Schauspieler und Studios einig: Der Hollywood-Streik endet

| Redaktion 
| 09.11.2023

Die Traumfabrik ist zurück: SAG AFTRA ringt den Filmstudios nach mehrmonatigem Streik zahlreiche Zugeständnisse ab. Mit sofortiger Wirkung dürfen Darsteller deshalb wieder an die Arbeit gehen.


Wie mehrere US-Medien übereinstimmend berichten, konnte sich die Schauspielergewerkschaft SAG AFTRA mit der AMPTP, der Vereinigung der Hollywood-Studios, einigen. Damit endet ein fast viermonatiger und mehrere Verhandlungsrunden umfassender Streik der Darsteller, deren Vertreter dem letztlich vorgelegten Deal geschlossen zugestimmt haben.

Laut Variety wird jene Vereinbarung am Freitag dem nationalen SAG AFTRA-Gremium vorgelegt, ehe sie von den Mitgliedern ratifiziert werden muss. Schon vor offiziellem Abschluss dieses Vorgangs ist es den Streikenden jedoch gestattet, wieder zu arbeiten.
Mit einer Dauer von insgesamt 118 Tagen handelt es sich um den bislang längsten Streik der Schauspielergewerkschaft, der zwischenzeitlich parallel mit dem Streik der Hollywood-Autoren verlief. Die Writers Guild of America (WGA) nahm ihre Arbeit bereits im September nach 148 Tagen wieder auf.

Worum geht es den Darstellern?

Im Kern forderten die Schauspieler Zusagen zum Schutz vor dem disruptiven Einsatz von Künstlicher Intelligenz, zeitgemäße Regelungen zur Beteiligung an den Einnahmen von Streamingdiensten und insgesamt höhere Honorare.

Diesen Wünschen ist die AMPTP offenbar entgegengekommen: Wie Variety berichtet, sollen die meisten Mindestlöhne um sieben Prozent angehoben werden. Neben einem nicht näher definierten Streaming-Beteiligungs-Bonus wurden den Darstellern außerdem Erhöhungen der Alters- und Gesundheitsvorsorge zugesagt.

Ebenfalls nicht im Detail benannte Schutzmaßnahmen gegenüber KI-Alternativen zu menschlichen Schauspielern sollen implementiert werden; insgesamt ist der Vertrag laut SAG AFTRA mehr als eine Milliarde US-Dollar wert.

Folgen fallen ins nächste Jahr

Im Zuge des Streiks kamen zahlreiche große Film- und Serienproduktionen zum Erliegen. Erst vor kurzem wurde die für den nächsten Sommer angesetzte Premiere des neuen „Mission: Impossible“-Streifens verschoben; weitere Blockbuster werden folgen und teils deutlich später als geplant erscheinen. Der für Konsumenten (auch abseits von Nachrichtenmeldungen) spürbare Effekt des Streiks wird deshalb erst für das kommende Jahr erwartet, in dem die Unterhaltungsindustrie zudem mit empfindlichen Einbußen rechnen muss.

Zahlreiche weltbekannte Schauspieler verzichteten während des Streiks nicht nur auf Dreharbeiten, sondern auch auf die Teilnahme an Promotion-Terminen. Eigentlich für diesen Herbst geplante Streifen wie der zweite Teil der „Dune“-Neuauflage wurden trotz fertiggestelltem Film verschoben, weil die Besetzung nicht zum globalen Rühren der Werbetrommel verfügbar gewesen wäre.

Nimmersatte Stars?

Mitunter ist die von namhaften Berufsvertretern an den Tag gelegte Solidarität mit den Streikenden in den letzten Monaten verzerrt ausgelegt worden. Denn während auch millionenschwere Hollywood-Stars durchaus legitime Sorgen hinsichtlich ihrer Darstellung durch Künstliche Intelligenz haben, zielen die Bemühungen der SAG AFTRA um höhere Löhne insbesondere auf unbekannte Darsteller ab. Statistenrollen zum Beispiel sind einerseits nicht übermäßig lukrativ und sehen sich andererseits besonders großer Bedrohung ausgesetzt, im Interesse weiterer Studio-Ersparnisse durch digitale Alternativen ausgetauscht zu werden.

„Die meisten denken immer an die großen Stars“, wird Duncan Crabtree-Ireland in der Tagessschau zitiert. Er ist einer der SAG-AFTRA-Verhandlungsführer und erläutert: „Aber die meisten unserer 160.000 Mitglieder kämpfen ums Überleben, die verdienen keine 26.000 Dollar im Jahr, um sich eine Krankenversicherung zu leisten.“

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