Nahezu jede:r zweite Deutsche (48 Prozent) möchte sich gerne mehr weiterbilden, hat dazu aber entweder nicht genug Zeit oder genügend Geld. Das ist das Ergebnis einer Meinungsumfrage, die das Job-Netzwerk Xing gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut Appinio zum internationalen "Digital Learning Day" (23. Februar) in Deutschland durchgeführt hat.
Demnach geben 42 Prozent der "weiterbildungswilligen" Deutschen an, nicht genug finanzielle Mittel für Weiterbildung zu haben. Ein Drittel derjenigen, die sich weiterbilden wollen, beklagen fehlende Zeit, um sich stärker weiterbilden zu können. Dabei gibt es Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Frauen beklagen vor allem fehlende finanzielle Mittel (47 Prozent), Männer dagegen hindert hauptsächlich fehlende Zeit im Job daran, Weiterbildungsangebote zu nutzen (38 Prozent).
Wertschätzung für Weiterbildung stark ausgeprägt
Grundsätzlich ist die Wertschätzung für das Thema Weiterbildung in Deutschland groß: Rund 94 Prozent der Befragten geben an, dass Weiterbildung eine positive Auswirkung auf die persönliche Entwicklung habe. Mehr als die Hälfte schätzt das Erlernen neuer Fähigkeiten (53 Prozent). Auch hier gibt es geschlechterspezifische Unterschiede: Insbesondere Frauen geht es um die eigene, persönliche Entwicklung (58 Prozent), wohingegen für Männer (40 Prozent) auch die Aussicht auf mehr Gehalt ein Grund ist, sich weiterzubilden.
"Bildungszeit ist eine Investition in die eigene Entwicklung. Gerade in Zeiten scheinbar unbegrenzter Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt ist es wichtig, sich über die eigenen Ziele klarzuwerden und die persönliche Weiterbildung daran auszurichten", sagt Julian Stahl, Arbeitsmarktexperte bei Xing.
In diesen Themen bilden sich die Deutschen weiter
Vor allem das Interesse an Sprachen ist laut Appinio-Befragung bei den Deutschen stark ausgeprägt (39 Prozent), dicht gefolgt vom Interesse, sich in Führungs- und Management-Skills (35 Prozent) weiterzubilden. Dabei sind es besonders Frauen, die sich in den Bereichen Sprachen (41 Prozent) und Soft Skills (35 Prozent) weiterbilden, wohingegen Männer vor allem ihr technisches Wissen (44 Prozent) und ihre Führungs- und Management-Skills (38 Prozent) schulen möchten. Immerhin: Mehr als die Hälfte gab an (56 Prozent), ihr aktueller Arbeitgeber fördere Weiterbildung.
Derzeit fällt die wöchentliche Bildungszeit der Deutschen aber noch gering aus. Ein Viertel der Befragten gibt demnach an, sich gar nicht weiterzubilden. Jeder zweite Befragte räumt sich immerhin mindestens 30 Minuten pro Woche für Weiterbildung ein. Dabei gibt es einen starken Zusammenhang zwischen dem Karrierelevel und dem Umfang der Bildungszeit. So nehmen sich 36 Prozent der Befragten, die in ihrer aktuellen Position eine Führungsverantwortung innehaben, wöchentlich zumindest ein bis zwei Stunden Zeit für Weiterbildung – im Vergleich sind es bei Befragten ohne leitende Funktion lediglich 18 Prozent.
Bildungsurlaub: Anspruch vs. Realität
Auch beim Thema Bildungsurlaub klaffen Anspruch und Wirklichkeit in Deutschland auseinander. Obwohl in vielen deutschen Bundesländern Beschäftigte die Möglichkeit haben, unbezahlten Bildungsurlaub von bis zu zehn Tagen in Anspruch zu nehmen, nutzen diese Option die wenigsten: Drei Viertel der Befragten geben an, dass sie bisher noch nie Bildungsurlaub in Anspruch genommen haben. Bei der Gruppe der Berufseinsteiger sind es sogar 89 Prozent. Der häufigste Grund hierfür ist, dass die Befragten schlicht und einfach nicht wussten, dass sie einen Anspruch darauf haben (36 Prozent). Einzig in der Berufsgruppe der Befragten mit Führungsverantwortung, haben immerhin 41 Prozent ein- oder mehrmals Bildungsurlaub genommen.
"Die Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit beim Thema Weiterbildung kann sich ein Land wie Deutschland in Zeiten fortschreitenden Fachkräftemangels nicht weiter leisten. Jetzt sind die Unternehmen gefordert, massiv in die Förderung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu investieren, um im Kampf um Talente wettbewerbsfähig zu bleiben und Beschäftigte auch langfristig ans eigene Unternehmen zu binden", resümiert Julian Stahl, zu den Ergebnissen der Befragung.
www.xing.com
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