TikTok-Trend „lazy girl jobs“: Das steckt dahinter

Junge Berufstätige feiern auf social media neuerdings ihre Bequemlichkeit .Ob es sich um einen Akt der Rebellion oder einen alter Hut handelt, darüber gehen die Expertenmeinungen auseinander.

Im Mai schnappte sich die 26-jährige Gabrielle Judge ihr Handy, chillte auf einer Couch vor einer Wolkenkratzer-Tapete und legte los. Mit Schlabber-Look, XXL-Brille und Zöpfen schwärmte sie von „lazy girl jobs": Jobs, bei denen Chillen und Kohle Hand in Hand gehen - Homeoffice inklusive. Ein Tiktok-Hit war geboren.

Unter #lazygirljobs teilen Tiktokker seitdem millionenfach ihren Traumjob: Copy-Paste-Mails, ein paar Anrufe, ausgedehnte Lunchbreaks und Snacks zwischendurch. Kein Bürozwang, Dresscode oder Deadlines. Mehr Hangout als Hamsterrad. Goodbye, Überstundenkultur!

Für die älteren Semester klingt das fast nach Rebellion. Aber die Gen Z, zwischen 1997 und 2012 geboren, sieht Arbeit eher als Mittel zum Zweck und nicht als Lebensinhalt. Warum sich abrackern, wenn die Rentenaussichten düster und die globalen Herausforderungen riesig sind? Der Fachkräftemangel durch den Babyboomer-Ruhestand wird ihnen noch mehr Verhandlungsmacht bringen.

Nicht nur ein Phänomen der Gen Z

Der globale "Job-Overkill" und die Lust auf mehr Lebensqualität zieht durch alle Generationen. Während der Pandemie haben sich viele aus dem Arbeitsalltag zurückgezogen. Manche heimlich, andere offen – Stichwort "Great Resignation". Wieder andere machen nur noch das Nötigste.

Auch in China gibt's den Trend zum Entschleunigen. Junge Chinesen stellen sich gegen die 996-Arbeitskultur und möchten das Leben außerhalb des Büros genießen. Wandern, Reisen, Serien bingen. Das Motto? YOLO – You Only Live Once. Ein globaler Konsens unter den Youngsters.

Ein Schuss ins Knie?

Immer mehr Nutzer warnen davor, im Internet über lockere Jobs zu prahlen, da diese in Gefahr geraten könnten. Sogar die Hashtag-Initiatorin Judge selbst mahnt zur Vorsicht und berichtet von Fällen, in denen solche Posts zum Jobverlust führten.

Expertin Suzy Welch sieht im „Lazy Job“-Trend weniger Faulheit als den Wunsch junger Menschen, Stress und Angst zu vermeiden, erklärt sie in einem Interview mit dem US-Sender CNBC. Nach Meinung der Psychiaterin Jennifer Sotsky, die sich auf Gen Z konzentriert, sind viele durch eine überfürsorgliche Erziehung nicht für Herausforderungen gewappnet. Sie sieht viele junge Erwachsene, die Herausforderungen meiden.

Andere Experten erinnern jedoch daran, dass Vorwürfe von Faulheit gegenüber jungen Generationen nichts Neues sind. Psychologe Gustav Keller meint, dass sich Jugendliche in einer komplizierteren Welt länger entwickeln und Erwachsene oft ungeduldig und mit Vorurteilen reagieren.

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