Nicht nur die großen Breakdowns prägen unser Leben. Das unterschwellige Rauschen, das uns im Alltag begleitet und oft unbemerkt belastet, kann ebenso zehrend sein. Ein Beispiel: Sie sitzen in einem Meeting und hören vom Vorgesetzten, dass sich ein großer Kunde beschwert hat. Kurz davor hat Ihnen ein Arbeitskollege die Ohren vollgejammert. Er wäre derjenige, der am meisten Arbeit zu erledigen hat und das wenigsten Lob einheimst. Sie denken sich insgeheim, dass dieser Nörgler doch der Faulste in der Runde ist. Dann poppt Ihr Smartphone auf, eine Nachricht über einen unvorhergesehenen Zwischenfall in einem Projekt, das Sie leiten. Es geht um einen Fehler, der asap zu beheben sei. Zuhause erwartet Sie eine Magen-Darm-Grippe, die Ihre beiden Kinder aus der Kita mitgebracht haben. Nichts Schlimmes, meinte der Arzt.
Es sind viele Elemente einer Kette von Ereignissen, die der Managementprofessor Rob Cross und die Autorin Karen Dillon Mikrostressoren nennen. Für sich alleine sind sie alle nicht gravierend. Doch kumuliert und auf Dauer können sie so belastend sein, dass sie Beschwerden nach sich ziehen.
Leistungsträger am stärksten betroffen
Am meisten leiden demnach Leistungsträger unter diesem Phänomen, werden die Experten in der Wirtschaftswoche zitiert. Und diese seien sich dessen meistens gar nicht bewusst. Stattdessen geben sie stets mehr, indem sie die kleinen alltäglichen Stressoren ausblenden und durch gezielte Optimierungsversuche (Joggen, Meditation) ihre Funktionsfähigkeit erhalten.
Davon betroffene Menschen sollten sich bewusst machen, dass sie nicht jeden neuen Ball auffangen und in der Luft halten müssten, heißt es in dem Beitrag. Sie müssten vielmehr lernen, auch mal Nein zu sagen. Cross und Dillon empfehlen etwa, Personen im Team zu identifizieren, die Mikrostress ausüben und Schutzstrategien dagegen zu entwickeln. Wenn beispielsweise ein Vorgesetzter immer neue Ideen einbringt und der Mitarbeiter nicht weiß, wie er sie priorisieren soll, könnte er fragen: „Auf einer Skala von eins bis zehn, wie wichtig ist Ihnen diese Idee?“
Manager: Regeln für die Belegschaft
Führungskräfte sollten unterdessen überlegen, welchen Mikrostress sie selbst bei anderen auslösen und danach Regeln aufstellen um dagegenzuwirken. Zum Beispiel, dass niemand mehr nach 19 Uhr Mails beantwortet oder arbeitet wenn er krank ist, auch nicht kurz.
Generell gilt den beiden Experten zufolge folgende Faustregel: Je mehr Gruppen wir angehören und je tiefer unsere privaten Verbindungen sind, desto weniger anfällig sind für für Stress – für den großen und den kleinen.
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