen gezielte Online-Fehlinformation vorzugehen.
Marken und Creator: Mehr gemeinsame Sache
Der als Social-Media-Experte ausgewiesene Matt Navarra geht davon aus, dass sich die Kooperationen von Marken mit bekannten Content Creatorn – wie zum Beispiel der intensiv durch Logan Paul beworbene Hydration Drink Prime – weiter etablieren. „Das wird von TikTok- und YouTube-Stars angeführt werden", wobei Navarra die Marken und ihre Produkte selbst häufig in der zweiten Reihe hinter den von ihnen umworbenen Persönlichkeiten sieht.
X verliert weitere Werbekunden
Auch mit seiner zweiten These für 2024 lehnt sich Matt Navarra nicht unbedingt weit aus dem Fenster, wenn man die Ende letzten Jahres recht regelmäßig erscheinenden Meldungen zu von X abspringenden Werbekunden bedenkt. Weitere kontroverse Tweets würden dafür sorgen, dass auch unter den bislang treuen Advertisern Rückzüge erfolgen. Seine Einschätzung, dass sich die EU mit ihrem Digital Services Act auf X einschießen wird, um ein Exempel zu statuieren und Durchsetzungsfähigkeit zu demonstrieren, wirkt angesichts eines bereits eröffneten Verfahrens ebenso plausibel.
Instagram schluckt Threads
Hierzulande ist Threads noch keinen ganzen Monat alt, da stimmt Entrepreneur Brendan Gahan bereits den Abgesang auf die X-Alternative aus dem Hause Meta an. Die Nutzung der App sei trotz neuer Features rückgängig, weswegen eine Integration in den ebenfalls zu Meta gehörenden Dienst Instagram die notwendige Schlussfolgerung sei. Dabei sieht Gahan die Geschichte auf seiner Seite, schließlich habe Meta in der Vergangenheit sowohl TikTok als auch Snap und YouTube mit eigenen Diensten angreifen wollen, nur um deren Features nach ausbleibendem Erfolg in Instagram unterzubringen.
Kriminelle Cyberkartelle
Nicht nur bei Wahlen, sondern auch im Unternehmenskontext nimmt Cybersecurity laut Jody Westby, CEO von Global Cyber Risk, im neuen Jahr eine enorm wichtige Rolle ein. Phishing-Attacken mit Deepfakes, AI-generierte Malware-Programme oder andere automatisierte Angriffe seien heute schon eine nervenaufreibende Herausforderung – für die absehbare Zukunft sieht sie jedoch eine regelrechte „Epidemie" auf Organisationen zukommen. Dazu trägt ihrer Prognose nach auch eine zunehmend kartellartige Professionalisierung von Cyberkriminellen bei, die Betroffenen den Kampf durch vielschichtige und undurchsichtige Strukturen umso schwerer macht.
Das Metaverse kommt doch
... aber anders, als Mark Zuckerberg und sein Meta-Imperium seit mehreren Jahren verzweifelt durchsetzen möchten, wenn man Irena Cronin (CEO beim Tech-Berater Infinite Retina) glauben darf. Statt eines Meta-eigenen Headsets wittert sie im irgendwann Anfang 2024 erscheinenden Apple Vision Pro einen Gamechanger, der „potenziell größer als das iPhone" werden könnte. Den Einführungspreis von 3499 US-Dollar für das Apple-Headset scheint Cronin dabei nicht als nennenswertes Hindernis zu erachten.
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