Die Corona-Pandemie hat in vielen Branchen und Unternehmen das Arbeiten von zu Hause aus eingeführt, und viele Beschäftigte haben sich inzwischen in ihren Heimarbeitsplätzen eingerichtet. Dies bereitet den Führungskräften jedoch zunehmend Sorgen.
Nachdem es eine Zeit lang so aussah, als würde das Homeoffice ein Dauerzustand bleiben, rufen nun immer mehr Unternehmen ihre Mitarbeiter mit Nachdruck zurück ins Büro. Sie versprechen sich davon mehr Kreativität, eine engere Teambindung und eine höhere Produktivität. Bei den Beschäftigten hingegen stößt diese Entwicklung zum Teil auf wenig Gegenliebe und einige versuchen, die Regelungen zu umgehen. So hat sich der Trend des "Coffee Badging" entwickelt.
Was steckt hinter diesem Phänomen?
Viele Unternehmen erlauben ihren Mitarbeitern, von zu Hause aus zu arbeiten, verlangen aber, dass sie an einer bestimmten Anzahl von Tagen im Büro anwesend sind. Beim "Coffee Badging" erscheinen die Mitarbeiter wie gefordert im Büro, verlassen es aber nach wenigen Stunden wieder. In erster Linie geht es darum, dem Vorgesetzten die gewünschte Präsenz zu zeigen bzw. den Tag abgestempelt zu haben.
Präsenz zeigen, dann ab nach Hause
Laut einer aktuellen Umfrage von Owl Labs, einem Anbieter von Technologielösungen für hybrides Arbeiten, praktizieren in Deutschland 38 Prozent der Befragten diese Praxis: "Sie gehen manchmal nur für ein paar Stunden ins Büro, um Präsenz zu zeigen, und gehen dann direkt wieder nach Hause". Weitere 16 Prozent geben an, dass sie es gerne ausprobieren würden. In den USA gaben sogar 58 Prozent an, sich dem "Coffee Badging" anzuschließen. Sie melden sich mit ihrer digitalen Stempelkarte (Badge) an, trinken einen Kaffee und verschwinden wieder.
Laut Frank Weishaupt, CEO von Owl Labs, ist dies jedoch nicht so problematisch, wie es klingt. "Coffee Badging bietet die Möglichkeit einer flexiblen Zeiteinteilung, was für Mitarbeiter sehr wichtig ist", sagte er gegenüber CNBC. Viele Mitarbeiter schätzten das Büro für Besprechungen und den Austausch mit Kollegen. Aber der traditionelle Acht-Stunden-Arbeitstag im Büro sei für sie "nicht mehr so relevant".
Ambivalente Vorstellungen
Befragt wurden insgesamt 12.000 Beschäftigte in den USA und Europa, davon 2.000 in Deutschland. Von den deutschen Befragten sprachen sich 61 Prozent für einen Rechtsanspruch auf Heimarbeit aus. Ein Drittel der Befragten, die ganz oder teilweise von zu Hause aus arbeiten, würde kündigen, wenn der Arbeitgeber sie ins Büro zwingen würde. Sieben Prozent würden sogar sofort kündigen.
Bei den Arbeitgebern ist die Stimmung allerdings anders. Laut einer Umfrage der Unternehmensberatung KPMG unter 1.300 Führungskräften befürworten fast zwei Drittel eine vollständige Rückkehr ins Büro innerhalb der nächsten drei Jahre. Derzeit kommen Büroangestellte im Schnitt 3,2 Tage pro Woche zur Arbeit, wie eine Umfrage des Immobilienspezialisten Jones Lang LaSalle ergab.
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