Private Military Companies, PMC’s, im Alltagssprech Söldnertruppen genannt, haben wieder Konjunktur. Das erklärt Herfried Münkler, Professor für die Theorie der Politik an der Humboldt-Universität Berlin in einem Gastbeitrag in der Printausgabe der Wirtschaftswoche.
Ein Produkt des Neoliberalismus
Im Text über „das neue Zeitalter der Söldner“ heißt es, dass es zu Beginn des 21. Jahrhundert im Dritten Golfkrieg zu einer Art Revival sogenannter Privatarmeen kam. Damals spielte die Truppe von Blackwater eine größere Rolle beim Sturz Saddam Husseins im Irak. Die PMC’s, so Münkler, seien ein Produkt des neoliberalen Imperativs, des „just in time“, also der Vermeidung von Bevorratung und Lagerhaltung. Zumal es weit kostengünstiger ist, bestimmte Typen militärischer Arbeitskraft erst dann anzukaufen, wenn man sicher war, dass sie gebraucht werden. Damals erfassten die Imperative der Betriebswirtschafts die Domäne des Militärs.
Zwar mag bei der Gruppe Wagner einiges anders laufen als etwa bei Blackwater (heute Constellis, siehe Factbox). Doch auch bei Wagner steht Geschäftemacherei im Zentrum. So war es bei der Beteiligung der Truppe beim Krieg in der Ukraine, und so ist es auch jetzt, nachdem sie nach dem missglückten Marsch auf Moskau aus der Sache herausgezogen wurden.
Nach schiefgegangenem Putschversuch: Wagner konsolidiert sich
Seitdem sind Jewgeni Prigoschin und seine Männer dabei, ihr Geschäftsmodell zu konsolidieren. Eine wichtige Rolle dabei spielt Zentralafrika. In Niger etwa hat das Unternehmen seit dem Putsch seine Finger im Spiel. Auf Telegram-Kanälen von Nutzer:innen aus dem Wagner-Dunstkreis heißt es ganz direkt und eigenwillig, dass russische Wagner-Söldner in Staaten Mali, Burkina Faso und der Zentralafrikanischen Republik bei der Befreiung von der westlichen Besatzung geholfen hätten. Dank Wagner habe man sich Stück für Stück dem militärischen Einfluss Frankreichs entzogen und so die Unabhängigkeit zurückerlangt. Und jetzt sei eben Niger dran.
Präsenz in Afrika wird ausgeweitet
Im Zentrum des afrikanischen Geschäftsbetriebs dieser Gruppierung steht Alexander Ivanov, der Leiter der Officer’s Union for International Security (COSI), einer Tarnfirma für Wagner. Im Namen von Prigoschin verkündete Ivanov Mitte Juli in einer Telegramm-Nachricht: Wagner habe keinesfalls vor, seine Präsenz in Afrika zu verringern, sondern sie auszuweiten.
Die zugrunde liegende Idee lautet: "Wagner kämpft in Regionen, in denen instabile Staaten auf der einen Seite und wertvolle Rohstoffe auf der anderen Seite existieren", erläutert Stefan Meister von der Deutschen Gesellschaft für Außenpolitik (DGAP). Die Söldner unterstützen Diktatoren, beispielsweise in Mali und der Zentralafrikanischen Republik, dabei, ihre Herrschaft mit Gewalt zu festigen. Im Gegenzug sichern sich halbstaatliche Unternehmen im Umfeld von Putins Oligarchen exklusive Rechte zur Förderung von Gold, Diamanten oder seltenen Erden. Wagner übernimmt auch die Absicherung von Gas- und Öl-Projekten.
Das Geschäft des Krieges: Privatarmeen weltweit im Einsatz
- Gruppe Wagner Das russische Unternehmen hat Operationen unter anderem in Libyen, Syrien, der Ukraine und Afrika durchgeführt. Es steht im Verdacht, gegen das Völkerrecht verstoßen zu haben und Menschenrechtsverletzungen begangen zu haben.
- Blackwater Heute trägt das inzwischen umstrukturierte US-Unternehmen den Namen Constellis und beschäftigt nach eigenen Angaben etwa 20.000 Mitarbeiter in 45 Ländern. Blackwater wurde ab 2003 von der US-Regierung im Irak-Krieg eingesetzt. Mitarbeiter sollen in Verbindung mit Folterverhören in US-Geheimgefängnissen gestanden haben.
- RSF In Sudan standen die Schnellen Einsatztruppen (Rapid Support Forces, RSF) lange Zeit eng an der Seite des Militärs. Schätzungen gehen von 70.000 bis 150.000 Kämpfern aus. Experten werfen ihnen schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen und Menschenhandel vor. Seit Mitte April kämpfen Armee und RSF in einem brutalen Machtkampf gegeneinander.
- Sadat Defense Offiziell bietet das türkische Privatunternehmen Beratung, Logistik und Training im Bereich Militär und Sicherheit an. Kritiker behaupten, dass es im Auftrag von Präsident Recep Tayyip Erdogan verdeckte Operationen durchführt. Berichte legen nahe, dass Sadat beispielsweise in Syrien und Libyen operiert und womöglich an der Niederschlagung des Putschversuchs gegen Erdogan im Jahr 2016 beteiligt war.
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