"Aus Liebe zur Natur" heißt die Kampagne die Lidl vor zwei Wochen gestartet hat, um "über die ökologischen Stärken der Kreislaufflasche" zu informieren. Die Kreislaufflasche, deren Flaschenkörper zu 100 Prozent aus recyceltem PET-Kunststoff (rPET) besteht, sei dem Institut für Energie- und Umweltforschung (Ifeu) zufolge, eine der ökologischsten Flaschen im Vergleich zu den untersuchten marktüblichen Mehrwegflaschen.
"Äpfel mit Birnen" vergleichen
Testimonial der Kampagne ist kein Geringerer als Moderatorenlegende Günther Jauch. "Lidl sagt, das ist eine der ökologischsten Flaschen, ausgerechnet die hier – eine Einwegplastikflasche", sagt der 66-Jährige im Spot des Discounters. Doch nicht jeder scheint von der Message Lidls überzeugt zu sein. Die Supermarktkette und Jauch müssen sich für die Kampagne jetzt einiges an Kritik anhören. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) etwa "warnt" vor der Einwegplastik-Kampagne des Discounters. Die Ökobilanzstudie, auf die sich Lidl beziehe, vergleiche "Äpfel mit Birnen".
Das Unternehmen vergleiche sein eigenes spezifisches Einwegplastik-System nicht mit dem eines spezifischen Mehrweg-Abfüllers, sondern stelle diesem Marktdurchschnittsdaten von Mehrweg gegenüber. "Dabei werden für das Lidl-System neue technische Daten aus dem Jahr 2021/22 und für Mehrweg Zahlen verwendet, die teils vor mehr als zehn Jahren erhoben worden sind. Darüber hinaus verschweigt der Discounter in seinen Werbespots und auf Plakaten, dass die 0,5 Liter Lidl-Einweg-Plastikflasche aus 100-Prozent-Recyclingmaterial ökobilanziell schlechter als Mehrweg abgeschnitten hat", so die Umwelthilfe. "Wir fordern Günther Jauch auf, sich von dieser Einwegplastik-Kampagne zu distanzieren. Wenn sein Engagement auf Fehlinformationen beruht, bieten wir ihm ein Gespräch an."
"Faktencheck" als Konter
Auch Greenpeace kann der Lidl-Kampagne wenig bis gar nichts abgewinnen. "Das ist Greenwashing und klassische Lobbyarbeit", so Viola Wohlgemuth, Recyclingexpertin bei der Umweltorganisation. "Ich finde es armselig, dass sich Günther Jauch dafür hergibt", so ihre harsche Kritik am "Wer wird Millionär?"-Moderator. Dieser weist den Vorwurf, dass er sich vor den Karren habe spannen lassen, um Green-Washing zu rechtfertigen, im Gespräch mit der Neuen Osnabrückner Zeitung zurück. Es handle sich um eine ökologische Getränkeverpackung, "zu der es allerdings noch Aufklärungsbedarf gibt", so Jauch.
Lidl reagierte auf die Kritik mit einem "Faktencheck", der die Korrektheit der Kampagne bestätigen soll. Doch auch dieser wird von der Umwelthilfe ins Visier genommen. Die Kritikpunkte seien nicht widerlegt, sondern vielmehr bestätigt worden, konstatiert DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz.
www.lidl.de
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