Mit der Entscheidung, für die Bild-Gruppe und die Welt-Gruppe unternehmerisch eigenständige Einheiten zu schaffen, wurden bereits Ende letzten Jahres die Weichen gestellt. Jetzt informierten der Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner, Bild-Gruppe-CEO Claudius Senst und Welt-Gruppe-CEO Carolin Hulshoff Pol die Mitarbeiter:innen über einen strategischen Fünf-Punkte-Plan sowie die daraus abgeleiteten Ziele und geplanten Maßnahmen in den zwei Markengruppen und den einzelnen Servicebereichen.
Kernthema ihrer Erläuterungen war, wie die "vollständige Transformation zu einem rein digitalen Medienhaus" gelingen soll. Daneben ging es auch um Qualitätsjournalismus im digitalen Zeitalter, wie die neue organisatorische Aufstellung aussehen soll und warum es notwendig sein werde, gleichzeitig zu sparen und zu investieren, um auch in Zukunft Wachstum und Profitabilität zu garantieren. Thema war auch, was diese Maßnahmen für Auswirkungen auf die Mitarbeiter:innen haben werden.
Ziel: Digital Only
"Unser Ziel ist 'Digital Only'", so Döpfner. Zugleich betonte er, dass die vollständige Umstellung nicht kurzfristig erfolgen werde. "Print ist heute noch profitabel und für Leser:innen und Werbekunden unverzichtbar. Deshalb wird die komplette Umstellung auf Digital noch einige Jahre dauern. Wir müssen uns aber darauf vorbereiten und die Transformation aktiv in Angriff nehmen." Axel Springer habe mit Bild und Welt bereits zwei Phasen der Transformation erfolgreich gestaltet. Im ersten Schritt wurden Digitalangebote ergänzend zu Printangeboten aufgebaut und im zweiten Schritt digitale Abo-Angebote durchgesetzt. Jetzt gelte es die dritte Etappe anzugehen.
Döpfner unterstrich, dass im digitalen Zeitalter und durch die steigende Bedeutung von Automatisierung und Künstlicher Intelligenz (KI) noch stärker als bisher der Journalismus im Zentrum stehen werde: "Journalismus-Kreation wird zum Kern unseres Tuns. Journalistische Produktion wird zum Nebenprodukt, immer mehr technisch gestützt und automatisiert. Das bedeutet Umbau der Redaktionen und Verschiebung von Personal und Kosten. Diese Veränderung zu verstehen, ist essenziell für die Zukunftsfähigkeit eines Verlages." Das Erstellen exklusiver und attraktiver Inhalte werde unersetzlich bleiben und für Medienhäuser noch erfolgskritischer werden. Döpfner: "Überleben wird nur, wer die besten originären Inhalte schafft."
Pionierrolle für die "Welt" und Nr.-1-Rolle für die "Bild"
Laut Carolin Hulshoff Pol soll die Welt "die erste journalistische Marke weltweit werden, die von Print kommt, rein digital sein wird und zudem wirtschaftlich erfolgreicher und relevanter als zu analogen Zeiten" sein wird. Die Welt-Gruppe wolle sich darauf konzentrieren, im digitalen Abonnementgeschäft sowie im Premiumwerbesegment zu wachsen und das TV-Segment weiter auszubauen. Ein "klarer Fokus" werde auf "haltbare digitale Abos" gelegt.
Claudius Senst will sein Hauptaugenmerk bei Bild auf weiteres Wachstum legen und die hohe Reichweite des Boulevardmediums vor allem in der Vermarktung einsetzen. Reichweite bedeute Relevanz, journalistisch und im Werbemarkt. Bis 2026 sollen mehr als 20 Millionen digitale Visits pro Tag auf den Plattformen erreicht werden. Senst: "Bild ist Deutschland, Bild ist die Nummer eins. Das muss so bleiben." Die neue Organisation von Bild und Welt soll "dezentraler, eigenständiger, unternehmerischer, mit mehr Nähe zu Markt und Kunden" geführt werden.
Kündigungen unausweichlich
Döpfner kündigte an, dass man, um zu wachsen, investieren werde, gleichzeitig aber auch sparen müsse. Das Ziel sei, in den nächsten drei Jahren das Ergebnis um rund 100 Millionen Euro durch Umsatzsteigerungen und Kosteneinsparungen zu verbessern. Investieren werde man vor allem in digitale Projekte, journalistische Qualität und in Technologien zeitgemäßer Produktion.
Dabei werde es auch zu einem Stellenabbau kommen. In den Redaktionen würden in erster Linie Stellen bei der Produktion und den Funktionen wegfallen, die durch den Einsatz moderner Technologie schlanker oder ganz überflüssig würden. Eine konkrete Zahl, wie viele Stellen der Verlag abbauen wolle, nannte das Management nicht. Bei Reportern, Autoren, Fachredakteuren wolle man nicht abbauen. Im Gegenteil: Dort solle eher investiert werden, "um den journalistischen Qualitätsanspruch wahren zu können". Eine Jobgarantie bedeute dies jedoch nicht, so das Management: "Denn auch in den Redaktionen werden wir uns von Kolleginnen und Kollegen trennen, wenn bestimmte Profile nicht mehr zu den erforderlichen Kompetenzen passen." Man bemühe sich, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden, dazu habe man mit dem Konzernbetriebsrat bereits ein Freiwilligenprogramm verhandelt.
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