LEADERSNET: Sie sind im Investment- und Energiesektor tätig. In Letzterem kommt es nur zögernd bzw. widerwillig zu Innovationen. Stehen wir an einem Wendepunkt hin zu datengetriebenen Geschäftsmodellen?
Qajani: Ja, ich denke, dass der Energiesektor sich langsam aber sicher in Richtung datengetriebener Geschäftsmodelle bewegt. Es gibt mehrere Gründe, warum dies geschieht: Energieunternehmen sind zunehmend unter Kostendruck und suchen nach Möglichkeiten, ihre Effizienz zu steigern und ihre Betriebskosten zu senken. Datenanalyse und -optimierung können dazu beitragen, diese Ziele zu erreichen.
Der Ausbau erneuerbarer Energien hat zu einer dezentralisierten Energieerzeugung geführt, was wiederum eine effektive Steuerung und Überwachung der Energieinfrastruktur erfordert. Datengetriebene Geschäftsmodelle können hierbei helfen, indem sie ein besseres Verständnis der Energieflüsse und -bedarfe ermöglichen. Kunden verlangen zunehmend nach Energieversorgern, die transparent und umweltfreundlich agieren. Datengetriebene Geschäftsmodelle können dazu beitragen, diese Anforderungen zu erfüllen, indem sie einen besseren Einblick in die Energieerzeugung und -nutzung ermöglichen. Insgesamt denke ich, dass datengetriebene Geschäftsmodelle im Energiesektor immer wichtiger werden, um die steigenden Anforderungen an die Effizienz, Nachhaltigkeit und Kundenorientierung zu erfüllen.
LEADERSNET: Das inflationäre Umfeld machte deutlich, wie abhängig wir von anderen Ländern sind, wenn es zur Sicherstellung leistbarer Energie kommt. Was sind mögliche Lösungsmöglichkeiten in naher Zukunft? Welche Rolle spielen in diesem Zusammenhang Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren (ESG)? Was trägt Ihr Unternehmen dazu bei?
Qajani: Eine Möglichkeit besteht darin, verstärkt auf erneuerbare Energien zu setzen und somit unabhängiger von fossilen Brennstoffen zu werden. Auch die Förderung der Energieeffizienz und der Ausbau der Energieinfrastruktur im Inland können dazu beitragen, die Abhängigkeit von Importen zu verringern. In diesem Zusammenhang spielen Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren (ESG) eine wichtige Rolle. ESG-Kriterien werden bei Investitionsentscheidungen immer wichtiger und können dazu beitragen, dass Unternehmen Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Verantwortung in ihre Geschäftsmodelle integrieren. Unternehmen, die ESG-Kriterien erfüllen, sind oft langfristig erfolgreicher und haben ein geringeres Risiko, negative Auswirkungen auf die Umwelt oder die Gesellschaft zu verursachen.
Auch unser Unternehmen setzt sich intensiv mit ESG-Faktoren auseinander. Wir investieren gezielt in erneuerbare Energien und achten bei unseren Geschäftsaktivitäten darauf, sozial- und umweltverträglich zu handeln. Wir sind der Überzeugung, dass Nachhaltigkeit und wirtschaftlicher Erfolg Hand in Hand gehen können und dass es wichtig ist, als Unternehmen Verantwortung für die Umwelt und die Gesellschaft zu übernehmen.
LEADERSNET: Sehen wir derzeit eine Neudefinition von Energie mit saubereren und billigeren Systemen, die die Abhängigkeit von fossilen Ressourcen beenden werden? Wie werden wir enden, wie lange wird es dauern und wie machen wir die Energiesysteme widerstandsfähiger und sauberer?
Qajani: Ja, wir sehen derzeit eine Neudefinition von Energie mit saubereren und billigeren Systemen, die die Abhängigkeit von fossilen Ressourcen beenden werden. Die Welt macht Fortschritte bei der Entwicklung und Einführung erneuerbarer Energien wie Solarenergie, Windenergie, Geothermie, Wasserkraft und Biomasse. Die Kosten für erneuerbare Energien sinken rapide und werden immer wettbewerbsfähiger im Vergleich zu fossilen Brennstoffen. Es ist schwer zu sagen, wie lange es dauern wird, bis wir vollständig von fossilen Brennstoffen unabhängig sind, da es von vielen Faktoren abhängt, wie zum Beispiel von politischen Entscheidungen, Investitionen, technologischen Entwicklungen und Energieverbrauchsmustern.
Es ist jedoch absehbar, dass erneuerbare Energien eine immer wichtigere Rolle bei der Energieversorgung spielen werden. ESG-Faktoren spielen eine wichtige Rolle bei der Neudefinition von Energie, da sie ein Bewusstsein dafür schaffen, dass die Energieversorgung nicht nur wirtschaftlich, sondern auch sozial und ökologisch nachhaltig sein muss. Unternehmen können einen wichtigen Beitrag leisten, indem sie in erneuerbare Energien investieren, ihre Energieeffizienz verbessern und ihre Geschäftspraktiken auf Nachhaltigkeit ausrichten. Mein Unternehmen arbeitet daran, seine Geschäftspraktiken auf ESG-Grundsätze auszurichten, indem es in erneuerbare Energien investiert, die Energieeffizienz verbessert und die Treibhausgasemissionen reduziert.
LEADERSNET: Der Klimawandel schadet der Wirtschaft. Das ist nichts Neues, und wenn wir die damit einhergehenden Probleme nicht in den Griff bekommen, so hat Deutschland bis 2050 mit Kosten in Höhe von mindestens 280 Milliarden Euro zu rechnen. Welche Maßnahmen sollten getroffen werden?
Qajani: Eine der wichtigsten Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels ist die Reduktion von Treibhausgasemissionen. Hierfür sind umfangreiche Investitionen in erneuerbare Energien, Energieeffizienz und eine Verkehrswende erforderlich. Förderung von Innovation und Technologie: Neue Technologien und Innovationen können dazu beitragen, den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft zu beschleunigen und die Kosten zu senken. Um die Entwicklung und den Einsatz dieser Technologien zu fördern, sind Forschungsförderung, Anreize und Regulierungsmaßnahmen erforderlich.
LEADERSNET: Wie schlimm wären die Auswirkungen durch den Klimawandel in Zukunft? Worauf sollte sich die Wirtschaft einstellen?
Qajani: Die Auswirkungen des Klimawandels können sehr schwerwiegend sein, und es ist schwierig, ihre genaue Intensität und den Zeitpunkt, zu dem sie auftreten werden, vorherzusagen. Potenzielle Auswirkungen des Klimawandels könnten zum einen ein steigender Meeresspiegel und damit verbundene Küstenerosion sein, die Küstenstädte und Infrastrukturen beeinträchtigen können. Zum anderen aber auch Verschiebungen in den Verbreitungsgebieten von Tieren und Pflanzen, die Ökosysteme beeinträchtigen und die Biodiversität verringern können.
Die Wirtschaft muss sich auf die Auswirkungen des Klimawandels vorbereiten, indem sie ihre Infrastruktur widerstandsfähiger gegenüber den Auswirkungen von Extremwetterereignissen macht und die Anpassungsfähigkeit ihrer Produktionssysteme und Lieferketten verbessert. Unternehmen sollten auch ihre Emissionen reduzieren und sich auf saubere Energietechnologien umstellen, um zur Reduzierung des Treibhausgasausstoßes beizutragen. Die Regierungen können auch Anreize und Maßnahmen zur Förderung von Nachhaltigkeit und Klimaschutz setzen.
LEADERSNET: Mit welcher allgemein anerkannten Wahrheit zum Klimawandel stimmen Sie generell nicht überein?
Qajani: Der Klimawandel ist eine wissenschaftliche Tatsache, die von einer überwältigenden Mehrheit der Klimaforscher und wissenschaftlichen Organisationen anerkannt wird. Die Diskussionen drehen sich eher darum, wie schnell sich der Klimawandel auswirken wird und wie wir ihn am besten bekämpfen können, als darum, ob er real ist oder nicht.
LEADERSNET: Nach Corona, trifft nun die Inflation und der Krieg in der Ukraine sehr hart. Nur jene Private wie Unternehmen kommen an Finanzierungen und Kredite, welche sie erst gar nicht benötigen. Die derzeitige Inflation trifft jene härter die ohnehin jetzt schon mit wenig ihr Auskommen finden müssen. Was sollte sich ändern, dass wir an die Glanzzeiten von früher wieder aufschließen können?
Qajani: Die wirtschaftlichen Herausforderungen, denen wir derzeit gegenüberstehen, erfordern ein umfassendes politisches, wirtschaftliches und gesellschaftliches Engagement, um langfristige Lösungen zu schaffen. Ein Ansatz könnte sein, die Wirtschaft durch gezielte Investitionen in Innovation und Infrastruktur zu stimulieren und so neues Wachstum und Arbeitsplätze zu schaffen. Eine weitere Möglichkeit wäre, sozial verantwortliche Politik- und Wirtschaftsmaßnahmen zu implementieren, um sicherzustellen, dass die Vorteile des wirtschaftlichen Fortschritts für alle zugänglich sind. Es ist auch wichtig, die Inflation zu bekämpfen, da diese die Kaufkraft der Menschen beeinträchtigen kann.
In Bezug auf die Ukraine-Krise ist es wichtig, dass die politischen Führer der beteiligten Länder ernsthafte Anstrengungen unternehmen, um eine diplomatische Lösung zu finden, die den Konflikt beendet und die Sicherheit in der Region wiederherstellt. Insgesamt müssen wir uns als Gesellschaft bewusst machen, dass wir uns in einem ständigen Wandel befinden und dass wir uns auf Veränderungen einstellen müssen, um erfolgreich zu sein. Wir müssen uns bemühen, gemeinsam eine bessere Zukunft zu gestalten, die für alle zugänglich ist und auf Nachhaltigkeit, Gerechtigkeit und Solidarität beruht.
LEADERSNET: Sie investieren überwiegend im deutschsprachigen Raum. Woran liegt das? Was braucht es in Deutschland, der Schweiz und in Österreich um zu anderen Ländern im Start-up-Bereich aufzuholen? Was sind die kulturellen Differenzen die Sie vorfinden? Sind die Mentalitäten unterschiedlich? Welches Land war das härteste Pflaster?
Qajani: In Bezug auf den Start-up-Bereich gibt es in Deutschland, Österreich und der Schweiz bereits viele erfolgreiche Unternehmen und innovative Gründerinnen und Gründer. Um jedoch aufzuholen und wettbewerbsfähiger zu werden, braucht es unter anderem eine stärkere Förderung von Start-ups durch die Regierung, Investoren und die Industrie sowie eine Verbesserung des Zugangs zu Kapital und Fachkräften. Kulturelle Unterschiede zwischen den Ländern können existieren, aber es gibt auch viele Gemeinsamkeiten, wie zum Beispiel eine hohe Innovationskraft und eine starke Mittelstandskultur. Jedes Land hat seine eigenen Stärken und Schwächen, aber insgesamt sind die Unterschiede nicht so groß, dass man von einem "härtesten Pflaster" sprechen könnte. Vielmehr hängt der Erfolg von Start-ups von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel der Idee, dem Team, der Marktnachfrage und der Finanzierung.
LEADERSNET: Sie kamen durch Ihre Reisen viel umher. Welche Erfahrungen haben Sie mit Osteuropa gemacht? Die Menschen verdienen in Osteuropa weniger als bei uns, jedoch empfindlich niedriger sind deren Lohnnebenkosten. Wir befinden uns in einem globalen Wettbewerb und viele Unternehmen wollen sich das zu Nutze machen. Herrscht dort immer noch Aufbruchsstimmung?
Qajani: Ich kann Ihnen sagen, dass Osteuropa ein interessanter Markt ist und viele Unternehmen, insbesondere im Technologiesektor, sich dort niederlassen. Es gibt in einigen Ländern eine starke Aufbruchsstimmung, insbesondere in Ländern wie Polen, Tschechien, Rumänien und Ungarn, die sich in den letzten Jahren zu wichtigen Zentren für Technologie und Innovation entwickelt haben. Die niedrigeren Lohnnebenkosten in diesen Ländern sind sicherlich ein wichtiger Faktor für Unternehmen, die dort investieren möchten. Allerdings gibt es auch kulturelle und regulatorische Unterschiede, die Unternehmen berücksichtigen müssen, bevor sie in diese Länder expandieren.
LEADERSNET: Denken Sie an Dinge wie Geldanlage und Vorsorge für das Alter? Wie ist Ihr Zugang dazu? Bei der derzeitigen Inflation halbieren sich Ersparnisse und Spareinlagen innerhalb weniger Jahre. Was sind Ihre sicheren Häfen und Wertanlagen?
Qajani: Allgemein gesprochen können verschiedene Anlageformen als sichere Häfen in Zeiten hoher Inflation betrachtet werden, wie beispielsweise Immobilien, Edelmetalle wie Gold, inflationsgeschützte Anleihen oder Diversifikation in unterschiedliche Anlageklassen. Es ist jedoch wichtig, sorgfältig zu recherchieren und die Risiken und Vorteile jeder Anlageform zu verstehen, bevor man investiert.
LEADERSNET: Was würden Sie sagen, ist eine Eigenschaft, die Sie haben, die es Ihnen ermöglicht hat, dieses Geschäft aufzubauen? Waren Sie schlauer als andere oder arbeiteten Sie härter?
Qajani: Aus meiner Erfahrung als Unternehmer und Investor kann ich sagen, dass es meist nicht nur eine bestimmte Eigenschaft oder Fähigkeit gibt, die zum Erfolg führt. Vielmehr spielen verschiedene Faktoren wie Beharrlichkeit, Flexibilität, Risikobereitschaft, Durchhaltevermögen und ein gewisses Maß an Intelligenz eine Rolle. Darüber hinaus können auch gute Netzwerke, die Fähigkeit, strategisch zu planen, und das Talent, Mitarbeiter zu motivieren und zu führen, zum Erfolg beitragen.
LEADERSNET: Was ist der beste Ratschlag, den Sie für ihre berufliche Laufbahn und Ihr Leben je erhalten haben? Was ist die wichtigste Lektion, die Sie aus all dem gelernt haben?
Qajani: Der beste Ratschlag, den viele erfolgreiche Menschen teilen, ist immer hart zu arbeiten, eine Leidenschaft für das zu haben, was man tut, und nie aufzugeben, auch wenn es schwierig wird. Die wichtigste Lektion ist, dass es Rückschläge geben wird, aber es ist wichtig, aus diesen zu lernen und weiterzumachen. Man sollte immer bereit sein, sich weiterzuentwickeln und neue Herausforderungen anzunehmen.
www.greencapital-b.ch
Kommentar schreiben