Praktika lohnen sich heute deutlich mehr als noch vor zehn Jahren. Das ist ein Ergebnis des aktuellen "Future Talents Report", der umfangreichsten deutschen Praktikant:innen-Studie der Unternehmensberatung Clevis. Demnach stieg das Gehalt für freiwillige Praktikant:innen in den vergangenen zehn Jahren von 737 Euro monatlich (2013) auf aktuell 1.164 Euro. Das entspricht einer Steigerung um 58 Prozent und das, obwohl die Gesamtzahl der vergüteten Praktika von 87,8 Prozent im Jahr 2013 auf 78,3 Prozent (2023) gesunken ist.
Interessant: Der Anteil der Nachwuchstalente, die ihr Gehalt als angemessen einstufen, stieg im gleichen Zeitraum nur marginal. Während der Inhalt ihrer Lohntüte im Jahr 2013 für 56,6 Prozent der freiwilligen Praktikanten angemessen war, sind es heute mit 58,2 Prozent nahezu genauso viele wie damals. Insgesamt wurden für die aktuelle Studie 1.947 freiwillige Praktikant:innen befragt.
Gehalt ist kein entscheidender Antrieb
Auch wenn Praktika mittlerweile deutlich besser bezahlt werden als noch vor zehn Jahren, ist das Gehalt keines der treibenden Argumente für oder gegen einen Arbeitgeber in diesem Kontext. Nur 16,6 Prozent der Nachwuchskräfte geben dies als Grund an, sich bei der Suche nach einem Praktikumsplatz für ein Unternehmen zu entscheiden. Zum Vergleich: Den Ruf des Unternehmens nennen 54,9 Prozent der Befragten in diesem Zusammenhang, die individuellen Entwicklungsmöglichkeiten 48,2 Prozent und den Wert des jeweiligen Arbeitsverhältnisses für den eigenen Lebenslauf 38,9 Prozent.
"Das stark angestiegene Gehaltsniveau im Praktikantenumfeld hat sicherlich auch mit der Entwicklung des Mindestlohns zu tun, der 2015 eingeführt und im letzten Jahr noch einmal angepasst wurde. Wir sehen allerdings an unseren Ergebnissen, dass das Gehalt für Future Talents eher ein Hygienekriterium darstellt. Eine gute Bezahlung wird zwar vorausgesetzt, aber andere Kriterien sind ihnen deutlich wichtiger", so Studienleiterin Kristina Bierer von Clevis zur Lohnentwicklung.
Hohe Zufriedenheit
Insgesamt zufrieden mit ihrem Praktikum sind aktuell 79,6 Prozent der befragten Nachwuchskräfte – genauso viele wie noch vor zehn Jahren. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass aktuell 46 Prozent der Befragten in ihrem letzten Arbeitsverhältnis Überstunden leisteten, was 64 Prozent von ihnen auch angemessen fanden. Die meisten Praktikant:innen arbeiten übrigens vor allem deshalb länger, weil sie ein optimales Ergebnis in ihrem Projekt erzielen (22,3 Prozent) oder dieses abschließen möchten (22 Prozent). Nur 6,1 Prozent haben indes das Gefühl, dass die Mehrarbeit von ihnen von Arbeitgeberseite erwartet würde.
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Über die Studie
Für den "Future Talents Report" befragte die Clevis GmbH im zweiten Halbjahr 2022 2.950 Teilnehmer:innen, die ein Praktikum oder eine Werkstudententätigkeit absolvierten.
47,9 Prozent der Teilnehmer:innen waren weiblich, 48,7 Prozent männlich und 1,1 Prozent gaben an divers zu sein (2,3 Prozent blieben ohne Angabe des Geschlechts). Von den Befragten waren 1.947 Praktikant:innen und 1.003 Werkstudent:innen. Das durchschnittliche Alter aller Teilnehmenden betrug zum Zeitpunkt der Umfrage 27,2 Jahre.
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