Jetzt ist die Katze aus dem Sack: Galeria Karstadt Kaufhof wird 52 ihrer derzeit 129 Filialen schließen. Davon betroffen werden laut Unternehmensangaben rund 4.300 Mitarbeiter:innen – davon 4.000 in den Filialen und der Rest in der Essener Galeria-Zentrale sowie den Servicefunktionen wie IT und Facility Management – betroffen sein. Arbeitnehmervertretern zufolge sollen sogar über 5.000 Mitarbeitende ihren Job verlieren. "Die betroffenen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen erhalten das Angebot, in eine Transfergesellschaft zu wechseln", verspricht das Unternehmen.
"Keine positive Fortführungsperspektive"
Es sei geplant, die betroffenen Filialen in zwei Wellen zum 30. Juni 2023 und zum 31. Januar 2024 zu schließen, so die Warenhauskette in einer Aussendung. Für diese Standorte bestehe "angesichts der volkswirtschaftlichen Rahmenbedingen, der lokalen Bedingungen und auch nach intensiven Verhandlungen mit Vermietern und Städten keine positive Fortführungsperspektive", begründet die zu René Benkos Signa Holding gehörende Einzelhandelskette die Schließungen.
An den verbleibenden 77 Standorten will der Warenhauskonzern zukünftig ein neues Konzept implementieren. Das Sortiment werde stärker auf die lokalen und regionalen Bedürfnisse der Kund:innen ausgerichtet sein. Auch die Digitalisierung und damit die Verzahnung von Mobile-, Online- und Filialkaufmöglichkeiten soll vorangetrieben werden. Galeria plant nach eigenen Angaben, in den kommenden drei Jahren alle weiter betriebenen Filialen umfassend zu modernisieren. Durch diese Maßnahmen würden rund 11.000 Arbeitsplätze gesichert werden.
"Mehr Eigenständigkeit für Filialen"
"Das ist zweifellos heute für uns alle ein schwerer Tag. Wir haben in den vergangenen Wochen intensiv um jeden einzelnen Standort gerungen und sind in harte interne wie externe Gespräche gegangen", sagt Arndt Geiwitz, Generalbevollmächtigter Galeria. Das Warenhaus-Unternehmen brauche insgesamt eine höhere Flächenproduktivität. Geiwitz: "Die verbleibenden Filialen haben eine tragfähige wirtschaftliche Perspektive." Das Unternehmen werde sich vor allem in den Segmenten Bekleidung, Beauty und Home eindeutiger positionieren, erklärt der Generalbevollmächtigte: "Attraktive Gastronomie-Angebote und sinnvolle Ergänzungen wie Versicherungen, Schneidereien, Reinigungen oder Bürger-Services machen Galeria künftig zum beliebten Treffpunkt in der Innenstadt."
Galeria-CEO Miguel Müllenbach ergänzt: "Um die lokalen Strukturen zu stärken, geben wir den Filialen mehr Eigenständigkeit. Sie sollen stärker über Sortimente, Schwerpunkte und Abläufe vor Ort entscheiden können." Künftig sollen fünf neue Regionaleinheiten helfen, auch die Prozesse mit dem Service Center in Essen optimal zu verzahnen. "Das Warenhaus in Deutschland hat damit eine Zukunft", ist Müllenbach überzeugt.
"Ein schwarzer Tag für die Menschen bei Galeria"
Scharfe Kritik kommt hingegen von der Gewerkschaft ver.di. "Das ist ein schwarzer Tag für die Menschen bei Galeria. Mögliche Schließungen treffen die Beschäftigten hart. Wieder einmal sind sie es, die die Zeche dafür zahlen müssen, dass Manager ihren Job nicht gemacht haben", erklärt Stefanie Nutzenberger, für den Handel zuständiges ver.di-Bundesvorstandsmitglied. "Wir werden die vorgelegte Schließungsliste genau prüfen. Es muss weiter jede Möglichkeit und Chance genutzt werden, um Filialen zu erhalten."
Die Gewerkschaft kündigt zudem an, gemeinsam mit den aktiven Beschäftigten, "um jeden Arbeitsplatz zu kämpfen". Darüber hinaus benötige Galeria ein neues Management, da mit dem aktuellen "keine Zukunft zu bauen" sei.
www.galeria.de
Kommentar schreiben