"Warum es sich lohnt, bei der Arbeit und im Leben die Regeln zu brechen"

Die renommierte Harvard-Professorin und Bestseller-Autorin Francesca Gino kassierte Millionen mit der Forschung über die Ehrlichkeit. Jetzt ist sie offenbar über ihre eigene Unehrlichkeit gestolpert.

Francesca Gino galt als Star in der Welt der Verhaltenswissenschaften. Sie präsentierte ihre Arbeiten auf Konferenzen weltweit, erhielt renommierte Preise und ihre Forschung fand Beachtung auch in Zeitungen, die sich normalerweise nicht für Ökonomie oder Psychologie interessieren. Ihre Studien wurden in The Economist, The New York Times und dem Wall Street Journal vorgestellt, und ihre Arbeit wurde im National Public Radio und CBS Radio diskutiert. Ein Grund dafür war, dass die 45-jährige italienische Forscherin sich mit realitätsnahen Themen wie Motivation, Kreativität und zuletzt zunehmend mit Ehrlichkeit beschäftigte. Sie hielt Vorträge und bekam dafür viel Geld. Gino wurde als eine der 40 besten Business-Professoren unter 40 Jahren und von Thinkers50 ausgezeichnet. Das ist laut Financial Times der Oscar für Management-Vordenker.

Daten manipuliert, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen?

Erlischt jetzt ihr Stern? Wie die NZZ berichtet, wird Gino vorgeworfen, Daten manipuliert zu haben, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen. Ihr neuester Bestseller, der den Titel "Rebellisches Talent. Warum es sich lohnt, bei der Arbeit und im Leben die Regeln zu brechen" trägt, wirft vor diesem Hintergrund ein neues Licht auf sie. Es scheint, als habe Gino diese Empfehlung zu ernst genommen.

Die Harvard Business School hat reagiert und die Professorin beurlaubt. Gino selbst äußerte sich über das soziale Netzwerk LinkedIn und erklärte, sie prüfe die Anschuldigungen, nehme sie ernst und wäge ihre Optionen ab. Es fehlt jedoch der Hinweis, dass die Anschuldigungen unbegründet sind und der Umgang mit den Daten korrekt war. Letzteres wäre auch schwer zu beweisen, da die Forschergruppe Data Colada, die sich auf die Überprüfung verhaltenswissenschaftlicher Studien spezialisiert hat, detailliert über die Verfehlungen berichtet hat.

Die Ironie besteht darin, dass Gino ausgerechnet bei einer Studie zur Ehrlichkeit scheiterte. In einem Experiment wies sie vermeintlich nach, dass Menschen ehrlicher sind, wenn sie am Anfang eines auszufüllenden Dokuments die Richtigkeit der Angaben bestätigen müssen, anstatt dies am Ende zu tun. Dadurch könnten Steuerbehörden oder Versicherungen auf einfache Weise für mehr Ehrlichkeit bei Steuerzahlern oder Versicherten sorgen.

Die Studie wurde häufig zitiert, insbesondere wenn gezeigt werden sollte, wie Menschen durch kleine Eingriffe, sogenanntes Nudging, zu einem gewünschten Verhalten beeinflusst werden können. Es stellte sich jedoch heraus, dass Daten zwischen der Versuchsgruppe und der Kontrollgruppe ausgetauscht wurden. Die Gruppe Data Colada hat bereits vier Studien von Gino als manipuliert bezeichnet. 

UPDATE:

Kommentar schreiben

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV